Die christliche Jugend der 20er Jahre
- Erbauliches aus der Zeit vor 80 Jahren -



Sankt Stephan


Gedicht in der christlichen Jugendzeitschrift "Die Tenne" aus dem Jahr 1924






Abbildung "Sankt Stephan"






Sankt Stephan war ein Gottesmann
von Gottes Geist beraten,
der durch den Glauben Kraft gewann

zu hohen Wundertaten.
Doch seines Glaubens Wunderkraft

und seine Himmelswissenschaft
verdroß die Schulgelehrten,
die Erdenweisheit lehrten.

Und die Gelehrten stritten scharf
und waren ihm zuwider,
allein die Himmelsweisheit warf
die irdischen darnieder.
Und ihr beschämter Hochmut sann
auf Rache an dem Gottesmann,
ihn zu verleumden, dungen
sie falscher Zeugen Zungen.

Und gegen ihn in Aufruhr trat
die jüdische Gemeinde,
bald riß ihn vor den Hohen Rat
die Rachgier seiner Feinde.
Die falschen Zeugen stiegen auf
und logen: "Dieser hört nicht auf
zu sträflichem Exempel
zu lästern Gott und Tempel.

Sein Jesus, schmäht er, würde nun
des Tempels Dienst zerstören,
hinweg die Satzung Mosis tun
und andre Sitten lehren."
Starr sah der ganze Rat ihn an;
doch er, mit Unschuld angetan
trotz dem, was sie bezeugten,
schien Engels gleich zu leuchten.

"Nun sprich! Ist dem also?" begann
der Hohepriester endlich,
da hub er frei zu reden an

und deutete verständlich
der heiligen Propheten Sinn
und was der Herr von Anbeginn
zu Judas Heil und Frommen
gered't und unternommen.

"Doch, Unbeschnittne," fuhr er fort,
"an Herzen und an Ohren!
an euch war Gottes Tat und Wort
von je und je verloren;
Eu'r Stolz, der sich der Zucht entreißt,
stets widerstrebt er Gottes Geist.
Ihr, sowie eure Väter,
seid Mörder und Verräter!

Nennt mir Propheten, die sie nicht
verfolgt und hingerichtet!
Wann sie aus göttlichem Gesicht
des Heilands Kunft berichtet;
Des Heilands, welchen eu'r Verrat
zu Tode jetzt gekreuzigt hat.
Ihr wißt zwar Gottes Willen,
doch wollt ihr ihn nie erfüllen."

Und horch! Ein dumpfer Lärm erscholl,
es knirschte das Getümmel.
Er aber ward des Geistes voll
und blickt' empor gen Himmel,
und sah eröffnet weit und breit
des ganzen Himmels Herrlichkeit,
und Jesum in den Höhen
zur Rechten Gottes stehen.

Nun rief er hoch im Jubelton:
"Ich seh' im offnen Himmel
zu Gottes Rechten, Gottes Sohn!"
da stürmte das Getümmel,
und brauste, wie ein wildes Meer,
und übertäubte das Gehör,
und wie von Sturm und Wogen
ward er hinweggezogen.

Hinaus zum nächsten Tore brach
der Strom der tollen Menge,
und schleifte den Mann Gottes nach
zerstoßen im Gedränge;
und tausend Mörderstimmen schrien,
und Steine hagelten auf ihn,
aus tausend Mörderhänden,
die Rache zu vollenden.


Als er den letzten Odem zog
zerschellt von ihrem Grimme,
da faltet er die Hände hoch
und bat mit lauter Stimme:
"Behalt, o Herr, für Dein Gericht
dem Volke diese Sünde nicht!
Nimm meinen Geist von hinnen!"
Hier schwanden ihm die Sinnen.






Hier gelangen Sie zu den Beiträgen aus der "Tenne", allesamt von 1924:


  1. Wie der Herr mich führte (1)
  2. Wie der Herr mich führte (2)
  3. Wie der Herr mich führte (3)
  4. Biblische Fragen und Antworten (1)
  5. Der Schlag auf die rechte Wange
  6. Sankt Stephan (Gedicht)



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