Was ich Jesus sagen würde
- Autorenwettbewerb Platz2 -








Unglaublich hautnah

(Von Sarah Beckmann, Hamburg)




Vorwort:

Die Geschichte spielt im Jahr 2006. Jesus ist zum zweiten Mal auf die Erde gekommen. Es ist in allen Medien das Topthema. Schlagzeilen, wie „Gottes Sohn ist zurück“ oder „Ist das nun endlich der Messias?“ sind in den Zeitungen auf dem Titelblatt. Doch Jesus ist keines Falls der gleiche wie vor 2000 Jahren geblieben. Er passt sich voll dem 21. Jahrhundert an. Durch die ganze Welt tourt er. Es gibt keine Sprache, die er nicht beherrscht. Und nun ist es soweit: Jesus kommt auch nach Deutschland! Er predigt in vielen Gemeinden. Auch in meiner und zwar am Samstag...

 

Samstagmorgen, 6:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit;

die Sonne bahnt sich ab und zu mal einen Weg durch die Wolken

Piep, piep, piep, piep,... Wie von einer Tarantel gestochen springe ich auf. Samstag! Ich kann es kaum fassen: Heute werde ich Jesus begegnen! Hautnah! Vielleicht werde ich sogar ein paar Worte ganz allein mit ihm wechseln können! Aber nein, schließlich werde ich nicht die einzige sein, die sich nichts sehnlicher wünscht. Schnell gehe ich ins Bad. Warum schnell weiß ich gar nicht, denn außer mir ist noch niemand wach, der mir das Bad wegschnappen könnte. Doch ich bin so aufgeregt und nervös. Wann bin ich wohl das letzte Mal an einem Samstag freiwillig um 6:00 Uhr aufgestanden? Keine Ahnung, ich glaube noch nie. Erst recht nicht so munter, wie ich es jetzt bin. In einer Stunde werde ich mich mit meiner besten Freundin treffen, denn schließlich müssen wir als aller erste da sein und uns die besten Plätze reservieren.

 

7:05 Uhr

Oh nein! das ist einfach unglaublich! Vor ein paar Minuten hat meine Freundin mich angerufen und gesagt, dass sie nicht kommen könne, da sie mit Fieber im Bett liege. Ojemine (lateinisch: Herr Jesus) ! Das fängt ja super an. Was mach ich denn nun? Natürlich werde ich trotzdem hingehen, denn meine Freundin hat darauf bestanden, da sie mir nicht den Tag vermiesen will. Dann werde ich mich wohl mal auf den Weg zur Kirche machen.

 

7:20 Uhr

Ich bin völlig außer Atem gerade an der Kirche angekommen. Eben war ich noch schnell bei meiner Freundin, denn ich habe mich spontan entschlossen ihr Blumen als kleine Entschädigung vorbei zu bringen. Ich bin mit dem Fahrrad zum Blumenladen gedüst, dann zu ihr und danach ganz schnell zur Kirche. Jetzt muss ich feststellen, dass diese Eile völlig unnötig gewesen ist, denn außer mir ist noch niemand zu sehen. Na toll. Wenigstens hat sie sich gefreut.

 

8:20 Uhr

Nun sitze ich schon seit circa einer Stunde vor der Kirche auf einer Bank und warte darauf, dass endlich irgendwer kommt, um den für 10:00 Uhr geplanten Gottesdienst vorzubereiten. Aber es wird wohl noch eine Weile dauern bis jemand kommt und die Kirche aufschließt. Auch Jesus’ Ankunft ist erst für kurz vor 10:00 Uhr geplant, wie ich auf einem Zettel an der Tür gelesen habe. Na dann. Die haben aber Nerven. Ich bin schon seit über zwei Stunden auf den Beinen und bin total kribbelig, meine Mama würde sagen ich habe Hummeln im Po, und der Pastor sitzt wahrscheinlich noch mit seiner zweiten Tasse Kaffee am Frühstückstisch. Unglaublich.

 

8:40 Uhr

So langsam aber sicher kann ich nicht mehr sitzen. Unglaublich. Es ist immer noch niemand gekommen. Vollkommen unglaublich. Ich glaube „unglaublich“ wird das Wort des Tages. Einfach alles unglaublich. Inzwischen bin ich schon, trotz meiner Aufgekratztheit, in eine Art Halbschlaf gefallen und nehme nur verschwommen einen kleinen grünen PKW wahr. Ein Mann steigt aus. Ich habe ihn noch nie gesehen. Schlendernden Schrittes kommt er auf mich zu. Ob das Jesus ist? Nein, das kann nicht sein. Jesus reist doch sicher mit irgendwelchen Leibwächtern umher oder auf jeden Fall nicht alleine. Und in einem solch heruntergekommenem Auto? Nein, bestimmt nicht. Ich stelle mich schlafend, denn meine Laune wird mit dem verstreichen der Minuten immer schlechter und da der Mann sehr nett aussieht, möchte ich ihm nicht auch seine Laune verderben. Undeutlich höre ich wie seine Schritte näher kommen und mit einem leichten Plumps setzt er sich neben mich. Da ihm mein falsches Spiel wohl offensichtlich aufgefallen ist, öffne ich langsam die Augen. Aus der Nähe sieht er noch besser aus als vom Weiten. Unscheinbar, aber trotzdem hübsch. Er lächelt mich freundlich an und ich lächle zurück. Es mag sich komisch anhören, aber meine Laune wurde schlagartig besser. Gerade als er anfängt zu reden. Er fragt mich was ich denn so früh schon hier mache und ganz alleine. Eigentlich will ich ihm gar nicht so viel erzählen, doch als ich erst mal anfange, sprudelt alles aus mir heraus.

 

8:55 Uhr

Ich glaube ich habe mich noch nie so gut mit einem erwachsenen Mann, der mich auch noch versteht, alle meine Gedanken und Gefühle, unterhalten. Seit einer Viertelstunde rede ich mich nun schon mit ihm und er scheint mir immer sympathischer. Da sehe ich auf einmal unseren Diakon völlig zerstreut herbeieilen. Erfreut springe ich auf und begrüße ihn. Doch er läuft einfach zielstrebig an mir vorbei. Verwirrt drehe ich mich um und sehe wie er äußerst überschwänglich den fremden Mann begrüßt. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich mich gar nicht nach seinem Namen erkundigt habe. Ist das vielleicht...? Ja bestimmt, so muss es sein. ich gehe zu den beiden und höre gerade noch die Worte des Diakons: „...hab verschlafen, außerdem wusste ich gar nicht dass sie schon so früh kommen.“ Und dann der Mann: „ Ich finde wir sollten uns duzen, schließlich sind wir doch alle Kinder Gottes.“ Da lacht der Diakon: „Du hast recht, Jesus.“ Ha, dachte ich es mir doch. Was mach ich denn nun? Ich bin völlig durcheinander. Doch nun wird mir alles klar. Deshalb habe ich mich so gut mit ihm unterhalten und er hat mich verstanden, weil er Jesus ist und mich schon mein ganzes Leben lang kennt. Unglaublich, doch nun reicht die Zeit nicht mehr zum denken und meine Gedanken geraten total durcheinander. Nur eine Sache kommt mir ganz klar in den Kopf: Ein Lied von Albert Frey. Ich werfe mich vor ihm auf die Knie und singe so gut ich kann und aus voller Kehle:

 

                                 „Jesus, du bist alles für mich.

                                Wer wäre ich ohne dich?

                                Du bist der Weg, auf dem ich geh.

                                Du bist der Fels, auf dem ich steh.

                                Jesus, du bist mein bester Freund,

                                der mit mir lacht und mit mir weint.

                               Jesus, du bist alles für mich.“






Sarah Beckmann






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