Christen
- nur aus Tradition? -





Traditions-Christen




Sie wissen nicht, was das ist? Kein Wunder, so nenne ich die Menschen, die sich Christen nennen, aber letztendlich am Christsein vorbei leben.

In unseren Breitengraden ist es Tradition, die Kinder, nach ein paar Tagen /Wochen, nach der Geburt taufen zu lassen. Fragen sie einmal frischgebackene Eltern, weswegen sie ihr Kind taufen lassen wollen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele mit „Na, das macht man doch so. Das war immer schon so. Meine Eltern wurden als Baby getauft, ich wurde als Baby getauft und nun mein Kind“. Wenn sie weiter nachhaken würden, wären Sie höchstwahrscheinlich erstaunt, dass die meisten überhaupt nicht mehr wissen, was die Taufe bedeutet. Und das ist nur der Anfang. Schaut man einmal näher hin, können die wenigsten Menschen die Gebote nennen. Wissen nicht einmal mehr, weswegen wir Weihnachten, Ostern oder einen anderen christlichen Feiertag begehen. In die Kirchen geht man nur noch zu Weihnachten und vielleicht noch zu Ostern. Es ist erstaunlich und frustrierend, wie viele christliche Gemeinden, in den letzten Jahren geschlossen werden mussten, weil sie nicht mehr finanziert werden können. In meinem Heimatort geht es gerade um zwei evangelische Gemeinden und eine katholische Gemeinde. Sie sind für die Amtskirchen nicht mehr finanziell tragbar.

Klar könnte man jetzt dahin argumentieren, dass die bestehende Amtskirche reformiert werden müsste und ich gebe zu, dass ich in vielen Gottesdiensten fast eingeschlafen bin, weil die Predigt und der Aufbau des gesamten Gottesdienstes, dermaßen trocken war, dass ich mich fragte, was das Ganze soll. Die Lieder z.B. die gesungen wurden waren langatmig und veraltet, die Predigt zog sich wie Kaugummi. Aber ich kenne auch andere Gottesdienste, in denen wirklich etwas los war und ich es schade fand, dass der Gottesdienst schon zu Ende war. Aber darum soll es hier ja erst einmal nicht gehen.

Ich komme auf das Thema TraditionsChristen, weil ich in meinem direkten Umfeld ein Paradebeispiel für einen solchen Christen habe. Ich nenne diese Person hier einmal Doris (Name ist natürlich geändert). Doris ist eine ältere Person, die nicht gerade zu den Menschen gehört, die Applaus bekommen, wenn sie einen Raum betritt. Aber sie ist in ihrem Herzen ein wirklich netter Mensch. Doris zählt sich zu den Christen und sie verehrt alle Pastoren, Pfarrer, kurz, alle Menschen, die eine offizielle Stellung in einer der Kirchen haben. Doris Wohnung ist übersät mit Kruzifixen, Marienbilder etc. Anzumerken ist, dass Doris der evangelischen Gemeinde angehört. In die Kirche geht Doris nur zu Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen und wenn es hoch kommt, dann auch einmal zu Ostern oder Weihnachten. Ich kenne Doris schon einige Jahre und wir hatten schon sehr viele Streitgespräche in Bezug auf Christentum und Religion. Doris kennt alle Gebote und sie kennt auch die Bedeutung der Feiertage, aber sie hat extrem große Schwierigkeiten diese Kenntnis in die Tat umzusetzen. Sie ist ein Mensch, der noch nicht ganz aus der Kirche heraus ist und schon über andere Menschen lästert, Gerüchte streut, niemanden die Butter auf dem Brot gönnt. Doris ist beleidigend und ungerecht. Nachtragend und wehleidig. Sie ist verschwendungssüchtig und gierig. Ja, ich weiß, bis hierhin hört es sich an, als wollte ich Doris an den Pranger stellen, aber dies ist nicht so. Trotz ihrer vielen Makel, mag ich sie, denn ich sehe auch in ihr eine sehr liebevolle und besorgte Person, die es allen anderen Menschen recht machen möchte. Was Doris zu dem gemacht hat, was sie heute zeigt, kann niemand wissen. Doris ist eine kranke und frustrierte Person, die niemanden aus ihrer Vergangenheit erzählen möchte. Das was aus ihrer Vergangenheit bekannt ist, ist durchweg nicht als Positiv zu bezeichnen. Sie wird als ungerechte Mutter und Ehefrau beschrieben, die es ihrer Familie nicht leicht gemacht hat. Selbst ihre Kinder tolerieren ihre Mutter nur. Sie kümmern sich um sie, weil sie ihre Mutter ist und die Gesellschaft es von ihnen verlangt. Wo sie ihrer Mutter aus dem Weg gehen können, da gehen sie ihr aus dem Weg. Und genauso, war es mit ihrem Ehemann. Ihr Ehemann war nur auf Tour. Man hätte meinen können, dass er auf der Flucht vor ihr war. Von Liebe, möchte und kann ich an dieser Stelle nicht sprechen. Weder von der einen noch von der anderen Seite aus.

Am letzten Wochenende traf ich Doris auf einer Geburtstagsfeier. Bevor sie die Wohnung betrat, herrschte eine ausgelassene und entspannte Situation, eben eine Feier. Doris betrat die Wohnung und von Jetzt auf Gleich herrschte eine Grabesstille. Da war niemand mehr, der lachte, da war niemand mehr, der etwas lustiges erzählte oder tat. Die Stimmung war auf dem Nullpunkt. Mein Schwager in Spe und ich sahen uns an und versuchten diese schreckliche Stille zu brechen, indem wir ein Gespräch über Karneval begannen. In diesem Zusammenhang viel mir ein, dass die Fastenzeit ansteht und dass gerade in dieser Zeit der nächste Geburtstag fällt. Ich sprach aus, dass ich in diesem Jahr die Fastenzeit aktiv mitmachen würde. Ehe ich überhaupt eine Erklärung abgeben konnte, fuhr mich Doris, von der Seite an, dass die Fastenzeit nicht für uns gilt. Das wäre ausschließlich etwas für die Katholiken. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich nicht mehr der evangelischen Gemeinde angehöre und ich für mich beschlossen habe, die Fastenzeit in Angriff zu nehmen. Ohne mir weiter zu zuhören, gab sie mir zu verstehen, dass sie es nicht für gut hält und ich mich doch an die alten Traditionen zu halten hätte. Ich blieb ruhig und versuchte weiter zu erklären, warum ich mich dazu entschieden habe. Ich erklärte ihr, dass ich in den letzten Jahren so viel Unsinn gemacht hätte und dass ich mich dem Christentum wieder zugewandt habe, weil mich Jesus aus dem Mist herausgeholt hätte. Ich möchte ein Zeichen (für mich) setzen, dass ich mein neues Leben ernst in die Hand nehmen werde. Ich sagte ihr, dass ich mich in dieser Hinsicht, nicht an Traditionen gebunden fühle und ich nicht wüsste, dass ich schon einmal gehört habe, dass man nur als Katholik fasten dürfte. Doris Gesicht verfinsterte sich immer mehr. Sie akzeptierte meinen Entschluss nicht, weil sie nicht akzeptieren kann, dass ich einen nicht-traditionellen Entschluss gefasst habe. Sie fixierte mich immer mehr und es war nicht angenehm für mich. Ich spürte in mir die Wut aufsteigen und musste mich sehr zusammen reißen, damit ich sie nicht anschrie. Alle anderen Anwesenden, konnten mit meinem Entschluss umgehen. Sie wussten, dass ich vor einiger Zeit in wirklichen Schwierigkeiten steckte und sie wussten auch, dass mein Entschluss zu fasten, wichtig für mich ist. Es war für sie befremdlich, weil sie mich vorher noch nicht so erlebt haben, aber sie akzeptierten mich und meinen Entschluss.

Was ich mit dieser Geschichte sagen möchte ist, dass ich so viele Menschen kenne, die so sind, wie Doris. Sie sind irgendwann einmal getauft worden, sie sind irgendwann einmal zur Kommunion oder Konfirmation gegangen. Sie haben kirchlich geheiratet und gehen zwei bis drei Mal im Jahr in die Kirche, wenn denn überhaupt. Sie nennen sich Christen, aber sie leben an der Lehre Jesus Christus vorbei. Stand Jesus Christus nicht für Akzeptanz, Liebe, Güte, Gnade, Toleranz, Gleichheit, Zusammenhalt, etc.? Hat er nicht gelehrt, dass, wenn wir ihm und Gott vertrauen, alles seinen richtigen Weg geht? Warnt uns die Bibel nicht vor Unehrlichkeit und Lüge? Steht nicht in der Bibel, an mehreren Stellen, dass wir, wenn wir uns an die Gesetze halten und auf Gott vertrauen, wir überhaupt nicht mehr anders können als zu lieben? Und warnt uns Gottes Wort nicht immer wieder vor Lästerei, Unmut und Gier? Heißt es nicht, dass die Missachtung der Gebote uns Krankheit, Siechtum und die ewige Verdammnis garantieren?

Ich habe mir, in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht, weswegen es so vielen Christen Schwierigkeiten bereitet, die Gebote einzuhalten und warum sie es nicht schaffen, die Lehre Jesus Christi in die Tat umzusetzen. Klar, ich muss auch zugeben, dass ich nicht perfekt bin und ich mit einigen Regeln zu kämpfen habe, aber mir fallen meine „Vergehen“ sofort auf und ich versuche es beim nächsten mal anders zu machen. Ich gebe auch zu, dass ich erst jetzt, nachdem ich zu Jesus zurück gekehrt bin, die Bibel zu verstehen beginne und ich auch erst jetzt sehe, wie wichtig es ist, sich hinzusetzen und die Bibel zu studieren. Und wenn ich einmal Vergleiche anstelle, wie ich vorher war und wo ich jetzt stehe, dann sehe ich ein Vorankommen. In Babyschrittchen, aber ich gehe vorwärts. Ich gebe auch zu, dass ich einmal ein TraditionsChrist war. Ich redete einfach das nach, was ich hörte, ohne einmal genau hinzusehen. Ich war genau so, wie Doris und mit ihr noch zig tausende andere Christen. Ich kannte die Feiertage und mit viel Anstrengung schaffte ich es auch die Gebote zu zitieren. Dann drehte ich mich um und lebte ein Leben, was nicht mit dem Christentum konform ging. Ich lästerte über Andere, ich log, bis sich die Balken bogen, ich trank bis zum Filmriss, ich verliebte mich in einen verheirateten Mann, ich legte Karten, deutete Sterne, ich channelte. Ich wollte Alles aber nichts dafür tun, kurz, ich baute nur Mist. Für mich gehörte das alles nur zum Leben dazu. Wir lebten ja im 21. Jahrhundert und da ist man frei und ungebunden. Warum noch Rücksicht nehmen und den Nächsten lieben? Aber ich musste feststellen, dass die Freiheit und das Ungebunden sein einen sehr bitteren Preis forderten. Frei war ich nie. Ich war immer ein Sklave der modernen Gesellschaft. Ich zahlte mit Krankheit, mit Frustration, mit Armut, mit Angst, mit Sucht und mit dem Verlust meines eigenen Gesichts. Und dabei nannte ich mich Christ und beschwerte mich, dass ich nicht das bekam, was mir Gott versprochen hatte. Ich zweifelte an Gott und schließlich verließ ich ihn, weil er ja auch nie für mich da war.

Aus meiner heutigen Sicht weiß ich, warum das so kommen musste. Bei aller Tradition, und hier meine ich rein die religiöse Tradition, fehlte mir die Lehre. Ich kannte die Rituale und ich kannte im Groben auch den christlichen Glauben, aber ich lernte nie wirklich, was Jesus Christus uns lehren wollte. Ich kannte die alten Traditionen, aber ich kannte nicht die Worte Gottes. Und selbst die paar Ausschnitte der christlichen Lehre, die ich damals schon kannte, wurden mir nicht klar gemacht. Es waren nur Worte. Es waren nur Andeutungen. Ich persönlich hatte niemanden, der mich lehrte, wie ich das geschriebene Wort in die Tat umzusetzen hatte. Für mich war der christliche Glaube nur eine Theorie, die ich nicht wusste in meinen Alltag zu integrieren. Ich denke auch Doris ist in dieser Schleife gefangen. Ich glaube, dass Doris eigentlich eine wirkliche Christin sein möchte. Ich glaube, dass sie einfach nur nicht weiß, wie sie als Christin leben soll. Ich glaube, dass sie nur traditionell erzogen wurde. Und ich glaube, dass Doris so frustriert und ungerecht ist, weil sie sich fragt, weswegen Gott ihr nicht hilft. Ich glaube, sie fühlt sich allein gelassen, weil sie nicht den Zugang zu Gott findet.

Es schade zu sehen, wie immer noch, so viele Christen vom Glauben abkommen bzw. erst überhaupt nicht den Schatz in den Worten Gottes finden können, weil ihnen niemand zeigt, wie es geht. Ich bete zu Gott, dass hier ein Umdenken stattfindet. Dass Kinder schon sehr früh in die wirkliche christliche Tradition eingeführt werden. Ich bete zu Gott, dass viele Menschen erkennen, dass sie auf dem falschen Weg sind und dass wir als Christen ebenso viele Rechte wie Pflichten haben. Wir können stolz auf unseren Glauben sein und wir sollten auch so leben.



Ella M.V. Rabenhorst







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