Vom Saulus zum Paulus
- Schauspieler Torsten Hammann findet zu Jesus -





"Ich war eher Getriebener als Berufener"

(Folgender Artikel erschien am 4. Februar 2008 in den "Kieler Nachrichten". Der Abdruck erfolgt unter freundlicher Genehmigung der Verfasserin Anke Pipke. Die Rechte für den Text und das im Artikel enthaltene Foto liegen bei Frau Pipke)



Bildunterschrift: "Vom Saulus zum Paulus, vom wilden Rocker
zum frommen Mann: Schauspieler Torsten Hammann hat seinen
Frieden gefunden. "Christ zu sein ist mein Ding", sagte er in Kiel.
"Ich habe durch Gott das Gefühl, endlich angekommen zu sein."



Kiel - Er findet es mutig, dass die Kieler Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche ihn zum 50. Kirchweihfest der Christuskirche eingeladen hat. Torsten Hammann, Schauspieler, bekannt aus TV-Serien wie "Großstadtrevier", "Der Clown" oder "Die Cleveren", wird am Abend ein Ein-Mann-Schauspiel der besonderen Art zu bieten haben. Der Titel: Sex. Untertitel: Erotische Bekenntnisse eines frommen Mannes. "Ich finde, die Welt geht mit diesen Thema nicht freier um als die Kirche", sagt er vorher im Interview. "Sex hat doch einen großen Stellenwert, aber immer noch ein zu kleines Forum. Ich wollte mit dem Stück ein bisschen die Lücken schließen."

"Lange Koteletten, schwarzes Outfit, Trainingsjacke, ein Bär von einem Mann. Dieser Mann, ein frommer Mann? Wer immer ein Bild davon im Kopf hat, wie ein frommer Mann auszusehen hat, wird bei seinem Anblick dieses Bild nicht sofort vor Augen haben. "Mein Weg zum Glauben begann ganz unspektakulär", erzählt der Hamburger. "Ein Kumpel bat mich eines Tages, für mich beten zu dürfen. Er tat es - und es zog mir die Schuhe aus. Hallelujah! Ich hatte Gott kennengelernt und fühlte einen nie dagewesenen Frieden in mir.""

"Einen Frieden, den es vorher in seinem Leben nicht gab. "Ich war eher ein Getriebener als ein Berufener." Er wächst im Milieu der Reeperbahn heran, wo der Vater eine Firma hat. "Ich habe schon als 16-Jähriger mit meinen Eltern in einer Travestieshow dort meinen Geburtstag gefeiert", erinnert sich der 42-Jährige. Später zieht er mit seiner Rockband als Sänger durch die Lande. Sein Leben: Sex, Drugs and Rock'n'Roll." Aber die unterste Liga", sagt er lachend. "Wir spielten so düsteres Independent-Zeug und schliefen in den schlechtesten Hotels. Aber wir fanden: Je ärmer, je geiler."

Irgendwann ist ihm das Singen nicht mehr genug, er will lernen, auf der Bühne mehr auszudrücken. Mit Zufallsengagements als Schauspieler beginnt es und mündet in die Ausbildung an der Schule für Schauspiel in Hamburg. Früher, da sei er selbst ein Grenzgänger gewesen, heute seien es gerade diese Rollen, die ihn reizen. Und in denen er brilliert, ob am Ernst-Deutsch-Theater oder bei den Hamburger Kammerspielen.

Wenn er von Gott spricht, hört es sich an, als hätte er in ihm einen guten Freund gefunden. "Es ist eine normale Beziehung, die jeder haben kann", sagt er. "Gott ist ein Gentleman. Der vergewaltigt keinen, an ihn zu glauben." Was hat der Glaube in ihm verändert? "Früher hätte ich oft zuerst das spektakulärere und besser bezahlte Engagement gewählt. Heute lehne ich die Sachen ab, bei denen ich keinen Frieden finde. Die Gier ist weniger geworden, auch wenn sie nicht weg ist." So wie die Gier nach einem Leben als Grenzgänger. "Ich suche immer die Herausforderung, das Abenteuer, den Kick. Deswegen auch dieses Schauspiel, bei dem ich ganz alleine auf der Bühne alles hinkriegen muss. Auf dieses Ein-Mann-Stück ,Sex' hatte ich einfach Lust." Ein fast erotisches Bekenntnis eines frommen Mannes.


Anke Pipke








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