Entscheidung für die Liebe

Zehn Jahre sind es jetzt schon her, seit wir uns das Ja-Wort gaben.
Viele Höhen und Tiefen haben wir seither miteinander erlebt.
Weißt Du noch, wie es damals war vor dem Traualtar?
Ich habe es Dir niemals gesagt, aber ich zitterte als Du gefragt wurdest.
Ja oder Nein – würdest Du Dich für mich entscheiden?

Klar, wir hatten uns das Ja-Wort zuvor schon oft gegeben,
und auch als ich Dich fragte, ob Du meine Frau werden möchtest,
zögertest Du keinen Augenblick und gabst mir Dein Ja.
Doch dort vorm Traualtar schien all das nicht mehr zu gelten,
ich war aufgeregter als vor meinem ersten Schultag als kleiner Bub.

Und selbst als Du Ja sagtest, war mir erst als hätte ich mich verhört.
Konnte es wirklich sein, dass Du mich zu Deinem Mann haben wolltest?
Dann sah ich das zufriedene Lächeln des Standesbeamten
und mir war klar, dass es jetzt auch ganz offiziell war.
Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich in diesem Moment war.

Und all die Jahre fühlte ich mich als jemand, der den Hauptpreis gewonnen hatte.
Deine Liebe ist nie von meiner Seite gewichen und dafür danke ich Dir sehr.
Ich kann es auch heute manchmal nicht fassen,
dass ein zartes Geschöpf wie Du sich für einen Mann wie mich entschieden hat,
mit all seinen Ecken und Kanten und mancherlei Schwäche.

Und manchmal stelle ich mir vor, wir würden wieder dort vor dem Traualtar stehen.
Diesmal würde ich ganz gewiss nicht an Deinem Ja zweifeln.
Denn Dein Ja hast Du mir zehn Jahre lang jeden Tag gegeben.
Doch wenn ich ganz ganz ehrlich bin, dann würde ich wieder zittern wie damals,
denn die Entscheidung für die Liebe, sie fällt jeden Tag neu.


© Edwin Groene

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