Fahrt im Nebel
- das Steuer fest in der Hand... -



Fahrt im Nebel






Lange war ich innerlich schon unruhig.
Warum mich mein Gewissen so sehr anklagte mit Dingen aus der Vergangenheit?

War es Gott, der mir irgendetwas noch sagen wollte? War etwas nicht aufgeräumt?
Ich machte mir schon lange, sehr lange Gedanken darüber, denn Gott war mir nicht egal.
Im Gegenteil - Friede mit ihm wäre mir wichtiger als alles andere...
Doch immer wieder tauchten Zweifel auf, ob wirklich Frieden zwischen ihm und mir war.
Es spielten sich Bilder vor meinen Augen ab, die lange zurück lagen, als ich noch bei Menschen Anerkennung, Beachtung, Liebe.... suchte und Gott nur als fremden, fernen Gott erlebte.
An einem dieser Abende ronnen mir wieder die Tränen wie Sturzbäche aus den Augen und meine Seele schrie zu Jesus. Ich verstand nicht, warum ich diesen Frieden nicht empfand, den andere Christen doch als Lebensbasis für ihr Christsein angaben. War mein Glaube nicht stark genug, war meine Schuld zu schwer? Strafte mich Gott, weil ich so ängstlich gewesen war?
Meine Augen waren müde und schwer, brannten wie Feuer von den Tränen; Tränen über meine Schuld, meine Angst und meine Zweifel.
Verloren würde ich sein, wenn Jesus sich nicht irgendwann erbarmte und mir zeigen könnte, was bei mir „anders“ oder „falsch“ lief.
So schleppte ich mich traurig, zornig auf mich selbst und erschöpft, weil wieder kein Friede einkehrte in mein Innerstes, ins Bett und schlief leise murmelnd mit Worten, wie: „Hilf mir doch, hab Erbarmen!“ ein.


Die ganze Nacht über schlief ich unruhig, wachte auf, weil die Wärme unter dem Dach meines Schlafzimmers unerträglich stickig wurde.
Ich öffnete ein Dachfenster, blickte verschlafen in die klare Nacht, trank einen Schluck Wasser, und legte mich wieder auf die Matratze zurück.
Wieder gingen meine Gedanken zurück - seit Jahren wartete ich darauf, dass ich Frieden ganz persönlich mit Gott durch Jesus empfinden würde ... doch immer wieder kamen Zweifel auf, ob ich „alles getan hatte“, was Gott von mir erwartete....

Es muß in den frühen Morgenstunden gewesen sein, dass ich diesen Traum hatte, denn als der Wecker klingelte, war er mir noch ganz in Erinnerung.



Ich fuhr mit meinem Auto in ein nahes Dorf, um den Wochenendeinkauf für unsere ganze Familie zu machen. Es war eigentlich alles wie immer.
Einige Zeit später war mein Kofferraum voll und meine Uhr zeigte mir, ich sollte meinen Sohn vom Kindergarten abholen....
Immer noch alles ganz normal, wie ich es Woche für Woche erlebte.
Die Strecke, die ich nun zu fahren hatte, kannte ich schon ohne zu überlegen, denn ich fuhr sie seit Jahren....
Innerhalb weniger Sekunden, ich war allein auf der Straße, (was schon ungewöhnlich für diese Tageszeit war) fuhr ich in einen furchtbar dichten Nebel hinein.
Woher der eigentlich so plötzlich gekommen war, konnte ich mir genauso wenig erklären, wie die Tatsache, dass weit und breit kein anderes Auto fuhr.
Immer dichter, undurchschaubarer, schwerer auch nur einen Meter vor meiner Autoscheibe zu erkennen, und schließlich wurde ich unruhig.
Wo war nur die Sonne geblieben, die gerade eben noch durch die saftig grünen Baumkronen leuchtete, und wieso sah ich am Straßenrand keine Begrenzungen mehr?
Wo endete dieser Nebel?
Kein Mensch weit und breit- keine Sonne und die Nebelschwaden wurden immer dunkler.
Ein beengendes Gefühl stieg mir in den Kopf und schnürte mir die Luft zum Atmen ab.
Nicht mehr konnte ich sehen, nicht mehr die Motorhaube, keine Lichter von anderen Autos, nicht mal mehr meinen Tacho im Innersten des Wagens erkannten meine müde gewordenen Augen.
Das Auto zu lenken machte, obwohl ich sonst sehr gern fuhr, keinen Spaß.




Ich kurbelte nervös das Fenster herunter. Doch draußen gespenstische Stille: keine Vögel, keine Motorgeräusche, nichts, absolut nichts....
Nichts zu hören, nichts zu sehen- meine Hände klammerte ich um so fester um das kalte Lenkrad.
Irgendwie wünschte ich mich hier weg, egal wohin, Hauptsache weg.

„Die Kinder - sie werden auf mich warten“, schoss es mir mitten in dieser Unruhe auch noch panisch durch den Kopf.
„Ich muss sie doch abholen, muss für sie sorgen, ....“. Würde mir jetzt hier etwas passieren, dann würde ich meine Familie nie wieder sehen, zu mindestens nicht in diesem Leben...
Der Nebel wurde erdrückend dick und mir schien es, als würde er sich nun auch durch das geöffnete Fenster in das Autoinnere drücken.
Gott, hilf doch, wo bist du?

Doch es blieb zunächst totenstill und nur die leichte Reibung der Räder auf der feuchten Straße verursachte ein gleichmäßiges Rauschen.



Der Nebel wurde so dicht, dass ich mir gedanklich schon vorstellte, wie mein Auto in den Straßengraben schoß und dann endlich diese Panik und Anspannung vorbei sein würde...
Und die Kinder? Mein Mann? Was würde das für sie heißen? Unbewusst drückte ich auf das Gaspedal statt auf die Bremse - ich hielt den Nebel nicht mehr aus. Er brachte mich um den Verstand, nicht zu wissen und nicht zu sehen, wohin man fuhr - für mich ein Albtraum...




„Lass einfach deine Hände los, meine geliebte Tochter !“
Eine gleichmäßige, beruhigende Stimme, die Wärme und Ruhe brachte, flüsterte über meine Schulter.
Ich wagte nicht, mich nach ihr um zu drehen.
Sie war mir vertraut.
Aber ich muß doch das Auto lenken, sonst...
„Nimm die Hände vom Lenkrad weg und vertrau mir. Ich will mich um dich und deine ganze Familie kümmern -
nimm die Hände vom Steuer.“

Diese Stimme war vertraut, ich liebte sie..
Und dann passierte es: ich zog die Hände nach oben weg vom Lenker und öffnete meine Handflächen.
„Laß dich fallen, ich bin hier!“
Als ich das hörte, spürte ich Wärme und Liebe, wie sie kein Mensch geben konnte. Und ich wusste im Innersten, wer es war.
„Schön, dass du da bist“, flüsterte ich müde. Ich liebte meine Kinder und meinen Mann, doch es verlor die Bedeutung in SEINER Anwesenheit.
Ich fiel und es tat gut, los zu lassen, denn ich wusste, ER führte das Auto, ER fing mich auf und ER hatte ab nun alles in der Hand...
Als ich aus diesem Traum aufwachte, erinnerte ich mich an ein wärmendes, vertrautes Gefühl, an SEINE Stimme und daran, dass der Nebel plötzlich verschwunden und die Sonne durch die Wolken gebrochen war...

Ich wünschte mir seither schon oft diesen Traum oder andere Begegnungen zurück,...wieder in SEINE Nähe... wieder SEINE Stimme hören können...
und dann gehe ich wieder auf die Knie und gebe Jesus mein „Lebens-Lenkrad“ in seine Hand.... und ich erinnere mich, dass diese Fahrt ein gutes Ende haben wird.







Bild und Text: Gaby Klaus






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