Gibt es Widersprüche in der Bibel?
- einige grundsätzliche Anmerkungen zur Bibelkritik -





Was, Sie glauben...?






„Sagen Sie mal“, fragte mich kürzlich jemand, „wie werden Sie eigentlich mit den Widersprüchen in der Bibel fertig? Sie müssen doch auch Zweifel haben. Verdrängen Sie die einfach?“

Eine gute Frage, eine sehr typische Frage! Viele namhafte Pastoren und Theologen glauben nicht, dass man jedes Wort der Bibel als Wort Gottes nehmen kann. Sie meinen, der Glaube an die „ganze Wahrheit“ der Bibel sei beschränkt und unzeitgemäß. Dabei stellen sie fest:

„Es muss doch jedem klar sein, dass die Bibel Irrtümer und Widersprüche enthält. Das tut den religiösen und moralischen Werten, die in der Bibel verkündigt werden, keinerlei Abbruch. Natürlich waren die Menschen, die damals die Bibel geschrieben haben, geprägt durch das Zeitalter, in dem sie lebten. Das gilt genauso für Jesus. – Aber unsere Welt heute ist anders!“

Kein Lehrbuch für den Geschichtsunterricht


Und weiter argumentieren sie: „Bezeichnen Sie getrost die religiösen und moralischen Grundsätze der Bibel als ‚unfehlbar’ und ‚untrüglich’. Versuchen Sie aber nicht, die historischen, geographischen oder andere weltliche Aspekte in der Bibel zu verteidigen. Die Bibel ist nie als Lehrbuch für den Geschichtsunterricht und die Naturwissenschaften geschrieben worden.“ Man will damit sagen, man könne der Bibel in religiösen Fragen vertrauen, in weltlichen Fragen sei aber kaum Verlass auf sie.

Dazu zweierlei: Wenn man sich auf die Angaben der Bibel, die sie über den weltlichen Bereich macht, nicht verlassen kann, woher nehmen wir dann den Mut, dem zu vertrauen, was sie über religiöse Fragen sagt? Wenn die Aussagen im ersten Bereich Fehlerquellen enthalten, können sie doch auch im geistlichen Bereich nicht stimmen?!

Prüfen Sie den Zeugen!


Ein berühmter amerikanischer Verteidiger F. Lee Baily, schreibt in seinem Buch „Grundzüge der Strafverteidigung“ folgendes: „Wenn Sie bewiesen haben, dass ein Zeuge tatsächlich falsch ausgesagt hat, dann haben Sie das Recht, die Geschworenen darum zu bitten, seine gesamte Aussage als Zeuge in Frage zu stellen!“
Dazu ein Beispiel: Nehmen Sie einmal an, jemand käme in ihr Geschäft und würde sagen: Ich möchte Ihnen eine bestimmte Ware mit einem Zahlungsziel von 60 Tagen abkaufen. Zugleich würde er Ihnen Unterlagen über seine finanziellen Verhältnisse vorlegen. Während Sie die Papiere prüfen, stellen Sie fest, dass sie falsch sind. Was werden Sie tun? Natürlich werden Sie ihm keinen Kredit einräumen, sondern ihn hinauswerfen.
Reicht so eine Lüge nicht aus, um auch die Geschworenen zu einem „schuldig“ zu bewegen? Sie müssen ihnen doch ganz deutlich sagen: „Dieser Mann hat mich ganz offen angelogen. Wie soll ich ihm noch irgend etwas glauben?“

Übertragen Sie jetzt dieses Beispiel auf die Bibel. Sie werden zu einem ähnlichen Ergebnis kommen und feststellen müssen: Wenn einer der Verfasser der Bibeltexte die Geographie des Heiligen Landes nicht richtig beschreieben hat, wie kann ich dann sicher sein, dass die geistlichen Aussagen stimmen?!

Das machte Jesus einmal sehr deutlich, als er den Zuhörern erklären wollte, was es heisst, den Heiligen Geist zu empfangen und dadurch neu geboren zu werden: „Ihr glaubt ja nicht, wenn ich zu euch von irdischen Dingen rede. Wie wollt ihr da glauben, wenn ich zu euch von himmlischen Dingen rede?“ (Johannes 3,12)

Kann man die Welt und Glauben trennen?


Es ist eigenartig: Gerade der moderne Kritiker, der den, der an die Autorität der gesamten Bibel glaubt, für naiv hält, ist in Wirklichkeit selbst der Naive. Er vertraut der Bibel in Bereichen, die er nicht nachprüfen kann, misstraut ihr aber ironischerweise in den Aussagen, die er nachprüfen kann. Erfahrungsgemäß wird es nicht lange dauern, und er wird die gleichen Argumente auch auf den geistlichen Gehalt der Bibel anwenden.
Es ist ganz unmöglich, das Weltliche in der Bibel vom Geistlichen zu unterscheiden. So gibt es auch keine echte Trennung zwischen Physik und Chemie, zwischen Naturwissenschaft und Geschichte oder den Sozialwissenschaften und den Künsten. Die verschiedenen Bereiche der Wissenschaften sind nur darauf zurückzuführen, dass der Mensch den „Kuchen des Lebens“, der ihm zur Verfügung steht, so aufgeschnitten hat, dass eine geistige „Unverdaulichkeit“ vermieden wird.
Genauso wenig kann Religiöses und Weltliches voneinander getrennt werden. Der Mann, der am Sonntag in die Kirche geht, ist derselbe, der sechs Tage in der Woche arbeitet. Es ist falsch zu behaupten, der Mensch in der Kirche sei ein anderer, als der an den normalen Wochentagen.
Leider erleben wir genau das bei vielen Gottesdienstbesuchern. Deshalb ist das geistliche Leben in zahlreichen Kirchen tot. Darum hat es auch bei vielen Menschen so wenig Auswirkungen auf ihren Alltag.

Eher vergehen Himmel und Erde


Die Bibel schildert die Geschichte Gottes mit den Menschen. Gott redet mit ihnen. Er handelt mit ihnen. So ging er damals mit Adam im Garten Eden spazieren. So gab er später Moses auf dem Berg Sinai die Tafeln mit den Zehn Geboten. So wurde er selbst Mensch zu der Zeit, als Augustus Kaiser und „Quirinius Statthalter in Syrien war“ (Lukas 2,1-2).
Und so starb er an einem römischen Kreuz, stand nach drei Tagen leibhaftig auf von den Toten, und wurde bald darauf vor den Augen vieler Menschen zum Himmel empor gehoben. Und einmal, sagt die Bibel, wird er am Ende der Zeiten wiederkommen (Apg. 1,9-11). Gerade die Bibel zeigt klar, wie dicht Geistliches und Irdisches zusammen gehören: Gott wurde Mensch. Für uns kam er auf die Erde. Für uns wurde er zur Brücke in die Ewigkeit.
Trotzdem fragen Sie jetzt vielleicht: Können wir in unserem modernen Zeitalter, das so vom Zweifel bestimmt ist, die Bibel als absolute Wahrheit akzeptieren? Unbedingt. Jesus wies selbst auf die Wahrheit des Alten Testamentes hin. Und er bewies seine Göttlichkeit dadurch, dass er von den Toten auferstand.
Vielleicht kennen Sie den Ausspruch: Wenn Sie Jesus nicht trauen können – wem können Sie dann trauen? Lassen Sie mich diesen Satz einmal umformulieren: Bibelkritiker kommen und gehen, aber die Worte Jesu bleiben: „Eher werden Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur der kleinste Buchstabe oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen wird, bis sich alles erfüllt“ (Matthäus 5,18). Und an anderer Stelle (Johannes 5,39): „Ihr durchforscht die Schrift ... sie ist es, die von mir zeugt“.








John W. Montgomery
(mit freundlicher Genehmigung aus "Entscheidung", Nr. 233/01)








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