Sieg über die Hölle
- Christoph Blumhardt -





Sieg über die Hölle



Nachfolgend finden Sie die vollständige Online-Fassung des Buches "Sieg über die Hölle" von Christoph Blumhardt, Untertitel: "Die Krankheits- und Heilungsgeschichte der Gottliebin Dittus in Möttlingen."
Das Vorwort stammt von Katja Wolff. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des WFB-Verlages (www.wfb-verlag.de). Die gedruckte Fassung
(ISBN 978-3-930730-33-9) können Sie hier direkt beim Verlag bestellen: Bestellen


Sieg über die Hölle



Einmal kamen 15 solcher Nadeln auf einmal mit solcher Heftigkeit
zur Nase heraus, dass sie sämtlich in der vorgehaltenen
Hand der G. stecken blieben. Ein andermal klagte sie
sehr über Kopfschmerz, und als ich die Hand aufgelegt
hatte, sah ich überall weiße Punkte vorschimmern.
Es waren 12 Stecknadeln, die bis zur Hälfte
noch im Kopfe steckten und einzeln von mir herausgezogen
wurden, wobei sie jedesmal durch ein Zucken
die Schmerzen kund gab. Aus dem Auge zog
ich einmal zwei, dann wieder vier Stecknadeln heraus,
die lange unter den Augenlidern umherspielten,
bis sie ein wenig vorragten, um sachte herausgezogen
zu werden. Nähnadeln zog ich ferner in großer
Menge aus allen Teilen des oberen und unteren Kiefers
hervor. Sie fühlte dabei zuerst unerhörte Zahnschmerzen,
und man konnte lange nichts sehen, bis
sich endlich die Spitzen anfühlen ließen. Dann rückten
sie immer weiter hervor, und wenn ich sie endlich
anfassen konnte, brauchte es noch großer Anstrengung,
bis sie ganz herauskamen. Zwei alte fingerlange
und verbogene Drahtstücke zeigten sich sogar
in der Zunge, und es kostete Zeit und Mühe, bis sie
völlig herausgenommen waren. Um den ganzen Leib
ferner waren unter der Haut zwei lange, vielfach verbogene
Drahtstücke eingewunden, und ich brauchte
mit meiner Frau wohl eine Stunde dazu, bis sie ganz
da waren, und mehr als einmal fiel sie dabei, wie dies
überhaupt oft der Fall war, in Ohnmacht. Sonst kamen
aus allen Teilen des Oberleibes ganze und halbe
Stricknadeln so häufig zu verschiedenen Zeiten, dass
ich im ganzen wenigstens zu 30 schätzen darf. Sie
kamen teils quer, teils senkrecht heraus, nach letzterer
Art namentlich öfters mitten aus der Herzgrube.
Wenn die Nadeln oft schon zur Hälfte da waren,
hatte ich doch noch eine halbe Stunde mit aller Kraft
zu ziehen. Auch andere Dinge, Nadeln verschiedener
Art, große Glasstücke, Steinchen, einmal ein langes
Eisenstück, kamen aus dem Oberleibe.
Ich kann es wahrlich niemand übelnehmen, der misstrauisch
gegen obige Mitteilungen wird; denn es
geht zu sehr über alles Denken und Begreifen. Aber
die fast ein ganzes Jahr hindurch fortgesetzten Beobachtungen
und Erfahrungen, bei welchen ich immer
mehrere Augenzeugen hatte, worauf ich, schon
um üblen Gerüchten vorzubeugen, strenge hielt, lassen
mich kühn und frei die Sachen erzählen, indem
ich völlig versichert bin, was ich schon vermöge des
Charakters der G. sein müsste, dass nicht der geringste
Betrug obwaltet noch obwalten konnte. So oft ich sie
in jener Zeit besuchte, gerufen oder ungerufen, regte
sich wieder etwas; und nach einiger Zeit arbeitete
sich ein Zauberstück aus irgendeinem Teile des Leibes
hervor. Der Schmerz war jedesmal fürchterlich,
und fast immer so, dass sie mehr oder weniger die Besinnung
verlor. Ja, in der Regel sagte sie: „Das mache
ich nicht durch, das ist mein Tod!“ Alles aber wurde
bloß durch das Gebet herausgebracht. Wenn sie zu
klagen anfing, dass sie irgendwo Schmerzen fühle, so
durfte ich nur die Hand, gewöhnlich dem Kopfe, auflegen;
und, durch lange Erfahrung im Glauben geübt,
war ich versichert, jedesmal sogleich die Wirkung
des Gebets, das ich mit kurzen Worten aussprach,
zu erfahren. Sie fühlte auch alsbald, dass die Sache
sich bewegte oder drehte und einen Ausweg suchte.

Durch die äußere Haut ging es am schwersten,
und man fühlte es oft lange, wie sich von innen heraus
etwas vordrückte. Blut floss niemals; auch wurde
keine Wunde verursacht, und höchstens konnte man
noch eine Weile den Ort erkennen, von dem sich etwas
herausgearbeitet hatte, sobald alles durch bloßes
Gebet vor sich ging. Bisweilen aber schnitt sie
sich, vom Schmerze überwältigt, mit einem Messer
ohne mein Beisein die Haut auf, und diese Wunden
waren fast nicht mehr zu heilen. Der Gegenstände
sind es zu viele, als dass ich sie alle aufzählen könnte;
und ich erwähne nur noch das, dass auch lebendige
Tiere, welche ich jedoch selbst zu sehen nicht
Gelegenheit bekam, aus dem Munde kamen, einmal
vier der größten Heuschrecken, die sodann noch lebendig
auf die Wiese gebracht wurden, wo sie alsbald
forthüpften, ein andermal 6-8 Fledermäuse, deren
eine totgeschlagen wurde, während die andern
sich schnell verkrochen, wieder einmal ein mächtig
großer Frosch, der ihr durch eine Freundin aus dem
Hals gezogen wurde, und endlich eine geheimnisvolle
Schlange, eine Natter, wie es scheint, der gefährlichsten
Art, die nur G., sonst niemand, flüchtig sah.
(Doch glaubte ich einen rasch hinfahrenden blinkenden
Schimmerstreifen vom Munde aus über das Bett
hin wahrzunehmen.) Diese Natter verursachte ihr,
nachdem sie aus dem Munde gekommen war, bald
nachher eine Wunde an dem Hals, ein andermal stach
sie sie, während sie mit der Familie zu Tische saß, so
heftig in den Fuß, dass das Bluten fast nimmer aufhören
wollte. Beide Wunden machten ihr wohl ein
Vierteljahr lang Schmerzen, und es war deutlich zu
sehen, dass es gefährliche Giftwunden waren.
Ich kann diese Seite des Kampfes nicht beschließen,
ohne wenigstens einen Fall der schauderhaftesten
Art spezieller zu erzählen. Zu Anfang Dezember
1843 hatte G. ein Nasenbluten, das gar nimmer aufhören
wollte. Wenn sie eben eine Schüssel voll Blut
verloren hatte, so fing‘s wieder an; und es ist unbegreiflich,
wie bei so ungeheurem Blutverluste das
Leben erhalten werden konnte. Auffallend war, dass
das Blut zugleich einen sehr scharfen Geruch hatte,
aber immer besonders schwarz anzusehen war. Der
Grund davon lag in der zauberischen Vergiftung, deren
nachher gedacht werden wird. In dieser Not traf
sie mehrmals der Arzt, der zwar etwas verschrieb,
aber wohl selbst schwerlich viel Hoffnung von der
Wirkung der Arznei hatte. Nun machte ich in jener
Zeit nachmittags 1 Uhr auf einem Gang zum Filial,
der mich an ihrem Hause vorbeiführte, einen kurzen
Besuch bei ihr. Sie war frisch umgekleidet und sehr
erschöpft auf einem Stuhle. Auch war die Stube eben
vom Blut gereinigt worden, das den Morgen vorher
reichlich geflossen war. Sie deutete mir auf dem Kopf
mehrere Stellen und sagte, da stecke etwas; wenn das
nicht herauskomme, so müsse sie sterben. Ich konnte
eben nichts Besonderes fühlen, sagte aber, weil ich
Eile hatte, nach meiner Rückkehr wolle ich wieder
einkehren. Nach mir kam der Arzt, Dr. Spaeth, zu ihr,
der 2 Stunden bei ihr verweilte und sich vieles erzählen
ließ, auch wirklich etwas Hartes an obigen Stellen
fühlen konnte. Er merkte, dass etwas vorgehen werde,
und wollte es auswarten, wurde aber zuletzt schnell
zu einer Niederkunft nach Simmozheim gerufen. Um
4 Uhr befand ich mich wieder in der Nähe des Orts,
da sprang mir jemand entgegen, ich möchte doch
schnell zu G. kommen. Ich eilte, und überall sah ich
voll Schrecken die Leute zum Fenster heraussehen,
die mir zuriefen: „Herr Pfarrer, es tut not!“ Ich trat
ein; aber ein Blutdunst erstickender Art wollte mich
wieder heraustreiben. Sie saß in der Mitte der kleinen
Stube, hatte vor sich einen Kübel, der wohl zur Hälfte
mit Blut und Wasser gefüllt war, und die ganze
Länge der Stube vor ihr und hinter ihr floss eine breite
Blutlache. Sie selbst war über und über mit Blut so
überzogen, dass man die Kleider kaum mehr erkannte.
Denn man denke sich – das Blut rieselte lebhaft
aus beiden Ohren, aus beiden Augen, aus der Nase
und sogar oben aus dem Kopfe in die Höhe. Das war
das grässlichste, das ich je gesehen habe. Es hatten‘s
verschiedene Leute zum Fenster herein bemerkt, obgleich
diese sich scheuten, dazubleiben. Im Augenblick
wollte ich ratlos sein. Doch fasste ich mich; und
ein kurzer und ernster Seufzer brachte vorerst das
Bluten zum Stillstand. Dann ließ ich ihr das Gesicht
waschen, das nicht mehr zu erkennen war, und den
Kopf, worauf ich die Stelle am Kopfe anfühlte, in
der sich etwas befinden sollte. Auf dem Vorderkopfe
oberhalb der Stirn gewahrte ich bald etwas, und ein
kleiner, aber verbogener Nagel bohrte sich empor.
Am Hinterkopfe drehte und arbeitete sich innerhalb
der Haut etwas weiter herab, und endlich kam ein
verbogener Bretternagel zum Vorschein. Das Bluten
aber hatte von nun an ein Ende. Die erste Ohnmacht,
in die sie bei meinem Eintritt fiel, konnte auch
überwunden werden, wie die nachfolgenden, und am
Abende fühlte sie sich wieder ziemlich wohl und gestärkt.
Was könnte ich nicht alles erzählen, wenn ich
Zeit gehabt hätte, ein Tagebuch zu führen!
Unter den vielen Kämpfen, die ich nach obigem zu
bestehen hatte, machte ich mir allerlei Gedanken
über die Art und Weise, wie die Zauberkräfte etwa
angewendet werden, da es mir ein Bedürfnis war,
wenigstens irgend etwas zur Erklärung mir denken
zu können. Natürlich fiel mir dabei ein, dass in Beziehung
auf das Wesen der Materie noch Geheimnisse
obwalten, auf die die Philosophie mit Gewissheit
noch nicht gekommen ist. Dachte ich mir die Materie
als ein Aggregat einer Art von Atomen, wie sie von
manchen Philosophen schon aufgefasst worden ist, so
wäre (stelle ich mir vor), die Zauberkunst nichts anderes
als eine geheimnisvolle, von der finstern Macht
gelehrte Kunst, das Band der einzelnen Atome aufzulösen,
um so den Gegenstand, mit dem sie ihr Wesen
treibt, unkenntlich, ja unsichtbar zu machen und
mittels anderer Gegenstände, z. B. in gewöhnlichem
Essen, dahin zu bringen, da es nach dem Willen dessen,
der die Kunst ausübt, kommen solle, wo sodann
das gelöste Band wieder hergestellt wird und der Gegenstand
wieder als das erscheint, was er vorher war.
So konnte sich G. aus früherer Zeit gut erinnern, dass
sie bisweilen auf das Essen einer Suppe oder anderer
Speisen sogleich etwas Eigentümliches im Hals
oder Leib gefühlt habe, das sie an eine Verzauberung
denken ließ. Einmal warf sie Überbleibsel von einem
solchen Essen einem Huhn vor, das augenblicklich
rasend herumlief und nach einer Weile, wie erstickend,
tot umsank. Sie öffnete Kopf und Hals des
Huhnes, und da steckten zu ihrem Schrecken eine
Menge Schuhnägel. Wie aber sollten andere Sachen
in den Kopf und Leib, wie in den Oberleib kommen?

Erklärend lauteten die Erzählungen der G., wie sie
bei Nacht öfters habe Personen aller Arten und Stände
im Geist zu sich ans Bett kommen sehen. Diese
hätten ihr, während sie dabei immer bewegungslos
gewesen sei, entweder etwas wie Brot in den Mund
gereicht oder andere Glieder ihres Leibes berührt;
und alsbald habe sie Veränderungen in sich gefühlt,
die sich zu den später hervorkommenden Gegenständen
reimten. Jener Bretternagel und der kleinere Nagel,
wodurch das heftige Bluten verursacht wurde,
wurden ihr abends mitten auf der Straße von jemandem,
der einen geistlichen Ornat trug und da wartete,
jedoch nur scheinbar, d. h. im Geiste da war, wie sie
glaubte, durch eine besondere Manipulation in den
Kopf geschafft, wobei sie nicht den geringsten Widerstand
leisten konnte; und alsobald fing das Bluten
an. Einmal traten des Nachts auf gleiche Weise, d. h.
als Geister, drei Männer vor sie, die einen giftigen
Spiritus in der Hand hielten. Sie konnte sich abermals
nicht bewegen. Der eine öffnete ihren Mund,
der andere hielt sie am Kopf, und der dritte wollte
ihr den Spiritus eingießen. Letzteres geschah ein wenig,
und um sie zu ersticken, wurde ihr nun wieder
der Kiefer zusammengedrückt. Der Dampf des Spiritus
ging aber durch die Nase heraus; und sie, die
wenigstens imstande war, noch zu seufzen, blieb gerettet.
Als die Männer merkten, dass sie nichts ausrichteten,
schütteten sie das Glas über den Kopf hin
und entfernten sich. Am Morgen war die Nachthaube
von einem gelblichen, hässlich riechenden Stoffe
ganz zerfressen und ließ sich leicht zerbröckeln. Ein
andermal, da sie wieder in ihrer eigenen Stube lag,
hatte sie abends ihren Rock an die Kammertüre gehängt,
und die Schwester, die mit ihr in einem Bette
lag, wusste gewiss, was in der Rocktasche war, und
dass G. nicht aus dem Bette kam. Letztere aber sah
des Nachts eine Gestalt zu ihrem Rocke gehen, aus
der Tasche ein blechernes Geldbüchschen, wie es die
Bauersleute haben, herausnehmen nebst anderem,
dann vor sie damit hintreten, – und am andern Morgen
wurden unter heftigem Würgen Geldstücke und
das Büchschen von ihr erbrochen. Dies alles führt
darauf, dass gewisse Personen die Kunst besitzen, im
Geiste außer dem Leibe zu sein, wohl nicht immer
mit völligem Bewusstsein. Allein die Gegenstände in
den Leib zu praktizieren, wie soll das zugehen? Auch
darüber gewährt das einigen Aufschluss, dass bei allen
den Gegenständen, die eingezaubert wurden,
immer noch ein verstorbener Mensch oder Dämon
mitwirkte, der allein die Kunst ausübte und mit dem
Gegenstand in den Menschen fuhr. So stellte sich‘s
vielfältig dar; und so kommt es, dass die Besitzung
eigentlich nur um der Zauberei willen da war, und
es sich nicht sowohl um die Heilung einer Besessenen,
als um die Befreiung einer bezauberten Person
handelte. dass aber die Gegenstände nicht wirklich
töteten, wie die Finsternis beabsichtigte, daran war
eine besondere Bewahrung Gottes schuld, die sich
auf eine auffallende Weise mit dem Eintritt des Zaubers
schon dadurch zu erkennen gab, dass G. fortan
zunächst wenig Empfindung von den Gegenständen,
die in ihr waren, hatte, bis die Zeit kam (manches
muss über 2 Jahre in ihr gelegen sein), dass diese wieder
entfernt werden sollten. Daher ferner, dass ein
Dämon immer sozusagen der Wächter der Gegenstände
war, kam es, dass der Zauber oft erst durch
meine Anwesenheit und besonders, wenn ich mich,
auch abwesend, für sie zum Beten bewogen fühlte,
in Bewegung gebracht wurde, und dass in der Regel
vor oder nach Entfernung des Zaubers ein Dämon
ausfuhr. Das aber bin ich fest überzeugt, dass, wenn
ich einmal einem Unglauben mich hingegeben hätte,
als wäre es nicht möglich, durch das alleinige Gebet
auch das unmöglich Scheinende vollbringen zu
können, G. verloren gewesen wäre. Ich fühlte mich
jedoch immer so gestärkt, dass ich alles meinem Heilande
zutraute; und der Gedanke, den ich mit jedem
Tage zuversichtlicher fassen durfte, dass durch diesen
Kampf der schwarzen Kunst der Zauberei ein
empfindlicher Stoß gebracht werden müsse, ließ
mich auch bis aufs äußerste ausdauern.

Das eben Gesagte war Ergebnis vieler Erfahrungen
und Beobachtungen und beständigen Nachdenkens
über die seltsamen Erscheinungen. Ich kann mich
aber nicht enthalten, die allmählich gewonnenen
Schlüsse, die mich mit ziemlicher Sicherheit in das
Wesen der Zauberei hineinblicken ließen, noch weiter
auseinanderzusetzen. Nach dem obigen wirkte
zur Ausübung der Zauberei ein verstorbener und ein
lebender Mensch zusammen. Durch die früher geschilderten
Abgöttereien nämlich kann es geschehen
und geschieht es auch leider bis zu einer schauderhaften
Ausdehnung, dass ein Mensch, ohne es zu wissen
und zu merken, im Geiste vom Satan gebunden
wird, so dass der Geist, freilich ein psychologisches
Rätsel, vom Leibe abwesend sein kann, selbst, wenn
die Seele, wie es scheint, im Leibe gegenwärtig
bleibt. Im Geiste wird er in Verkehr und Gemeinschaft
mit andern, auf gleiche Weise gebundenen
Menschen gebracht, sowie mit Verstorbenen, die
auch mehr oder weniger im Leben sich gebunden
hatten. Die letzteren sind es eigentlich, die die Zauberei
ausüben; während die ersteren zur Herbeischaffung
der Materialien angehalten werden. Wider ihren
Willen müssen die Lebenden (so konnte es aus mancherlei
Äußerungen der Dämonen geschlossen werden),
die durch Sympathie usw., wie auch durch freche
Flüche, durch grobe Fleischessünden usw. an den
Satan gebunden sind, im Geiste diesem zu Dienst
sein, wiewohl dieser Zwang nach dem Grad der Vergehungen
in Abgöttereisünden verschieden ist. Ich
wurde zuletzt von selbst darauf hingeleitet, mir ein
gewisses satanisches Komplott zu denken, durch
welches allmählich nach dem Plane Satans alle Menschen
heimlich und mit List sollten von Gott abgezogen
werden, damit so Satans Reich allgemeiner und
Christi Reich vernichtet würde. Hier hatte die finstere
Macht um so mehr Glück, weil alles in der tiefsten
Verborgenheit vor sich ging, und wo sich etwas kund
tat und merklich machte, niemand auch nur im geringsten
darauf bedacht war, mit Mut und Glauben
ihr entgegenzutreten. Die meisten sogenannten Hexen
und Hexenmeister, denen man allerlei Unglück,
Krankheit, Plagen an Menschen und Vieh zuschreibt,
sind, was sie etwa in dieser Art sind, ohne ihr Wissen
und haben höchstens je und je ein Gefühl davon, was
sie im Geiste tun, ohne dieses Gefühl sich erklären
zu können. Es sind also jedenfalls höchst unglückliche
Menschen, und es folgt daraus, dass die Beschuldigung
eines lebenden Menschen in der Regel eine
Unbarmherzigkeit ist und von vornherein völlig verworfen
werden muss, weil sie zu keinem Resultate
führen kann, indem die Beschuldigten oft völlig unschuldig
sind, und wenn nicht (ergänze: immer),
doch in der Regel, wenn man sie auch, wie in Hexenprozessen
geschehen ist, mit Marterwerkzeugen zum
Geständnis bringen will, sich als unschuldig betrachten.



Christoph Blumhardt

Fortsetzung:
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