Wohlstandsevangelium
- Es geht um Schätze im Himmel -





Wohlstandsevangelium




Das Wohlstandsevangelium ist gerade in pfingstlerischen und charismatischen Kreisen sehr verbreitet: Es wird davon ausgegangen, dass ein Christ, der wirklich glaubt und Gott gehorsam ist, mit Wohlstand oder sogar Reichtum und mit Gesundheit gesegnet wird; derjenige, der arm ist oder krank, glaubt nach der Lehre des Wohlstandsevangeliums nicht genug oder er betet zu wenig oder hat noch unaufgedeckte Schuld oder Flüche. Ich aber denke, dass dieser Gedankengang viel zu kurz greift.

Sicher: Gott möchte, dass wir Menschen gesund sind. Er möchte uns glücklich sehen. Das Vaterunser zeigt uns, dass Gott sich auch um unser leibliches Wohl sorgt, dass Er möchte, dass wir unser tägliches Brot, also unser Leben haben. Aber Er hat uns nie versprochen, dass unser Erdenleben immer leicht ist. Er hat uns nie versprochen, dass wir hier auf der Erde ganz sicher Karriere machen und ganz groß heraus kommen. Er hat nie gesagt, dass wir als Christen von Krankheit verschont bleiben und auch nicht, dass wir von Trauer verschont bleiben. Er hat uns hier keinen Reichtum versprochen, auch wenn Er Christen an angebrachter Stelle auch mit Wohlstand, Reichtum, Karriere und Gesundheit segnet.

Das aber ist nicht das Ausschlaggebende: Der Jüngling zu Nain hing ebenfalls an seinem Reichtum, auf den Er setzte und war enttäuscht, als Jesus ihm sagte, er solle seinen Besitz unter die Armen verteilen. Das sagte Er, damit der Jüngling nicht länger durch eben diesen beherrscht würde. Jesus möchte an erster Stelle stehen, und Er möchte, dass wir uns Schätze im Himmel sammeln, weil da, wo sich unser Besitz befindet, auch unser Herz ist. Wer sich hier auf der Erde Wohlstand und Reichtum verspricht nur weil er Christ ist, hat etwas falsch verstanden. Gottes Segnungen können, aber sie müssen nicht materiellen Reichtum beinhalten. Gottes Segnungen können, müssen aber nicht Gesundheit bedeuten. Was bedeutet das?

Gott möchte, dass alle Menschen zur Buße kommen und das Rettungsangebot in Jesus Christus annehmen. Ein junges Mädchen, das mit achtzehn Jahren letztlich an seiner Krankheit starb, war sogar froh über diese, weil sie so zum Nachdenken kam und Jesus als ihren ganz persönlichen Retter angenommen hat. Damit erschloss sich letztendlich der ganze Reichtum des Himmels. Ihr Zeugnis zog Kreise und konfrontiere viele andere auf geeignete Weise mit dem Evangelium. Wäre sie nicht so jung krank geworden, dann hätte sie sich laut eigener Aussage in den Freuden der Welt verloren und wäre Jesus vielleicht nie begegnet.
Und ein ungläubiger Mann aus Afrika erkrankte plötzlich an Lepra. Das führte dazu, dass er in eine spezielle Lepra-Klinik eingeliefert wurde, in der ihn ein christlicher Arzt behandelte. Durch die Gespräche mit diesem Arzt kam der Mann schließlich zum Glauben an Jesus Christus. Er ist heute froh, die Lepra damals bekommen zu haben, sonst wäre er diesem Arzt nie begegnet.

Und wer weiss, ob Jesus nicht gerade die Armut eines Menschen gebraucht, um so zum Segen zu werden? Ich möchte hier aus eigener Erfahrung sprechen, und ich bitte, das nicht falsch zu verstehen. Ich möchte keine Mitleidstour abziehen, auch wenn mir eine feste Stelle wirklich viel lieber wäre. Doch dadurch, dass ich in Hartz IV geraten bin - auch durch eigene Fehlentscheidungen - bin ich Menschen begegnet, die ich so nicht kennen gelernt hätte. In verschiedenen Ein-Euro-Jobs konnte ich Zeugnis sein für Kollegen. Ich war Zeugnis in verschiedenen Gemeinden, bei verschiedenen Bürgermeistern, wo wir tätig gewesen sind. Ich konnte Zeugnis geben an einem Schulzentrum unter vielen hundert Schülern. Vielen konnte ich so ein Traktat weiter geben. Oder zum Jahreswechsel einen Kalender von Heukelbach. Auch einem Jobcoach, der mir zugeteilt wurde - er ist Buddhist - kann ich Zeugnis sein.

Und warum soll ich mich beklagen? Letztendlich komme ich gut aus. Jesus selbst hat auch einmal über sich selbst gesagt, dass die Vögel Nester haben und die Füchse einen Bau, während Er nirgends etwas hat, wo Er Sein Haupt hinlegen könnte. Mehr noch: Jesus selbst war kein Verfechter des Wohlstandsevangeliums, auch wenn Er nichts gegen Reichtum und nichts gegen Reiche hat. Jesus tauschte die Allmacht, die Herrlichkeit des Himmels gegen die Erbärmlichkeit eines Stalles ein. Maria, die Mutter Jesu in Seiner menschlichen Gestalt, war arm, denn sie opferte Tauben statt eines Lammes, was nach den mosaischen Gesetzen zeigt, dass Maria nicht sonderlich wohlhabend war. Sein Pflegevater Joseph hatte als Handwerker einen harten Überlebenskampf. Das spricht nicht für ein Wohlstandsevangelium

Nein, Jesus ist der Mensch wichtig. Er neigte sich dem Bettler zu, dem Lahmen, den Unreinen, die nichts hatten, aber auch den Zöllnern, dem Hauptmann, einem Pharisäer, der gut betucht war. Im Kreis Seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger gab es reiche Witwen, die Jesus unterstützten, und in der Apostelgeschichte ist zu lesen, dass Menschen, die reich gewesen sind, den Notleidenden gaben. Jesus sieht auf das Herz.

Jesus hat uns nicht versprochen, dass wir auf der Erde das Paradies haben werden. Er hat nicht gesagt, dass Er uns hier alle Tränen trocknen wird, sondern nur, dass Er uns hier durchträgt, dass Er in allen Lagen des Lebens, auch in den verzweifelten Situationen, bei uns sein wird bis an das Ende der Zeit. Erst wenn Er Sein neues Reich gegründet hat, wenn Er Himmel und Erde neu gemacht hat, wird Er mitten unter uns wohnen und alle unsere Tränen trocknen. Dann werden wir auf goldenen Strassen gehen und die edelsten Speisen essen. Und Er wird dann unsere Wohnstätte im Hause Seines Vaters bereitet haben, die nur so erstrahlt, dass wir uns davon keine Vorstellung machen können.




Markus Kenn






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