Die "alte Oma"
- eine Weihnachtspyramide -



weihnachtliche Kurzgeschichten
für Kinder und jung Gebliebene:

- Nina und der Weihnachtszettel
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Die Geschichte der "alten Oma"




Jeder kennt sie.
Jeder sieht sie gerade jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit.
Nicht jeder mag sie.

Die Weihnachtspyramide - es gibt sie so verschieden:
Einfache aus Naturholz, bunte mit allerlei Verzierungen am Rand; manche haben drei oder gar vier Stockwerke, auf denen sich Hirten, Könige, Engel drehen; manche haben klingende Glöckchen unter dem Flügeldach...

Die „alte Oma“ ist, wie alle anderen Pyramiden auch, eine von vielen Weihnachtsdekorationen, wenn Mutter sie jedes Jahr in der Adventszeit aus der Schachtel hervor holt.
Von den Kindern hatte sie den Spitznamen irgendwann vor Jahren schon bekommen, weil diese Pyramide schon alt ist; ein Erbstück über zwei Generationen.
Ihr Holz hat schon viele Schrammen und in jedem Jahr kommen, so scheint es, neue Kratzer dazu.
Die „alte Oma“ ist nicht besonders wertvoll, nicht mehr sehr schön anzuschauen und auch schon etwas wackelig „auf den Beinen“.
Aber die Kinder erwarten sie jedes Jahr aufs Neue. Wenn es dann so weit ist, bekommt sie immer den selben Ehrenplatz auf dem Wohnzimmerschrank...

Doch in diesem Jahr passiert etwas, womit Mutter Angela nicht gerechnet hat.
Nein, sie ist nicht kaputt. Die „alte Oma“ hat ja schon so einige Klebestellen, das hätte der Vater schon wieder gerichtet.
Die „alte Oma“ erzählt Mutter ihre Weihnachtsgeschichte:

Mutter sitzt vor dem Gestell der Pyramide und setzt eine Figur nach der anderen ein.
Es gibt nur eine Ebene, auf der sich Hirten, Weise und Schafe um die Krippe drehen wie jedes Jahr.
Noch während die Mutter sich Gedanken darüber macht, was sie den Kindern als Weihnachtsgeschenk kaufen wird; was sie noch alles zu putzen hat, bevor die stille Weihnachtszeit auch für sie beginnen kann ... setzt sie die Pyramidenflügel in die Löcher an der Spitze.

So viel zu tun; so viele Weihnachtskarten noch zu schreiben; bloß niemanden vergessen...
Ob es eine „weiße Weihnacht“ geben wird...?
Wer kennt diesen Stress nicht?
Mit jedem geöffneten Türchen im Adventskalender rückt das „große Fest“ unaufhaltsam näher.
In Gedanken versunken stürmen die Menschen die Kaufhäuser, durchwühlen die Sonderangebote und schmieden Pläne, welch köstliches Festessen sie am Weihnachtstag auf den Tisch zaubern werden.
...im Gedanken gestresst und doch voller Erwartung wie die Kinder auf einen Festtag...


Ja, Mutter ist im Gedanken überall und nirgends.
Die „alte Oma“ steht endlich vollständig vor ihr auf dem Tisch, als Joy sich zu ihr setzt, die Pyramide betrachtet und laut loslacht.
Mutter ist etwas verunsichert und fragt irritiert: „Was? Worüber lachst du?“
Joy deutet mit den Fingern auf die Pyramide.
Mutter schaut noch einmal genauer auf alle Figuren.
Die Krippe steht am richtigen Platz mit dem Baby darin - das Kernstück der „Geschichte“.

Maria, seine Mutter, und Joseph, der lächelnde Vater, beide knien nahe bei ihrem Kind.
Wieder schweifen Mutters Gedanken ab - wie wichtig es doch ist, dass das der Mittelpunkt der „alten Oma“ ist. Kinder sind immer ein Geschenk von Gott, doch dieses Kind...

Das Jesuskind in der Krippe und seine Eltern - wie sehr sich Maria und Joseph damals wohl gefreut haben, als sie das Baby in den Armen hielten?
Aber die Freude war noch größer, viel tiefer, denn dieses Baby, so hatte Gott es selbst versprochen, sollte allen Menschen zum Retter werden- und Maria und Joseph wussten das.
Schau mal hin, siehst du diese Freude?
Gott, dein Schöpfer, wird selbst Mensch, kommt als Baby, klein und hilflos zur Welt.
Genau dort, an der Weihnachtskrippe, beginnt Gott auch deine „Geschichte“ ganz neu.


„Nein, die Krippe ist richtig, Mama!“
Joys Stimme reißt die Mutter heraus.
Wieder zeigen seine Finger auf die Pyramide.
Mutter schaut weiter - die Hirten vielleicht? Oder ist wieder eines der Schafe umgefallen?
Aber selbst der kleine Engel, der an einer Reißnadel befestigt, über den zerlumpt gekleideten Hirten zu schweben scheint, hat noch beide Flügelchen am weißen Rücken...

Wie wohl Engel wirklich aussehen? Mutter geht im Gedanken einen Moment auf das Feld der Hirten in der Nacht, als sie zum ersten Mal Engel sahen und dann gleich so viele...

Die Hirten waren weit weg vom Dorf, bekamen gewöhnlich ja nicht recht viel mit von dem, was die Bewohner in den warmen Häusern taten.
Keiner wäre wohl auf die Idee gekommen, von genau diesen Menschen die „aktuellste Geschichte“ der Zeit zu erfahren - keiner?
Doch - Gott- er begegnet dir nicht, wenn du vor lauter Hektik kaum noch zur Ruhe kommst und eigentlich keine Zeit für solche „Geschichten“ hast.
Gott zeigt sich oft Menschen, die nie und nimmer von sich aus glauben, von Gott selbst als so wertvoll geachtet zu werden, um Engel zu sehen und die rettende Botschaft für alle Menschen zu hören.
Gottes Schönheit, Lichterglanz, Friede und Sicherheit, Ruhe und Rettung von all deiner Schuld - schließ die Augen und öffne dein Herz, dann beginnst du im einfachen Glauben, wie dem der Hirten, zu sehen, was die Engel über den Retter sagten. Diese „Geschichte“ macht es ist hell und ist wahr.


Ein Kichern bricht die Stille und Joy blickt erwartungsvoll in die glasig verträumten Augen seiner Mama.
„Was meinst du denn? Sag schon?“ fordert Mutter ihren Jüngsten auf, als sie den Fehler immer noch nicht gefunden hat.
„Ich meine nicht die Krippe, nicht die Hirten...“

Mutters Blicke schießen nun sofort auf die Weisen und deren prachtvolle Gewänder. Nur die sind ja noch übrig, nur da kann noch der Fehler stecken.
Mutter ist überzeugt, dass wieder ein Fleck auf den Kleidern zu finden ist. Vielleicht von letztem Jahr ein Schokoladenabdruck, weil Jimi, der Jüngste, wieder einmal mit verklebten Fingern mit den „Puppen“ gespielt hatte...?
Wie prächtig diese Weisen gekleidet sind im Vergleich zu den Hirten.
Und dabei waren sie von sehr weit gekommen, hatten sich auf einen einzigen Stern verlassen und waren Tage unterwegs gewesen, bis sie zum Kind in der Krippe gefunden hatten.
Mutig und weise, mit Geschenken im Gepäck, weil sie fest mit einem König rechneten, obwohl im Palast keiner geboren war...

Weit her, sich viel Mühe machen für einen Retter, den du aus der Bibel erkennen kannst, ähnlich wie diese Weisen damals aus ihren Schriften.
Aber damit ist nicht das Besorgen von Geschenken für deine Lieben gemeint oder das Planen des Festessens.
Nein, damit ist eher dein Weg gemeint, den du im Innersten gehst, wenn du dich wirklich auf die Suche machst nach dem Retter.
Die Weisen fanden, wonach sie suchten damals, zwar nicht dort, wo sie zunächst suchten. Der Anblick des Kindes in der Futterkrippe war sicher auch nicht das, was sie sich bei Antritt ihrer Reise unter der Geburt eines Königs vorstellten...
Vielleicht suchst du ja auch gerade an Weihnachten nach Sinn, Freisein von allem, was dich bedrückt und beschäftigt?
...aber Gott verspricht, wer sucht, der wird die „wahre Geschichte“ von Weihnachten und dem Jesuskind finden.
Die Weisen, die Hirten - sie alle machten sich auf den Wegm, sie alle fanden Jesus, den wahren Retter in jener Nacht, weit weg vom Trubel der Stadt Bethlehem...


Langsam platzt Mutter aber auch die Geduld. Sitzt Joy immer noch neben ihr und deutet mit dem Zeigefinger auf die „alte Oma“.
„Zünde doch mal die Kerzen an, Mama, dann wirst du es selbst sehen...“
Joys Stimme ist ernster geworden, als hätte er seiner Mutter etwas wichtiges zu sagen.
Mutter greift nach den Streichhölzern und lässt der Reihe nach alle vier Kerzen leuchten.

Wie sehr die Familie diesen Geruch von Kerzen und Nüssen gerade in der Adventszeit liebt...
Doch plötzlich, gerade noch bevor Mutter von den Gerüchen und Klängen der vergangenen Weihnachtsfeste zu träumen beginnt, fährt ihr ein Ellenbogen in die Seite.

„Schau doch, sie laufen alle in die falsche Richtung. Mama, die Flügel sind falsch ausgerichtet, deshalb gehen sie alle weg von Jesus.“

Alle Figuren sind richtig aufgestellt:
die Hirten, die mit leeren Händen und doch so dankbaren Herzen kamen;
die Weisen, mit wertvollen Geschenken für einem König ...
die Engel, die jubelnd über all dem sangen in ihren hellen leuchtenden Gewändern -
und im Mittelpunkt der Pyramide steht auch die Krippe mit Jesus, dem Retter.

Alles scheinbar richtig; und doch genau so, dass alles falsch herum läuft.
Weihnachten ist ein Fest, dass alle feiern. Den meisten ist diese „Geschichte“, die die „alte Oma“ und so viele andere Pyramiden erzählen, sogar bestens bekannt.
Alles wird äußerlich schön aufgestellt, alles feiert ja das Christfest...
Doch wenn der Antrieb, das Innere, das Wichtigste fehlt, nicht „echt“ nach Gottes Heilsplan schaut, dann geht es Menschen so, wie der „alten Oma “- falsch ausgerichtet.

Die Krippe mit dem Jesuskind steht, bleibt auch nach Jahrhunderten als Angebot Gottes stehen.
Doch nur Menschen, die „echt“ auf dem Weg sind, um den Retter zu finden, nur die gehen mit dem richtigen Antrieb und auf Jesus zu.
Es spielt keine Rolle, was du mitbringst. Hauptsache du gehst in die richtige Richtung, denn dann kommst du wie die Hirten und die Weisen an.


Als Mutter die „alte Oma“ auf ihren Stammplatz stellt an jenem Abend, wird sie nie vergessen, welch schöne Geschichte sie heute durch sie erleben durfte.
Ein Lächeln voller Friede huscht Joy beim Umarmen der Mama über das Gesicht - jetzt hat Mama „Weihnachten verstanden“



Gaby Klaus



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