Sieg über die Hölle
- Christoph Blumhardt -





Sieg über die Hölle



Nachfolgend finden Sie die vollständige Online-Fassung des Buches "Sieg über die Hölle" von Christoph Blumhardt, Untertitel: "Die Krankheits- und Heilungsgeschichte der Gottliebin Dittus in Möttlingen."
Das Vorwort stammt von Katja Wolff. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des WFB-Verlages (www.wfb-verlag.de). Die gedruckte Fassung
(ISBN 978-3-930730-33-9) können Sie hier direkt beim Verlag bestellen: Bestellen


Sieg über die Hölle



Das hieße, wie ich längst überzeugt war, Teufel
mit Teufel vertreiben. Ich erinnerte mich alsobald an
die Warnung, die ich schon einmal bekommen hatte,
da ich damit umging, etwa den Namen Jesu an
die Türe der Wohnung der Kranken zu heften oder
sonst so etwas zu versuchen, weil eben ein guter Rat
oft schwer zu finden war. Unter solchen Gedanken
las ich morgens die Losung der Brüdergemeinde jenes
Tages, welche lautete: „Seid ihr so unverständig?
Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr‘s denn nun
im Fleisch vollenden?“ Gal. 3, 3. Ich verstand den
Wink, und Gott sei gepriesen, der mich geleitet hat,
stets bei den lauteren Waffen des Gebets und Wortes
Gottes zu bleiben! Soll, durchfuhr es mich, gläubiges
Gebet nicht auch wider obige Satansmacht, worin
sie nun bestehen möge, etwas auszurichten vermögen?
Was sollen denn wir arme Menschlein machen,
wenn hier nicht direkte Hilfe von oben zu erflehen
ist? Ist Satan hier im Spiel, ist‘s recht, es dabei zu
belassen? Und kann das nicht durch den Glauben an
den wahrhaftigen Gott niedergetreten werden? Wenn
Jesus gekommen ist, die Werke des Teufels zu zerstören,
soll solches nicht hier vornehmlich festgehalten
werden? Gibt‘s eine Zauberei und Hexerei, ist‘s
nicht Sünde, sie unangetastet ihr Spiel treiben zu lassen,
wenn eine Gelegenheit sich zeigt, ihr mit Ernst
die Spitze zu bieten? Mit solcherlei Gedanken
arbeitete ich mich in den Glauben an die Kraft des Gebets
auch in dieser Sache, bei welcher kein anderer
Rat sonst übrig war, hinein, und ich rief der Kranken
zu: „Wir beten, sei‘s was es wolle, wir probieren‘s,
wir verspielen wenigstens nichts mit dem Gebet; und
auf Gebet und Gebetserhörung weist uns die Schrift
fast auf jeder Seite; der Herr wird tun, was Er verheißt!“
So entließ ich sie mit der Versicherung, ihrer
gedenken zu wollen, und mit der Weisung, mir wieder
Bericht zu bringen. Der gefürchtete Freitag war
schon der folgende Tag. Es war der Tag, nach welchem
nach mehrmonatiger Dürre gegen Abend das
erste Gewitter am Himmel erschien, für mich ein unvergesslicher
Tag. Während die Kranke abends 6 Uhr
unter der Haustüre ihres Vetters hinging, überfielen
sie, wie sie erzählte, die Gestalten, und starke Blutungen
begannen. Sich umzukleiden, eilte sie in ihre
eigene Wohnung; und während sie auf dem Stuhle
dort saß, war es ihr, als müsste sie unaufhörlich etwas
einschlucken, das sie nach einigen Augenblicken
ganz außer sich brachte. Sie fuhr rasend durch beide
Stuben und begehrte hitzig ein Messer, welches
ihr aber die erschrockenen Geschwister nicht in die
Hände kommen ließen. Dann eilte sie auf die Bühne,
sprang auf das Gesimse des Fensterladens herauf
und stand bereits außer dem Laden in freier Luft,
nur noch mit einer Hand nach innen sich haltend, als
der erste Blitzstrahl des nahenden Gewitters ihr ins
Auge fiel, sie aufschreckte und weckte. Sie kam zur
Besinnung und rief: „Um Gottes willen, das will ich
nicht!“ Der lichte Augenblick verschwand; und im
wiederkehrenden Delirium erfasste sie einen Strick
(woher? ist ihr heute noch unerklärlich) und band
ihn künstlich um das Gebälke der Bühne mit einer
Schlaufe, die sich leicht zusammenzog. Schon hatte
sie den Kopf beinahe ganz in die Schlaufe hineingezwängt,
als ein zweiter Blitzstrahl durch das Fenster
ihr Auge traf, der sie, wie vorhin, wieder zur Besinnung
brachte. Ein Tränenstrom floss ihr am folgenden
Morgen von den Augen, als sie den Strick am Balken
erblickte, den sie bei der besten Besinnung so
künstlich umzubinden nicht imstande gewesen wäre.
Sie blieb nun ein wenig wach und kroch, von den
fortgesetzten Blutungen äußerst erschöpft, den kurzen
Weg zu ihres Vetters Haus. dass sie die Treppen
hinaufkam bis zur Bühnenkammer, da sie damals
schlief, war alles, was sie vermochte, und bewusstlos
sank sie aufs Bett. Jetzt wurde ich gerufen, da schon
das Gewitter ausgebrochen war, gegen 8 Uhr abends.
Ich fand sie ganz im Blute schwimmend, das überall
durch die Kleider am Oberleibe sich drängte. Die
ersten Trostworte, die ich zurief, hatten die Folge,
dass sie ein wenig erwachte und ausrief: „O, die Gestalten!“
– „Siehst du sie denn?“ fragte ich; die Antwort
war ein jammerndes Stöhnen. Da hob ich mit
Ernst an zu beten, während draußen der Donner rollte.
Was ich sprach, weiß ich nicht mehr. Doch wirkte
es nach einer Viertelstunde so entscheidend, dass sie
ausrief: „Jetzt sind sie weg!“ Bald kam sie ganz zu
sich; und ich entfernte mich auf etliche Augenblicke,
bis sie ganz umgekleidet war. Es war unter uns nur
ein Loben und Danken, als wir sie wieder so völlig
verändert, auf dem Bette sitzend, antrafen. Von jenem
Tage an hörte obige Plage auf; und nur etliche
Male noch sah sie Gestalten vor sich, als wollten sie
auf sie eindringen, jedoch ohne dass etwas Weiteres
geschah, bis auch das aufhörte. Mochte nun an der
Sache sein, was es wollte, geholfen war‘s.

Indessen war die Arbeit jener Nacht noch lange nicht
vorüber. Während wir noch umherstanden, auch
Lobgesänge sangen, sank die Kranke rückwärts, wie
sonst, wenn Dämonisches sie überfiel. Es kamen zornige
Drohworte, bei denen ich aber leicht Stille gebieten
konnte. Dann kehrte die Besinnung scheinbar
zurück. „Sie können jetzt gehen!“ sagte sie. – „Kann
ich aber ruhig sein?“ entgegnete ich. – „Warum denn
nicht?“ fuhr sie fort; „Sie trauen einem auch gar
nicht.“ – „So?“ sagte ich; „nein, ich traue Dir nicht“,
worauf ich Hut und Stock wieder beiseite legte. Noch
sprach ich ein kurzes Gebet, als es hohnlachend ausbrach
und sagte: „Du hast recht getan, dass Du nicht
gegangen bist; Du hättest‘s verspielt und alles verloren.“
Ich achtete nicht sehr auf das Gesprochene
und sprach und handelte auf die gewöhnliche Weise.
Plötzlich brach mit ganzer Stärke der Zorn und
Unmut der Dämonen los, und es wurde eine Menge
Äußerungen folgender Art vernommen, meist
mit heulender und wehklagender Stimme: „Jetzt ist
alles verspielt! Jetzt ist alles verraten! Du verstörst
uns ganz! Der ganze Bund geht auseinander! Alles
ist aus! Alles kommt in Verwirrung! Du bist schuld
daran mit Deinem ewigen Beten! Du vertreibst uns
doch noch! Wehe! Wehe! Alles ist verspielt! Unser
sind 1067, und derer, die noch leben, sind auch viele!“
– Von denen, die noch leben, hieß es: „Aber die
sollte man warnen! O, wehe ihnen! Wehe! Sie sind
verloren!“ Ich sagte hier dazwischen hinein: „Die
noch leben, können sich noch bekehren; Gott vermag
sie wohl noch zu retten! Denket ihr nur an euch!“ –
Da erhielt ich mit starker Stimme die Antwort: „Sie
haben sich mit Blut verschrieben!“ – „Wem denn?“
– „Dem Teufel, dem Teufel!“ – Von solchen Blutverschreibungen
war später oft die Rede, besonders
mit dem Beisatze: „Gott verschworen, ewig verloren“,
als ob solche Verschworene keiner Bekehrung
und Rettung mehr fähig wären. Doch schienen sie
das mehr nur von sich, den Verstorbenen, zu sagen.
Im gegenwärtigen Augenblicke zeigte sich bei den
Dämonen nur Verzweiflung, weil der Weg in den
Abgrund ihnen gewiss schien. Das Gebrüll der Dämonen,
die zuckenden Blitze, die rollenden Donner,
das Plätschern der Regengüsse, der Ernst der Anwesenden,
die Gebete von meiner Seite, auf welche die
Dämonen nach oben beschriebener Weise ausfuhren,
– das alles bildete eine Szene, die sich kaum wird jemand
auf eine der Wirklichkeit entsprechende Weise
vorstellen können.

Nach einigen Stunden jedoch wurde alles ruhig;
und ich schied freudiger als je von der Kranken. Bereits
konnte ich mich genügend überzeugen, dass der
Kampf, in dem ich stand, ein ganz eigentümlicher
war, über dessen Bedeutung mir schon jetzt einiges
Licht aufging, die mir aber erst im weiteren ganz klar
wurde. Wenn übrigens die Dämonen unter anderem
äußerten: „Niemand in der Welt hätte uns vertrieben;
nur Du mit Deinem ewigen Beten und Anhalten setzest
es durch“, so war mir das nicht so ganz unerklärlich;
denn nicht so leicht würde sich einer so hergegeben
haben, als ich, und sicherlich die am wenigsten,
die, indem ich ehrlich genug bin, auch solche Äußerungen
niederzuschreiben, mich einer hochmütigen
Selbsterhebung zeihen wollen.
Das zuletzt Erzählte fiel im August 1842 vor. Es zeigte
sich schon in den nächsten Tagen, dass bei der Kranken
keineswegs alles entfernt war. Die Zeit wollte mir
freilich jetzt lange werden, besonders, da ich durch
manche andere Arbeiten, zu denen ich mich neben
meinem Amte verpflichtet hatte, oft in das äußerste
Gedränge kam. Ein teurer Freund in meinem Nachbarlande,
dem ich in jener Zeit Gelegenheit und Mut
hatte, meine schwere Lage zu schildern, wies mich
endlich auf das Wort des Herrn hin: „Diese Art fährt
nicht aus, denn durch Beten und Fasten“, und durch
weiteres Nachdenken kam ich darauf, dem Fasten
mehr Bedeutung zu geben, als man ihm gewöhnlich
gibt. Sofern dasselbe ein tatsächlicher Beweis vor
Gott ist, dass der Gegenstand des Gebets dem Beter
ein wahres und dringliches Anliegen sei, und sofern
es die Intention und Kraft des Gebets in hohem Grade
verstärkt, ja ein fortgesetztes Gebet auch ohne Worte
repräsentiert, konnte ich glauben, dass es ohne Wirkung
sein werde, besonders da für den Fall, in dem
ich stand, ein besonderes Wort des Herrn vorlag. Ich
versuchte es, ohne jemandem etwas davon zu sagen,
und muss bekennen, dass die nachfolgenden Kämpfe
mir außerordentlich dadurch erleichtert wurden. Besonders
gewann ich das damit, dass ich viel ruhiger,
bestimmter und fester reden konnte, auch nicht mehr
nötig hatte, so lange Zeit zu verweilen. Ich fühlte,
dass ich, ohne da zu sein, wesentlich einwirken konnte,
und wenn ich kam, gewahrte ich oft in wenigen
Augenblicken bedeutende Resultate. Dies war namentlich
bald nach dem Vorfall im August der Fall,
da die Kranke bestimmter einen Dämon der bösesten
Art in sich fühlte. Sie lag oft wie tot da, indem ihr
der Atem von innen aufgehalten wurde. Sie wurde
auf allerlei Weise innerlich gestochen und gedrückt,
bisweilen auch äußerlich so gelähmt, dass sie kaum
ein Glied aus eigenem Vermögen bewegen konnte.
Dabei war sie äußerst mürrisch und widerwärtig, und
besonders widrig wurden ihr Besuche von mir. Das
Ärgste aber war, dass abermals von innen heraus wie
mit einem stechenden Instrument Blut gegen die äußere
Haut getrieben wurde und so die Blutungen von
neuem begannen, wiewohl die Ursache jetzt eine andere
als früher zu sein schien. Ich fastete, fand aber
gerade an jenem Tage die Umstände am schlimmsten.
Doch wurde durch das Gebet das Bluten alsbald
gestillt. Aber der Dämon sprach aus ihr so trotzig,
höhnisch und gotteslästerlich, dass ich mich ganz stille
hielt und, der stillen Kraft des Gebets vertrauend,
zum Fortgehen mich anschickte. Jetzt wollte mich‘s
wieder aufhalten, aber sichtbar so, dass es mich wie
zum besten hatte. Ich ging daher; und was auch nach47
her tobte und wütete, ja, obwohl man mich wieder
rufen wollte, in der Besorgnis, das Leben der Kranken
stehe auf dem Spiel, so ließ ich mich nicht mehr
zum Besuche bewegen. Wirklich brach auch in der
nächsten Nacht die Gewalt des Dämons; und am dritten
Tage wich er fast ohne ein Wort von meiner Seite,
freilich so, dass der Hals innen ganz verbrannt wurde,
was ihr längere Zeit viel Beschwerden und Schmerzen
verursachte.

Eine zusammenhängende Geschichte bis zum Februar
1843 kann ich nicht mehr geben. Ich erinnere
mich nur, dass ich unaufhörlich Mühe und Not hatte,
obwohl beständig von der Hoffnung aufrecht erhalten,
es werde endlich das Ende kommen. Ich füge
daher hier einige allgemeine Bemerkungen ein, die
ich mit unerschrockener Offenheit gebe, wiewohl allerlei
Rücksichten mir behutsam zu sein raten wollen.
Es stellte sich nämlich mehr und mehr heraus,
dass eine große Veränderung mit den zum Vorschein
kommenden Geistern vorgegangen war. Ihrer viele,
die bisher öfters wiedergekehrt waren, kamen nicht
wieder; und die Person sah mich von diesen in der
Kirche, während ich auf der Kanzel stand, auf eine
grässliche Weise umschwärmt, als wollten sie alles
versuchen, mir Schaden zuzufügen. dass ich ganz
ohne Empfindung geblieben sei, auch in der Zeit, da
ich noch nichts davon wusste, da es mir die G. aus
Schonung lange Zeit verschwieg, kann ich gerade
nicht sagen; aber doch war die etwaige Einwirkung
auch nicht so, dass ich ihre Aussagen dadurch bestätigt
fand. Namentlich fühlte ich mich in den Predigten
eher gestärkt als geschwächt. Ich lasse es also dahingestellt
sein. Bei andern Geistern, die fortan sich
zu erkennen gaben, schien es in der Schwebe zu sein,
was weiter aus ihnen werden sollte. Merkwürdig war
es, dass G. von Anfang an entweder im Schlafe, oder
wenn sie nicht bei ihren gewöhnlichen Sinnen war,
beständig in der Gesellschaft dieser Geister sich befand,
von denen sie viele kannte, während sie von
dem, was zwischen mir und den Geistern aus ihr vorfiel,
nichts wusste. Sie sah ferner die ausgefahrenen
Geister jedesmal noch eine Weile in der Stube, und
namentlich der letzterwähnte, der als Haupt vieler erschien
und stets mit einem ungeheuren Buche, in das
er die ihm Untergegebenen eingetragen haben soll,
vorgestellt war, wurde mit einer seltsam verbrämten,
kostbaren, auf uralte Zeit hinzielenden Kleidung
nach ihrer Aussage von ihr wahrgenommen.
Die Dämonen selbst erschienen der G. rücksichtlich
ihrer Gesinnung sehr verschieden. Die einen fand
sie immer voll Wut und Ingrimm, namentlich in Beratschlagungen
begriffen, wie sie in dem durch das
Wort Gottes gegen sie gemachten Angriff sich helfen
wollten; die andern schienen von diesen mit Gewalt
festgehalten. Dieser Unterschied stellte sich auch bei
denen heraus, die aus ihr sprachen. Die einen waren
trotzig, voll Hass gegen mich, und sprachen oft Worte
aus, die wert gewesen waren, aufgehalten zu werden.
Sie hatten ein Grauen vor dem Abgrund, dem
sie jetzt sich nahe fühlten, und sagten unter anderem:
„Du bist unser ärgster Feind, wir sind aber auch Deine
Feinde. Dürften wir nur, wie wir wollen!“ Und
dann wieder: „O, wenn doch nur kein Gott im Himmel
wäre!“ Daneben schrieben sie doch alle Schuld
ihres Verderbens sich selber zu. Schauerlich war das
Benehmen eines Dämon, der früher im Hause der G.
von dieser gesehen worden war und jetzt als Meineidiger
sich zu erkennen gab. Er rief zu wiederholten
Malen die Worte aus, die an einem Fensterladen jenes
Hauses gemalt stehen:
„O Mensch, bedenk‘ die Ewigkeit,
Versäume nicht die Gnadenzeit,
Denn das Gericht ist nicht mehr weit!“
Dann verstummte er, verzog das Gesicht, hob starr
drei Finger in die Höhe, schauerte plötzlich zusammen
und stöhnte: „Hm!“ Dergleichen Szenen, welchen
ich gerne mehr Zuschauer gegönnt hätte, kamen
viele vor. Die meisten Dämonen indessen, die
sich vom August 1842 bis Februar 1843 und später
kund gaben, gehörten zu solchen, die mit heißester
Begierde nach Befreiung aus den Banden Satans
schmachteten. Es kamen dabei auch die verschiedensten
Sprachen mit dem sonderbarsten Ausdruck
vor, meist dass ich sie mit keinen europäischen Sprachen
vergleichen konnte. Aber sicher kam auch Italienisches
(dem Klange nach) und Französisches.

Sonderbar und mitunter komisch anzuhören waren
in einzelnen Fällen die Versuche solcher Dämonen,
deutsch zu reden, besonders auch, wenn sie Begriffe,
deren deutschen Ausdruck sie nicht zu wissen schienen,
umschrieben. Dazwischen hinein ließen sich
Worte vernehmen, die ich keiner von beiden Arten
Dämonen zuschreiben konnte. Denn sie klangen als
aus einer höheren Region stammend. Dahin gehört
die über die Maßen häufige Anführung der Worte
(Hab. 2, 3. 4.): „Die Weissagung wird ja noch erfüllet
werden zu seiner Zeit und wird endlich frei an
den Tag kommen und nicht ausbleiben. Ob sie aber
verziehet, so harre ihrer, sie wird gewisslich kommen
und nicht verziehen. Siehe, wer halsstarrig ist, der
wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; denn der
Gerechte lebet seines Glaubens.“ Dann war‘s wieder,
als ob dieselbe höhere Stimme sich zu den Dämonen
wenden wollte, indem sie eine Stelle, die ich
lange nicht finden konnte, bis ich sie in Jer. 3, 25 erkannte,
ausrief. Statt der ersten Person „wir“ wurde
die zweite gebraucht, also: „Darauf ihr euch verließet,
das ist euch jetzt eitel Schande; und des ihr euch
tröstet, des müsset ihr euch jetzt schämen. Denn ihr
sündigtet damit wider den Herrn, euren Gott, beide,
ihr und eure Väter, von eurer Jugend auf, auch bis auf
diesen heutigen Tag, und gehorchtet nicht der Stimme
des Herrn, eures Gottes.“ Diese und andere Bibelstellen
begriff ich lange nicht, doch lernte ich allem
mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung schenken.
Bei solchen Äußerungen, die bisweilen am Schlusse
eines Kampfes vorkamen, war es mir zumut, als
ob mir Stärkung und Trost von oben damit geboten
wäre, wie ich denn auch nicht ohne den gerührtesten
Dank auf die vielen Bewahrungen und Rettungen
zurückblicken kann, die ich erfahren durfte. Denn
dazwischen hinein kamen immer wieder grauenhafte Szenen vor.
Die Kranke wurde unaufhörlich gequält.
Namentlich wurde ihr Leib in jener Zeit oft
außerordentlich aufgedunsen, und sie erbrach ganze
Kübel voll Wasser, was dem Arzt, der je und je dabei
war, besonders rätselhaft war, da man gar nicht
begreifen konnte, woher das viele Wasser käme. Sie
bekam ferner öfters Schläge auf den Kopf, Stöße in
die Seite, dazu heftiges Nasenbluten, Bluterbrechen,
Not mit dem Stuhlgang und anderes; und bei allem,
was mit ihr vorging, schien es eine lebensgefährliche
Wendung nehmen zu wollen. Aber durch Gebet und
Glauben wurde es unschädlich gemacht oder zurückgedrängt.
Noch teile ich einiges von den nach Befreiung
schmachtenden Dämonen aus jener Zeit mit.



Christoph Blumhardt

Fortsetzung:
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