Episoden
- aus dem Leben -





Episoden




Episoden - Beobachtungen
Aus dem Leben
Der Unsichtbare Dritte – er ist allgegenwärtig
Sehen wir mal zu und hören.


Ich bin der eine, da ist der andere, jeder geht so seine Wege.
Aber halt, da ist noch der dritte, er beobachtet uns beide.
Du denkst, du seist alleine, unbeobachtet? Denkste, der dritte
ist immer da. Hat niemand gehört?
Pech gehabt, der dritte hat alles mitgehört.
Du versuchst zu entkommen? Der dritte holt dich ein.
Denk an Jona!!
Er begleitet dich auf Schritt und Tritt, egal ob du ihn siehst,
hörst oder mit ihm rechnest.
Dieser allgegenwärtige, unsichtbare, wir nennen ihn Gott,
lässt sich nicht ausschalten.
Er ist immer an unserer Seite, vor uns, über uns, hinter uns.
Er verpasst nichts.
Du kannst mal der eine oder der andere sein, das musst du
selber herausfinden.
Vielleicht gehst du auch mal im Auftrag des dritten irgendwo hin?
Ich, der eine, sitze heute Morgen in der Fußgängerzone auf
meiner Isomatte, vor mir eine kleine Schachtel mit einigen
Münzen, mein Gepäck steht neben mir. Alle wissen, wer ich
bin, meinen sie jedenfalls.
Eine Mutter drückt ihrem Sohn etwas in die Hand, zeigt auf mich.
Er kommt angelaufen und wirft 50.-Cent in meine Schachtel, ich
bedanke mich.
Ein altes Mütterchen mit Rollator kommt, na, ist das nicht zu kalt
da auf der Erde? fragt sie. Geht so sage ich. Sie wirft mir ein paar
Münzen in die Schachtel und zieht weiter.
Die meisten Leute gehen vorüber. Der soll mal lieber arbeiten
gehen, so denken viele. Ja, würde ich gerne. Aber ohne Wohnung
stellt mich niemand ein und ohne Wohnung gibt mir niemand Arbeit.
Penner, Berber, Strauchdieb?? Nein, ich bin ein Obdachloser.
Der andere sagt: was schert mich das?
Der dritte aber sagt: “Was ihr einem dieser meinen geringsten
Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.“

Ich bin der eine, liege im Krankenhaus, Arbeitsunfall.
Der andere, mein Arbeitskollege, nein er kommt nicht. Er sagt
zu sich: “Ich habe genug um die Ohren.“
Mein Nachbar, mit ihm hatte ich gerechnet. Später sagte er zu mir:
„hatte ich glatt vergessen.“
Der andere, mein Bruder, er sagte: “ich war beim renovieren“, es
ging beim besten Willen nicht.
Warum lassen die anderen mich alle „hängen“?
Wehe du wirst krank, fort bleiben die Freunde.
Der dritte sagt und hebt dabei den Zeigefinger: „Ich war krank und
Ihr habt mich nicht besucht.“

Ich, die eine, sitze in Somalia, habe Hunger. Dem anderen habe
ich einen Brief geschrieben und um eine Spende gebeten.
Bin zwölf Jahre alt.
Doch der andere hat den Brief in den Papierkorb geworfen.
Der andere sagt, das sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
und man wisse ja nie, wo das Geld bleibt.
Und diese Post, die nervt mich langsam.
Jeden Tag kommen solche Briefe.
Man denke ich, was bist du für ein Mensch?
Ich habe ihm noch ein paar Mal geschrieben, aber er hat nie geantwortet, sagt die eine.
Dann hat sich der dritte wieder gemeldet: “Ich war hungrig und ihr
habt mir nicht zu essen gegeben.“
Würde der Appel doch helfen!

Ich, der eine, habe keine Klamotten zum anziehen. Seht, ich laufe
nackt herum. Meine Heimat Äthiopien ist ein armes Land.
Was macht ihr denn mit euren getragenen Sachen?
Der andere sagt: “was geht es dich an“?
Ich sage, kannst du das nicht dem Roten Kreuz spenden?
Sagt der andere: soweit kommt das noch.
Wer weiß, wo die Sachen landen?
Man hört ja so viel.
Ach sagt der andere, Äthiopien ist weit weg.
Aber der dritte hat alles mitgehört, er sagt: “Ich war nackt und ihr
habt mich nicht gekleidet.“

Ich, der eine, werde jeden Tag geschlagen und misshandelt.
Bin ein Kind.
Der andere sagt: ich habe nichts gehört und gesehen.
Aber du wohnst doch nebenan, sage ich.
Der andere sagt: ich höre schlecht, mein Fernseher ist laut, da
kann ich nicht so gut hören.
Aber meine blauen Flecken, die hast du doch gesehen, oder?
Lass mich in Ruhe, sagt der andere.
Ich mische mich nicht in anderer Leute Angelegenheiten.
Was bist du für ein Mensch sage ich.
Ich bin ein Kind.
Aber nicht meines, sagt der andere.
Und der dritte sagt: „Selig, die Barmherzigkeit üben.“

Der eine sagt, mein Nachbar macht mir das Leben zur Hölle.
Der andere sagt: dein Problem.
Kannst du mir nicht mal helfen, frage ich?
Ich mische mich da nicht ein, sagt der andere.
Was gehen mich eure Streitereien an?
Der andere geht, nicht einmischen, sagt er.
Da kommt der dritte und sagt: “Selig die da Frieden stiften.“

Der eine sagt: Mein Gott Walter.
Ich gucke Fernsehen, die andere sagt: kannst du den Fernseher
nicht leiser machen?
Ich sage: Herrgottnochmal, lass mich in Ruhe.
Der eine sagt: O, Gott, o Gott.
Die andere ruft etwas.
Der eine ruft: Himmel, was ist nun wieder?
Und der dritte sagt: „Du sollst den Namen Gottes nicht unnütz
führen.“ – „Geheiligt werde mein Name.“

Sagt der eine: meine „Alten“ sind blöd, verkorkst.
Sagt der andere: So spricht man nicht über seine Eltern.
Halt du dich raus, sagt der eine.
Der andere will was sagen, aber der eine winkt ab.
„Du sollst Vater und Mutter ehren“ sagt der dritte.

Der eine geht in den Supermarkt, er lässt etwas in seiner
Taschen verschwinden.
Sagt die andere: so etwas macht man nicht.
Der andere sagt: die haben Geld genug.
Gehen deswegen schon nicht zugrunde. Halt also die Klappe,
sagt der eine.
Der dritte sagt: „Du sollst nicht stehlen.“

Da steht die eine mit ihren Taschen an der Ampel, hat schwer
zu schleppen.
Sagt der andere: muss die Alte auch so viel einkaufen?
Schaue zur Seite, soll mich nicht anquatschen, habe es eilig.
Die eine sagt. Nein, die Jugend von heute.
Der dritte sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Da sitzt der eine auf der Bank, hat eine Tüte, greift hinein und
lässt es sich schmecken.
Der andere, ein Kind kommt, setzt sich zu ihm. Versucht einen
Blick in die Tüte zu werfen.
Der eine aber dreht sich zur Seite, steht auf, geht weg.
Es sagt der dritte: „Geiz ist die Wurzel allen Übels.“
Ob der eine es verstanden hat?

Kannst du mir mal helfen, sagt der andere.
Ich, fragt der eine?
Was ist denn?
Ich kriege das Schloss nicht auf, sagt der andere.
Dann sehe zu, wie du klar kommst, sagt der eine.
Mein Fahrrad, sagt der andere, das Schloss….
Dann schieb gefälligst, sagt der eine.
Der dritte kommt und sagt: „Du sollst deinem Bruder beistehen.“
Ist er das? Fragt der eine.

Der eine fährt auf der Autobahn, er sieht einen Unfall, nur er ist
Zeuge.
Der andere liegt verletzt vor dem Auto, er blutet.
Nein, nicht anhalten, sagt der eine, dann hast du das am Hals.
Weg, nichts wie weg.
Der andere hebt noch den Arm, will was sagen…
Doch der eine ist schon weg, der gibt Gas!
Aber der dritte ruft ihm nach: “Du sollst nicht töten.“

Der andere hat Betriebsfest, einmal im Jahr, man ist unter sich.
Die andere ist zu Hause, hütet die Kinder, wartet auf den anderen.
Aber der andere feiert, ja, so wie man eben feiert.
Der andere sieht die hübsche Sekretärin, setzt sich zu ihr.
Sie fangen an zu schmusen, dann wird getanzt.
In den Armen der Sekretärin liegt nun der andere.
Die eine weiß ja von nichts.
Pech gehabt, der dritte sagt: “Du sollst nicht ehebrechen.“

Heute ist Sonntag, die eine möchte gerne in die Kirche.
Doch der andere sagt: ich muss unbedingt mein Auto waschen.
Und ich muss noch einiges anderes erledigen.
In der Woche komme ich zu nichts.
Der dritte sagt: „Du sollst den Feiertag heiligen.“

Die andere sagt: Mein Nachbar ist ein Dieb.
Der eine fragt: woher weißt du das?
Nur so, sagt die andere, habe ich im Gefühl.
Ja, ja, sagt der eine.
Und was sagt der dritte: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden.


Nun denke ich, warum mischt sich der dritte in alles ein?
Er will dich bewahren, beschützen, behüten.
Was würdest du alles anstellen Mensch, wenn er nicht wäre?
Mich hat er vielfältig bewahrt.
Mein Leben hat er gesegnet.
Ich bin froh, dass ich nicht alleine gehen muss, er geht mit.
Vor allen Dingen, er ist immer erreichbar, immer da.
Ich stand schon oft vor verschlossenen Türen, bin oft
unverrichteter Dinge abgezogen, weil ich Leute nicht antraf.
Ihn aber, ihn brauch ich nicht zu suchen oder zu fragen: Wo bist du?
Doch sei es dir zur Lehre, der allmächtige ist gegenwärtig.
Scheinbar, aber nur scheinbar, sieht er dem Treiben der Menschen
oft tatenlos zu.
Manchmal denkst du, warum hat er nicht eingegriffen?
Doch, er hat eingegriffen, aber anders, als du es erwartest hast.
Gott ist kein Mensch, sondern eben Gott.



Wolfgang Müller







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