Die Volxbibel
- Interview mit Autor Martin Dreyer -







Auszug aus "Die Volxbibel" von Martin Dreyer. Copyright © 2006.

Matthäus 2, 1-12
Die studierten Jungs suchen den neuen König
1 Jesus wurde in dem Kuhdorf Bethlehem im Bezirk Judäa in Israel geboren. Herodes hatte damals dort das Sagen. Irgendwann kamen so Forscher aus Vorderasien, die sich tierisch gut mit den Sternen auskannten, in die Hauptstadt Jerusalem und quetschten überall die Leute aus:
2 „Wo ist der Typ, der in Zukunft das Sagen hat in Jerusalem? Wir haben das in den Sternen gesehen und sind hergekommen, um ihm zu sagen, wie geil wir das finden.“
3 Der König Herodes war total fertig, als er das hörte, und nicht nur er, alle in Jerusalem waren das.
4 Er organisierte sofort ein Meeting mit den angesagtesten religiösen Typen und den Leuten, die viel studiert hatten und eine Menge wussten. Die fragte er: „Wisst ihr, wo dieser König geboren werden soll?“
5 Darauf meinten sie zu ihm: „In Bethlehem, das hat Micha schon in seinem Prophetenbuch geschrieben. Dort steht:
6 ‚Bethlehem, du bist nicht die unangesagteste Stadt in Judäa. Denn aus dir wird der Mann kommen, der sich um meine Leute in Israel kümmern wird‘“.
7 Da rief Herodes die Forscher heimlich zu sich, weil er genau wissen wollte, wann sie den Stern zum ersten Mal gesehen hatten. Danach befahl er ihnen, nach Bethlehem zu gehen:
8 „Ihr müsst dort das Kind suchen und mir sofort Bescheid geben, wenn ihr es gefunden habt, okay? Ich gehe dann auch mal vorbei, um ihm und allen anderen klar zu machen, wie toll ich das finde.“
9 Nachdem sie dies so bequatscht hatten, gingen die Forscher nach Bethlehem. Dort passierte etwas total Abgefahrenes: Der Stern, den sie in Vorderasien gesehen hatten, leitete sie fast wie ein GPS-System direkt zu dem Haus, wo das Baby lag.
10 Darüber rasteten sie vor Freude total aus.
11 Sie gingen in die Hütte, wo der Stern drüber stehen blieb, und fanden dort Maria mit ihrem Baby. Sie fielen sofort auf ihre Knie und jubelten ihm zu. Anschließend packten sie die Geschenke aus, ein paar Goldbarren sowie ganz wertvolle Räucherstäbchen und Kräuter, die sie extra aus ihrem Land mitgebracht hatten.
12 In der Nacht sagte Gott durch einen Traum zu ihnen, sie sollten nicht mehr bei Herodes vorbeischauen. Darum wählten sie einen Umweg, um nach Hause zu kommen.



Hallo Martin, nun hat sich ja der Brockhaus-Verlag dazu entschieden, die durchaus nicht unumstrittene Volxbibel zu veröffentlichen. Dazu erstmal Herzlichen Glückwunsch! Wie geht es Dir jetzt nach dieser Entscheidung? Erleichtert?

Hallo Eckart, erstmal muss ich eins richtig stellen: Der Brockhaus Verlag hat die Volxbibel nicht veröffentlicht. Sie ist in einem extra für dieses Projekt gegründeten Verlag erschienen, der in der gleichen Stiftung zu Hause ist, der Stiftung Christlicher Medien.

Aber zu deiner Frage: Klar bin ich erleichtert, dass dieses hin und her ein Ende hat! Ich war auch schon mit großen nichtchristlichen Verlagen in Verhandlung getreten, die es wohl auch gemacht hätten. Aber am Ende hat doch das Argument bewogen, die Volxbibel in einem Haus zu veröffentlichen, wo auch gebetet wird. Darum bin ich froh, einen Verlag gefunden zu haben, der die geistliche Dimension hinter der Volxbibel versteht und auch supportet.

 

Aber irgendwie wollten die den Namen „Brockhaus“ wohl nicht für das Projekt hergeben. Stört Dich das in irgendeiner Weise?

Ich muss gestehen, dass ich mir anfangs dieser Dimension nicht bewusst war. Das dort Zündstoff drin steckt, dass in so einem traditionsreichen Verlag mit der Elberfelder Bibel im Programm ein so radikal neues Buch verlegt wird, wie es die Volxbibel ja ist, war mir nicht so klar. Ich wollte und will mit der Volxbibel ja niemandem schaden, darum ist mir alles recht, was die Brüder dort entschieden haben. Es stört mich also nicht, Hauptsache das Buch kommt raus und unters Volk.

 

In den letzten Monaten gab es ja reichlich Rummel und neben Zuspruch auch eine Menge Kritik gegen die Volxbibel, ja teilweise konnte man ja fast schon von einem Proteststurm sprechen. Wie bist Du damit umgegangen? Fandest Du die Kritik zum Teil berechtigt?

Das ist so, wie wenn du in einem Boot sitzt und es plötzlich stürmt. Du überlegst dir, ob es richtig war loszufahren, ob die Taue halten, wie tief das Meer unter dir ist und so. Ich bin aber losgefahren, weil Jesus mich losgeschickt hat. Deswegen war ich mir die ganze Zeit sicher: Er wird das schon regeln. Der Protest war schon sehr heftig. Ich habe zum Teil Emails bekommen, wo Geschwister mich richtig gehend verflucht haben, mir wurden üble Motive unterstellt, einer sagte mir, ich würde dafür in der Hölle landen. So was ist nicht nett. Die meiste Kritik kam zum Thema Fäkalsprache in der Volxbibel. Dabei haben vermutlich einige übersehen, dass selbst Paulus das Wort „Scheiße“ benutzt, auch wenn Luther es als „Dreck“ oder „Unrat“ übersetzt (Phil 3,8). Die richtige Übersetzung des griechischen Wortes wäre Kot oder eben Scheiße. Nun ist es so, dass in meinem Jugendzentrum der alltägliche Sprachgebrauch anders ist als in der Gemeindejugend. Da ist das Wort „Scheiße“ ganz normal und steht für „schlecht“ für etwas grundweg Negatives. Ich bekam dann eine Email von einer Frau, die sagte, sie versuchte ihren Kindern gerade so was abzugewöhnen und jetzt kommt eine Bibel raus, wo genauso gesprochen wird, das wäre ein Problem. Darum haben wir dann alle Fäkalwörter rauszensiert. Ich befürchte, dass viele Geschwister nicht wirklich erklärt bekommen haben, wofür die Volxbibel überhaupt steht. Sie soll ein Buch sein für Leute, die keine Bibel haben und eine normale Bibel auch nie lesen würden, weil sie die entweder uninteressant finden oder einfach nicht verstehen.

 

Hat sich der Sturm inzwischen gelegt?

 

Was meine Seite betrifft ja. Ich bekomme nur noch ca. eine Mail in der Woche. Beim Verlag haben sich die Proteste auch deutlich reduziert, sind aber nicht völlig abgeebbt.

 

Die Volxbibel verwendet ja wirklich radikalen Jugend-Slang. Glaubst Du, dass so junge Menschen erreicht werden können, die sonst vielleicht nicht erreicht werden könnten?

 

Na klar glaub ich das. Ich weiß ja nicht aus was für einem Hintergrund du kommst, aber meine erste Bibel war eine Hoffung für Alle. Wenn man mir als erstes die Elberfelder gegeben hätte, ich glaube nicht, dass aus mir ein großer Bibelleser geworden wäre. Es geht mit da drum, junge Menschen auch sprachlich abzuholen, wo sie sind. Es ist schon bemerkenswert, dass wir das in der Evangelisation in der Gemeinde fast überall tun, Leute abzuholen, wo sie stehen, bloß bei der Bibel das plötzlich zu Protesten führt. Die Bibel enthält alle Informationen, die man braucht um zu verstehen, wie ein Leben mit Gott aussehen kann. Ich möchte mit der Volxbibel die Worte von Jesus und ihre Bedeutung einfach noch einmal ganz neu unter die Leute bringen. In der Volxbibel stecken ungeahnte Möglichkeiten. Ich werde jetzt schon auf Lesungen eingeladen, wo ich die biblischen Texte mit chilligen Beats im Hintergrund in Schulen oder normalen Buchläden vortragen kann. Überleg doch mal, würdest du als Nichtchrist zu einer Lesung kommen, wo aus irgendeiner normalen Bibel vorgelesen wird? Jetzt ist das plötzlich möglich! In Köln wurde schon im Gottesdienst einer katholischen Schule aus der Volxbibel vorgetragen, die Reaktionen waren verblüffend.

Durch die Idee, die Volxbibel als Open Source Bibel einzuführen, kann man die Vision auch hervorragend pädagogisch im Religionsunterricht oder in der Jugendarbeit in der Gemeinde umsetzen. In Gruppen können die Jugendlichen sich an einen Bibeltext ranmachen und ihn in ihre Sprache übertragen. Das Ergebnis kommt dann in das Übersetzer-Forum auf der Homepage. Es ist pädagogisch erwiesen, dass auf diese Art viel mehr von der Aussage hängen bleibt, als nur vom einfachen lesen. Durch diesen Mitmach-Effekt erhoffe ich mir auch, dass eine ganze Generation die Volxbibel als ihr Projekt adoptiert. Sie könnte für eine Zeit zu dem Gesprächsthema auf den Schulhöfen im Land werden. Alle Vorschläge die jemand in das Übersetzer-Forum schreibt, werden ernst genommen und von Theologen und Sprachexperten geprüft und in die nächste Ausgabe eingearbeitet. So gibt es alle paar Jahre ein sprachliches Update von der Volxbibel. Dieses Konzept beinhaltet die Chance, dass diese Bibel auch noch in 1000 Jahren eine junge aktuelle angesagte Sprache spricht. So ein Konzept hat es bei einem Buch noch nie gegeben, diese Idee begeistert mich total.

 

Der Vergleich ist vielleicht etwas gewagt, aber auch Martin Luther hatte extreme Anfangsschwierigkeiten, die dann aber doch zur Reformation führten. Kannst Du Dir vorstellen, dass auch die Volxbibel in christlichen Kreisen ein Umdenken auslösen kann, in Bezug auf eine stärker zielgruppenorientierte Evangelisations-Praxis? Sollten wir die Menschen noch stärker dort abholen, wo sie gerade sind? Und wie weit dürfen hier Konzessionen an das „Publikum“ gemacht werden?

 

Auch wenn Leute das gerne tun, ich kann und will mich nicht mit Martin Luther vergleichen. Das ist wirklich eine andere Liga.

Ich würde mir wünschen, dass die Volxbibel dafür sorgt, dass Christen ihren Sprachstil überdenken, und erkennen, dass man auch normal über Jesus und die christliche Religion reden kann. Das gilt für alle Christen, auch für die Jesus Freaks. Es gibt für fast alle christlichen Fachwörter ein Pendant aus dem normalen Sprachgebrauch eines jungen Menschen, den jeder versteht.

Was das Thema Konzessionen an das Publikum angeht, würde ich gerne auf eine Predigt vom Paulus verweisen (Apg. 17, 22 f). Dort baut Paulus seine Botschaft auf eine Götzenstatue auf, die er bei den Griechen gesehen hatte. Die Statue hatte den Namen „für den unbekannte Gott“. Ich bin mir sicher, dass Paulus heute in so mancher Gemeinde mit dieser Predigt der Irrelehre bezichtigt worden wäre. Warum sagt Paulus nicht, dass die Leute Buße tun sollen und sich von diesen toten Götzen abwenden? Er tut es nicht, er holt sie dort ab, wo sie stehen. Ist denn jedes Mittel recht um Leute zu Jesus zu führen? Nein, bestimmt nicht jedes. Aber wenn wir weiter da drüber diskutieren, was man jetzt machen darf und was nicht, werden wir auch in tausend Jahren keine Erweckung in Deutschland erleben.

Wenn wir weiter Mauern ziehen um unser Gemeinde, und damit meine ich auch sprachliche Mauern, werden viele Menschen nie davon hören, was für ein geniales Leben uns Gott durch Jesus anbietet.

 

Wie bist Du rein geistlich bei der ganzen Entstehung der Volxbibel vorgegangen? Hast Du oft dafür gebetet? Gab es einen Auslöser, einen Moment wo Du sagen konntest „Jetzt habe ich Gewissheit, dass es Gottes Wille ist, dass ich das alles tun soll“?

Ohne Gebet wäre nichts gegangen. Das ist eine Erfahrung, die ich mache, seit dem ich in Gottes Reich Dinge tue. Umso mehr man an der Front kämpft, desto wichtiger wird das Gebet. Ich habe Stunden vor Gott verbracht und ihm diese Vision hingehalten und tue es immer noch. Die Gewissheit, dass es Gottes Wille ist, hatte ich aber von Anfang an und sie hat mich auch nie verlassen. Das kam durch ein Wort, was mir ein Pastor in einem Gottesdienst in den 90er Jahren einmal zugesprochen hatte. Dort sagte er mir, Gott hätte ihm gezeigt, ich hätte so eine Berufung wie Matthäus, ich sollte meinen Leuten das Evangelium in ihrer Sprache übersetzen. Als ich dann die Anfrage bekam, wusste ich einfach: Das ist von Gott.

 

Wie geht es weiter mit der Volxbibel? Wann erscheint sie? Was wird sie kosten? Wo kann man sie bekommen? Wird es sie auch im Internet zum Lesen geben?

 

Die Volxbibel ist bereits erschienen und die erste Auflage ist fast ausverkauft. Sie kostet unter zehn Euro (das war mir wichtig) obwohl sie fast 600 Seiten dick ist. Im Frühjahr 2006 soll dann ein kleines Anwenderhandbuch erscheinen, wo eine genaue Anleitung drin steht, wie man die Idee auch im Religionsunterricht und in der Gemeindearbeit umsetzen kann. Dort wird auch die Geschichte der Volxbibel drin stehen. Später ist ein Hörbuch in Planung, wo eine Auswahl von Texten mit Beats im Hintergrund vorgelesen werden. Bekommen kann man sie in jedem gut sortierten Buchladen im Ort, wenn man den die ISBN Nummer gibt (3-9810656-0-3). Später soll das ganze Buch auch im Internet auf der Seite www.volxbibel.de zu lesen sein, das braucht aber noch etwas Zeit.

 

Was sind Deine weiteren Projekte?

 

Mein größtes Projekt ist jetzt meine Diplomarbeit. Mein Titel ist:„Internet und Pädagogik: Gefahr oder Chance?“. Es geht um das Thema, in wie weit Jugendliche schon früh lernen können, mit der Information und Bilderflut aus dem Internet kompetent umzugehen. Das Internet beeinflusst unser alltägliches Leben immer mehr, trotzdem gibt es viele Angebote, die das Denken und Handeln von jungen Menschen sehr negativ beeinflussen können. Da Verbote ja letztendlich oft nicht greifen, will ich untersuchen, wie man Kindern beibringen kann, sich nur Dinge aus dem Internet anzueignen, die auch gut für sie sind. Selbst viele Erwachsene sind dazu ja noch nicht mal in der Lage. Stichwort Medienkompetenz. Ein wichtiges und interessantes Thema, wie ich finde.


Vielen Dank für das Interview! (Mitte Dezember 2005)


Weitere Infos: www.volxbibel.de & www.martin-dreyer.blogspot.com



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