"Der Tod hat nichts Schreckliches an sich"
- "Praktische Ethik" von Peter Singer -





"Der Tod hat nichts Schreckliches an sich"




Dem australischen Philosophen Peter Singer geht es um den Wert des Menschen. Genauer um die Frage, ob es Fälle gibt, in denen man Menschen töten darf. Er sagt „ja“ für den Fall, dass es sich um einen Fötus oder Säugling handelt. Er sagt „ja“, sofern der Mensch eine schwere geistige Behinderung hat. (2)

Charakteristisch für Singers Philosophie ist, dass er in vieler Hinsicht dem Tier größere Rechte zur Erhaltung seines Lebens zumisst, als bestimmten Menschen. So sagt er z.B., dass der Fötus und das geistig behinderte Kind kein Selbstbewusstsein besitzen, dass sie keinen Sinn für die Zukunft haben und dass sie nicht die Fähigkeit besitzen, mit anderen Beziehungen zu knüpfen. (3) Er setzt die Fähigkeiten eines Säuglings mit denen einer Schnecke gleich und macht Tötung davon abhängig, ob ein Wesen schon Wünsche für die Zukunft hat. (4) Er „erlaubt“ deshalb, einen Säugling zu töten mit dem „Argument“: „Tötet man eine Schnecke oder einen 24 Stunden alten Säugling, so vereitelt man keine Wünsche dieser Art, weil Schnecken und Neugeborene unfähig sind, solche Wünsche zu haben.“ (5) Singer möchte, dass Mastrindern das Leben erhalten wird aber er möchte auch durchsetzen, dass kranke Kinder getötet werden. (6)



Das Buch Singers enthält viele Beispiele einer ungeheuerlichen Missachtung der Schöpfung Gottes. So auch zum Thema Abtreibung. Mit einem konstruierten Beispiel will der Autor aufzeigen, dass selbst ein Schwangerschaftsabbruch in einem späteren Stadium der Schwangerschaft aus den trivialsten Gründen (Unwissenheit, Nachlässigkeit, mangelhafte Verhütung) nicht zu verurteilen ist. (7)

„… eine Frau hat vor, sich im Juni einer Bergsteigerexpedition anzuschließen, und im Januar erfährt sie, dass sie im zweiten Monat schwanger ist.“ Und weiter: „… nur das Vergnügen, das ihr das Bergsteigen verschafft“, steht auf dem Spiel. Deshalb sei Abtreibung gerechtfertigt. Singer betont: „Die Schwangerschaft ist nur deshalb unerwünscht, weil sie ungelegen kommt.“ (8) Gut für Singer, dass die Schwangerschaft seiner Mutter ihr nicht ungelegen gekommen ist.


Eine der Säulen, auf denen die Gedanken Singers beruhen, ist die Evolutionstheorie. Er führt es auf die Darwinsche Theorie zurück, dass „die Geschichte, wir seien von Gott nach seinem Ebenbild erschaffen und mit einer unsterblichen Seele begabt“, an Glaubwürdigkeit verloren habe. (9) Darwins Verdienst sei es weiterhin, dass die Unterschiede zwischen Mensch und Tier nun als graduell und nicht mehr prinzipiell angesehen würden. (10) Diese durch Darwin gestützte Annahme macht es Singer möglich zu behaupten, Babys hätten geringere Fähigkeiten als Tiere und deshalb dürfe man Säuglinge töten. (11)

Singer versucht auch mit Hilfe der Evolutionstheorie den Einfluss der Christen auf die Abtreibungsdebatte und die Debatte der Kindstötung Wind aus den Segeln zu nehmen. Er schreibt: „… es gibt zweifellos sehr gute evolutionäre Gründe, weshalb wir uns ihnen (Anmerk.: den Babys) gegenüber als Beschützer fühlen sollten.“ (12) Er stellt aber gleich wieder fest: „Nichts von alledem weist allerdings darauf hin, dass das Töten eines Säuglings ebenso schlimm sei wie das Töten eines (unschuldigen) Erwachsenen.“ (13) Singer schreibt: „Aber ein ausgewachsenes Pferd oder ein Hund sind unvergleichlich vernünftigere und mitteilsamere Lebewesen als ein Kind, das erst einen Tag, eine Woche oder selbst einen Monat alt ist …“ (14)


Was veranlasst Singer dazu, das menschliche Leben so zu verachten, wie es vielleicht nur noch die Nationalsozialisten taten? Was treibt Singer an?

Der Hauptgegner, gegen den Singer opponiert, ist Gott. Er fragt ganz dreist: „Aber weshalb sollte menschliches Leben einen besonderen Wert haben?“ (15) Er antwortet im Prinzip richtig, dass die »Heiligkeit menschlichen Lebens« »religiösen« Ursprungs ist. Und weiter: „Auch werde ich die Lehre nicht so verstehen, als müsse es immer Unrecht sein, menschliches Leben zu töten…“ (16) Singer stellt Gott einen kulturellen Gegenentwurf entgegen. Er versucht quasi ein geistiges Gegengewicht zum Glauben zu schaffen. Er sieht dieses in den „Ursprüngen der westlichen Zivilisation“ bei den Griechen und Römern. Bei ihnen genügte die Zugehörigkeit zur Spezies (Art) Homo Sapiens nicht, um den Schutz des Lebens zu garantieren. Griechen und Römer töteten missgestaltete oder schwache Säuglinge. (17) Singer sagt dementsprechend, dass ein Neugeborenes ebenso wenig einen Anspruch auf Weiterleben wie ein Fötus habe, weil es genauso wie der Fötus kein rationales selbstbewusstes Lebewesen sei. (18) Er beruft sich deshalb auf Römer wie Seneca, die ebenfalls meinten, Infantizid (Anmerk.: Kindstötung) sei die natürliche und humane Lösung des Problems, das sich durch kranke und missgestaltete Säuglinge stellt.“ (19)

Welch ein „Humanismus“, den Singer der Liebe Gottes zu den Menschen entgegenstellt. Dass in unserer Kultur heute keine Kindstötung durchgeführt werde, liegt nach Singers Meinung am »Christentum«: „Unsere heutige Haltung geht auf das Christentum zurück.“ (20) Singer sieht das Übel darin, dass behinderte und schwache Säuglinge deshalb nicht getötet werden, weil sie Menschen sind. (21) Damit wird der Glaube an Gott der zentrale Schutz für menschliches Leben. So wundert es nicht, wenn Singer uns auffordert, den Glauben zu überdenken: „… ist es auch an der Zeit, unseren Glauben, dass das Leben der Angehörigen unserer Spezies heilig sei, zu überdenken.“ (22) Hauptgegner Singers ist Gott, und dementsprechend sieht er die Christen in Bezug auf seine Ziele als den größten Hemmschuh an. So kritisiert er den Einfluss von Christen auf die Abtreibungsdebatte. Er schreibt, »der heutige absolute Schutz des Lebens von Säuglingen« sei Ausdruck einer klar definierten christlichen Haltung. (23)

Gott ist also dafür verantwortlich, wenn sich die menschenverachtenden Vorstellungen Singers nicht durchsetzen. Er sieht im christlichen Glauben seinen Gegner und versucht die unmenschlichen Praktiken der Kindstötung in den antiken Kulturen der Römer und Griechen als humane Alternative zu der Menschenliebe Gottes aufzubauen.

Nur, wie menschenfreundlich waren diese antiken Kulturen? Es wurden nicht nur schwache und kranke Kinder getötet (was soll daran human sein?). Es war in Rom an der Tagesordnung, dass in den Arenen Tiere auf Menschen gehetzt wurden, um das Volk zu belustigen. Das blutige Gemetzel der Gladiatorenkämpfe zeigt, dass es sich um eine dekadente, menschenverachtende Gesellschaft handelte. Solch eine Gesellschaft ist für Singer der Maßstab für Humanität. Ich nenne es Menschenfeindlichkeit. Es wird eine Menschenverachtung im alten Rom deutlich, die gleichermaßen die nationalsozialistische Ideologie wie auch die Vorstellungen Singers antreibt. Es sind Vorstellungen und Ziele, die zwangsläufig die Menschen beherrschen, wenn sie gottlos geworden sind. Es ist so, wie es die Liedzeile beschreibt:

»Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht« (24)


Rolf Urspruch


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Literaturangaben



(1) s. Peter Singer, Praktische Ethik Neuausgabe, Philipp Reclam jun. Stuttgart 2008, S. 225
(2) s. ebenda, S. 123 und 112
(3) s. ebenda, z. B. S. 119
(4) s. ebenda, S. 123
(5) ebenda
(6) ebenda, S. 117
(7) s. ebenda, S. 193 und 197
(8) S. 201
(9) S. 102
(10) s. ebenda
(11) s. ebenda, S. 84
(12) ebenda, S. 220
(13) ebenda
(14) ebenda, S. 84
(15) ebenda, S. 116
(16) ebenda
(17) s. ebenda, S. 121
(18) s. ebenda, S. 219
(19) ebenda, S. 223
(20) ebenda, S. 122
(21) s. ebenda, S. 116
(22) ebenda, S. 122f.
(23) s. ebenda, S. 223
(24) Manfred Siebald, http://www.youtube.com/watch?v=XooGbokZXbM




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