Liebe, was ist das?

Leonard Cohen hat in einem Interview einmal gesagt, dass es nur drei Gründe gibt, ein Lied zu schreiben: Er will sie. Er hat sie. Er hat sie nicht mehr.
Bei Nachdenken und beim Anhören solcher Lieder stelle ich immer wieder fest, dass nach meinem Empfinden viel eher gilt:
Er/Sie wird überfordert sein. Er/Sie ist überfordert. Er/Sie war überfordert.
Die Versprechen, die in Liebesliedern gemacht werden, sind so groß, dass kein Mensch sie erfüllen kann:
Beispiel: From my Heart von Another Level.
I will protect you and respect you and be all you need
Ich werde dich beschützen und respektieren und werde alles sein, was du brauchst.

And when you reach for love you'll only need to reach for me.
Und wenn du dich nach Liebe ausstreckst, dann brauchst du dich nur nach mir ausstrecken

These arms will never let you down. They're staying around.
Diese Arme werden dich immer tragen. Sie sind immer da für dich.

I'll walk with you through every storm. I'll keep you safe, I'll keep you warm.
Ich gehe mit dir durch jeden Sturm. Ich beschütze dich, ich halte dich warm.

And you'll have no doubt. You're the one I'm living for.
Und zweifle nicht. Du bist die eine für die ich lebe.

I'll provide the love you need. Just trust my touch. Believe in me.
Ich werde für die Liebe, die du brauchst sorgen. Traue meiner Berührung. Glaube mir

I'll never make you cry. Givin' all I got with all I got inside.
Ich werde dich nie zum weinen bringen. Gebe dir alles was ich habe mit allem was in mir ist.

Entweder werden die Menschen von den Ansprüchen, die der andere an sie stellt, überfordert oder sie überfordern sich selbst mit den Ansprüchen, die sie an sich selbst stellen (z.B. "Ich hol für dich die Sterne vom Himmel", "Für immer bist Du mein", "Für immer bin ich Dein") um dann Wochen später zu singen "Verpiss Dich".

Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass die Menschen nicht aufhören diese Lieder zu hören, diese Träume zu träumen. Der Wunsch nach dem Happy End muss doch sehr tief in uns verwurzelt sein. Entweder ist dies eine der übelsten Launen und Lügen der Natur oder etwas, was uns von außen mitgegeben wurde. Ist es dieses Sehnen nach Erfüllung, nach der Begegnung mit Gott, die diese Hoffnungen in uns wach halten und sind wir Menschen nicht, die es im Geschöpf und nicht im Schöpfer suchen?
Genug um eine Weile darüber nachzudenken.

Die Verwendungsrechte der Texte liegen alleine bei mir. Eine Erlaubnis für Nachdruck oder sonstige Verwendung werde ich gerne gewähren, wenn ich vorher gefragt werde! mailto: bruder.emanuel (at) web.de
(Alle ggf. verwendeten Bibelzitate sind aus der revidierten Elberfelder Übersetzung entnommen.)


Bruder Emanuel

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