Im November 2010 kritisierte Bundesfinanzminister Schäuble seinen Pressesprecher vor der Öffentlichkeit. Viele verurteilten dieses Verhalten als arrogant. Was die einen als Fehlverhalten empfinden, nämlich Arroganz im Umgang mit Kollegen oder Mitarbeitern, das trainiert Peter Modler seinen Klientinnen, Frauen im Berufsleben, ganz bewusst an. Modler ist der Erfinder des sog. „Arroganz-Trainings“.
Dass Frauen im Managementbereich unterproportional vertreten sind, ist weithin bekannt. Peter Modler, der Frauen trainiert, die im Beruf Durchsetzungsschwierigkeiten haben, führt das darauf zurück, dass sich Frauen und Männer im beruflichen Bereich unterschiedlich verhalten. „Im Gegensatz zu Frauen nutzen Männer Sprache als Machtinstrument, senden völlig andere Körperbotschaften und zeigen ein extremes Revierverhalten.“ (1) Aus diesem Grund empfiehlt er Frauen Arroganz als Erfolg versprechendes Verhalten im Beruf. Er führt seit Jahren sog. Arroganz-Trainings für Frauen durch, „in denen typische Situationen aus dem Berufsleben in Rollenspielen nachgestellt werden.“ (2) Er will Frauen dahin führen, dass sie sich besser gegen Männer durchsetzen können.
Eines der Problemfelder für Frauen in männerdominierten Unternehmensbereichen ist nach Modler das ausgeprägte Verhalten in Bezug auf das Territorium eines Menschen. „Männer scheinen es, gerade im beruflichen Kontext, als deutlichen Machtzuwachs zu empfinden, wenn sie sich einen bestimmten Raum nehmen oder er ihnen überlassen wird.“ (3)
Der Autor schildert einen Fall, bei dem der Hiwi (wissenschaftliche Hilfskraft) einer Universitätsdozentin einen Tag unentschuldigt fehlt. (4) Am nächsten Arbeitstag trat er ohne anzuklopfen in das Büro der Dozentin ein, entschuldigte sich nicht und tat so, als sei nichts gewesen. Nach Modlers Meinung betrat der Hiwi damit das Territorium der Dozentin ohne ihre Person, die auch seine Vorgesetzte ist, zu beachten und ohne seinen Rechtsverstoß Fehlen am Arbeitsplatz auch nur zu erwähnen, geschweige denn sich zu entschuldigen. Die Dozen-tin weiß aber nicht, wie sie sich wehren soll, weshalb der Vorfall zum Gegenstand des Arroganz-Trainings wird.
Solche und ähnliche Vorfälle werden immer wieder in der beruflichen Praxis auftreten. Nach meiner Erfahrung werden solche Verletzungen des Territoriums aber nicht nur von Männern sondern auch von Frauen verursacht. Zweifellos ist in einem solchen Fall eine energische Ansprache durch den von der Verletzung Betroffenen notwendig. Ob dadurch arrogantes Auftre-ten gerechtfertigt wird, ist eine andere Frage.
Der Arroganztrainer ist jedenfalls nicht der Meinung, Frauen sollten es besser machen als Männer, sondern genauso. Arroganz wäre demnach gerechtfertigt und ein normales Verhal-ten. Ich finde es etwas naiv zu glauben, dass man das Betriebsklima nach Belieben vergiften kann, nur um zu beweisen, dass Frau sich genauso unverschämt verhalten kann wie Mann. Modler trainiert seinen Klientinnen Arroganz an nur rennt im Zweifelsfall nicht er ins offene Messer, sondern die Frau, die jeden Tag in einer Umgebung leben muss, in der nicht nur sie sondern auch ihre Kollegen/Kolleginnen jede Beißhemmung verloren haben.
Das Arroganztraining Modlers basiert übrigens auf der spielerischen Auseinandersetzung der zu trainierenden Frau mit einem männlichen „Sparringspartner“. Die Frau bringt eine Situation aus ihrem Arbeitsalltag ein, bei der sie mit einem Kollegen nicht klargekommen ist. Nun kann sie ihr Verhalten nach allen möglichen Gesichtspunkten variieren und im Auswertungsgespräch mit dem Sparringspartner und dem Trainer reflektieren. Dies stellt zweifellos eine Möglichkeit für die Klientin dar, ihr Verhaltensrepertoire in der Auseinandersetzung mit Kollegen zu optimieren. Es stellt sich nur die Frage, ob der Sparringspartner, der an die Frau weitergibt, wie er als „Modell-Kollege“ ihre Vorgehensweise empfindet und wie er selbst darauf antworten würde, nicht schon lange weiß, was sein Chef, der Trainer, gerne hört und sich dann in dessen Strategie zur Vermarktung der Kurse einfügt, um an die Frau weiterzugeben, was den Zielen der Firma entspricht. Es könnte deshalb auch sein, dass die Kundin nicht so trainiert wird, wie es ihrem langfristigen beruflichen Interesse entspricht, sondern wie es der Unternehmensphilosophie und damit der Werbestrategie des Peter Modler nutzt. (5)
Dass das antrainierte Arroganzverhalten der betreffenden Frauen sich nicht auf den betriebli-chen Bereich beschränken sondern auch in der Familie angewendet werden soll, macht Modler durch einige Bemerkungen zu den „männlichen Macht-Ärschen“ wie z.B. Schwiegervater oder Schwager klar.(6) Die gelehrige Klientin wird also bei Erfolg der Ausbildung nicht nur ihren Kollegen gegenüber sondern auch in ihrer Familie mit harten Bandagen auftreten.
„Der Verzicht auf Worte und der Einsatz einer aggressiven Wortlosigkeit“, plaudert Modler eines seiner Geheimnisse aus, „kann vernichtend sein.“ (7) Glaubt der selbsternannte Arroganz-Trainer tatsächlich, dass ein solches Verhalten er nennt es hier ganz offen aggressiv nur zur Verteidigung und nicht auch zur Unterwerfung von Kollegen, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen, eingesetzt werden kann? Modlers Klientinnen sollen sich ja den Praktiken ihrer männlichen Kollegen anpassen also auch Kollegen allein aus dem Grund attackieren, dass sie ihre Machtgelüste befriedigen können. Entweder ist er der naiven Meinung, Frauen könnten nicht ungerecht sein oder er gibt „seinen“ Frauen ganz bewusst ein Instrument in die Hand, mit dem sie sich ohne Rücksicht auf Verluste sämtliche positiven und negativen Ziele „erarbeiten“ können. Ein Zitat aus der Trainingspraxis Modlers: „Und dann gaben wir Daniel den Rest. Vor ihm saß eine dominierend und arrogant auftretende Klara …“ (8) Ich kenne solche Auftritte aus meinem Berufsleben auch von Frauen, die das ohne Trai-ning können.
Und Modler nennt ganz klar die Alternativen: Wer „überall die vermeintlich »friedliche« Lösung sucht, wird saubere Hände behalten aber auch untergehen.“ (9) Trainiert Modler für ein »schmutziges« Geschäft?
Auf Seite 132 kippt die Argumentation Modlers, und sein Trainingsziel bekommt eine neue, wenn auch nicht überraschende Richtung. Er empfiehlt den Frauen „königliche Arroganz“ und verspricht ihnen, dass die Männer von ihrer „Machtbotschaft“ „fasziniert“ sind. (10) Die Frau soll sich nicht emanzipieren - nicht Gleichstellung ist das Ziel - sondern Macht über die Männer erlangen.
Dass diese Arroganz-Politik auch schiefgehen und dass sich Frau mit einem solchen Verhal-ten unbeliebt machen kann, dieser Aspekt ist Modler lediglich eine halbe der 230 Seiten seines Buches wert. Er gibt seinen durchtrainierten Frauen jedenfalls noch schnell mit auf den Weg, dass sie unter Umständen kündigen und die Firma verlassen müssen. (11) Was dann verklausuliert in dem Abschlusszeugnis stehen wird, kann man sich unschwer vorstellen.
Modler stellt am Ende seines Buches „Die zehn Gebote der Arroganz“ auf. (12) Da wundert es nicht, dass er als „Zweites Gebot“ die unmissverständliche Aufforderung „Du sollst nach der Macht greifen!“ aufstellt. (13) Der Autor übersieht dabei, dass Gott gesagt hat »Ich bin der Herr!« (s. 2. Mose 20, 2) Dies gilt natürlich für alle zwischenmenschlichen Beziehungen, auch für die im Kollegenkreis. Modler übersieht, dass jedes schwierige Verhalten eine Geschichte hat. Den Arroganz-Trainer interessiert ja nicht, warum sich jemand falsch verhält. Wer die Ursache ignoriert, wird auch dieses Verhalten nicht in den Griff bekommen.
Als Christ sollte man auch das Zusammenleben im Kollegenkreis Gottes Führung unterstel-len. Nicht Arroganz sondern Weitergeben von Gottes Liebe kann schwierige Beziehungen auf lange Sicht verbessern. Wichtige Anregungen dafür sind z.B. dem Büchlein „Gebete für den Arbeitstag“ von Elke Werner zu entnehmen. Sie schreibt z.B.:
„Ich brauche Deine Hilfe, Herr.
Ich bete für meine Kollegen.
Ich segne sie und wünsche ihnen,
dass auch sie Dich kennen lernen.
Ich will für sie da sein und ihnen helfen.
Ihnen zuhören und hinter die Fassaden sehen…“
(14)
Arroganz polarisiert. Gott will Menschen zusammenführen, die sich von seiner Liebe ergreifen lassen. Deshalb zum Abschluss einige Zeilen, in denen Elke Werner ihre Kollegen in das Gespräch mit Gott einschließt:
„Ich bringe Dir die Kollegen, die mir Mühe
machen. Hilf ihnen. Und verändere mich
in meiner Einstellung ihnen gegenüber, Herr.
Schenke mir Deine Liebe für sie.
Auch für die, die keiner mag.
Du liebst sie genauso,
wie Du mich liebst.“
(15)
Rolf Urspruch
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