Die christliche Jugend der 20er Jahre
- Erbauliches aus der Zeit vor 80 Jahren -



Biblische Fragen und Antworten (1)
Rubrik innerhalb der christlichen Jugendzeitschrift "Die Tenne" aus dem Jahr 1924






Abbildung "Biblische Fragen und Antworten"



(Eingesandte Fragen werden grundsätzlich, falls sie sich dazu eignen, hier zur öffentlichen Beantwortung gestellt. Die Leser werden gebeten, möglichst kurz gefasste Antworten einzusenden, die geeignetste wird abgedruckt).
F r a g e 1: Wie erklärt sich der Widerspruch in 1. Joh. 3,9 gegenüber den Stellen Hebr. 10,26 und 6, 4-6?........U.B. in Ffm.
A n t w o r t: Johannes schreibt den "Kindern" betreffs der Verführer, die sie zu verwirren suchten, und stellt ihnen vor, was sie als natürliche Menschen, sowie als aus Gott geborene sind. Wie damals ist es auch heute das Bestreben Satans, die klare Unterscheidung dieser Dinge den Gläubigen vorzuenthalten oder zu rauben. In Bezug auf den Zustand des natürlichen Menschen gilt es einfach anzuerkennen: wir haben Sünde und wir haben gesündigt: 1. Joh. 1,10. Als aus Gott Geborene und durch Sein Wort Gezeugte, können wir gar nichts anders sein, als das, was Seiner Natur entspricht. Denn Sein Same, d.i. die durch die Wirkung des Wortes in uns hervorgebrachte Neuschöpfung ist göttlicher Natur und bleibt in uns. Da ist "Sündigen " ausgeschlossen (1. Joh. 3,9). Das "Gezeugtwerden" aus Ihm setzt sich fort in "Bleiben in Ihm", was mit "Nicht Sündigen" gleichbedeutend ist. Dieses "Nicht Sündigen" kann durch keinen Veredlungsprozess des alten Menschen erreicht werden. Wer das glaubt, setzt sich mit dem klaren Zeugnis des Wortes Gottes "der einzigen Wahrheit" in Widerspruch. Betrachten wir aber die herrlichen Tatsachen, daß wir nicht zu sündigen brauchen, ja als neu Geborene nicht einmal sündigen können, eine Tatsache, die uns Ruhe und Frieden gibt, so gewinnen wir Kraft und den Sieg über uns selbst. Entfernen wir uns aus unserer Stellung der Unterwürfigkeit unter das Wort und des Bleibens in Ihm und erwarten etwas von uns, so sündigen wir. Für solche Untreue hat aber das Wort ein Mittel der Wiederherstellung in der Gnade, die wir in Kapitel 2,1-2 finden.
Das "mit Willen sündigen" und "Abfallen" in Hebr. 10 und 6 ist etwas ganz anderes. Der Verfasser des Briefes schreibt, an Juden, an Hebräer, die die gewaltigen Wirkungen des am Pfingsttage ausgegossenen Heiligen Geistes gesehen und miterlebt hatten. Die von den Aposteln ausgehende Kraft in der Predigt und den Wundern war so groß, daß viele sich ihrer Wirkung auf Herz und Gewissen nicht entziehen konnten und sich zu dem Messias Jesus bekannten (Apg. 2,37; 6,4; 7,8-10 u.a.). Nun gab es aber solche, die sich zu dem, was sie verlassen hatten, zu dem Gesetz nämlich, wieder zurückwandten, und das ist es, was der Verfasser mit "Abfallen" bezeichnet. Solche Seelen waren nie wirklich erneuert (vgl. Matth. 13,20-21). Wohl hatten sie einst an den Segnungen der Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters teilgenommen, waren teilhaftig geworden des Heiligen Geistes, aber nun zeigte es sich, daß in ihnen das selbe böse Herz des Unglaubens war, daß das Volk Israel einst in der Wüste offenbarte und sich immer wieder gegen Gott auflehnte. Indem sie zum Gesetz zurückkehrten, wandten sie sich von Christus ab, der des Gesetzes Ende ist und stimmten direkt oder indirekt denen bei, die Ihn ans Kreuz geschlagen hatten (Lies Kap. 2,1-4; 3,7; 3,12; 6,4-6). Für sie gab es keinen Messias, kein Opfer mehr, denn den, den Gott dazu ausersehen hatte, verwarfen sie, und für solche gibt es nur das Gericht, das einem Frevler angedroht wird. Trotzdem stand ihnen während ihres Lebens immer der Weg offen, zurückzukehren.
Ein wahrer Gläubiger wird niemals dahin kommen zu sagen: "Fluch über Jesum", und der Verfasser sagt deshalb auch zur Beruhigung für ängstliche Seelen in Hebr. 6, 9-10 die tröstenden Worte: "Wir sind aber in Bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden, denn Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namen bewiesen, indem ihr den Heiligen gedient habt und dient."
Es handelt sich also auch in den angeführten Stellen nicht um Lösung eines Widerspruchs, sondern um Richtigstellen verschiedener Dinge.

F r a g e 2: Was ist unter dem Ausdruck "am letzten Tage" zu verstehen (Joh. 6, 39,40 u.a.)
A n t w o r t: Der Ausdruck findet sich noch Kap. 11,24 und 12,48. Kapitel 6 und 11 weisen auf einen Zeitpunkt hin, der dem Tausendjährigen Reich in kurzem Abstand vorausgeht, während das in Kap. 12,48 Gesagte dem Tausendjährigen Reich folgt. (Offb. 20,4-5). "Der letzte Tag" umfaßt also zum mindesten die dazwischen liegende Zeit und die dazugehörigen Geschehnisse. Diese sind: Sein Herniederkommen zur Auferweckung und Hinwegnahme der Seinigen, Seine Gerichte und Sein Herrschen, wie sie in Offb. 6-20 beschrieben sind. Er schließt also den "Tag des Herrn" in sich, von dem die Propheten und Petrus in seiner zweiten Epistel Kap. 3 reden. Wie die anderen "Tage": Tag Christi, Tag des Herrn, Tag Gottes, Tag der Ewigkeit ihre Bedeutung in der Benennung tragen, so besagt Sein Name, was darunter zu verstehen ist: es folgt kein anderer Tag mehr, an dem Gott durch Seine Macht noch etwas in Bezug auf Segnung oder Gericht zu ordnen hätte. "Es ist geschehen".

F r a g e 3: Ist es richtig von einer Höllenfahrt unseres Herrn zu sprechen? ....B.G. aus Crimmitschau
A n t w o r t: Nein, es ist nicht richtig. Zunächst ist ja bekannt, daß hier "Hölle" mit "Hades" verwechselt ist. Aber auch wenn Hades statt Hölle gesetzt wird, ist kein Schriftbeweis vorhanden weder für die Meinung, daß diese vermeintliche Hadesfahrt zwischen Seinem Tod und seiner Auferstehung stattgefunden habe, noch für die andere, daß Er zwischen seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt zu wiederholten Malen eine Hadesfahrt gemacht habe, um den Abgeschiedenen das Evangelium zu verkünden. Zu Unrecht meint man dies aus 1. Petrus 3,18-20 und 4,6 schließen zu müssen. Die beiden Stellen sagen - im Griechischen und in richtiger Übersetzung - nicht, daß den Abgeschiedenen "im Gefängnis" gepredigt oder "im Totenreich" gute Botschaft verkündigt worden sei, sondern setzen voraus, daß der Leser Gottes Gedanken über diesen Gegenstand kennt und daher weiß, daß ihnen gepredigt und gute Botschaft verkündigt worden ist, als sie im Leibe auf der Erde lebten. Daß nur dieses zutrifft und den Menschen nach ihrem Abscheiden aus diesem Erdenleben keine Gelegenheit mehr zur Bekehrung und Errettung gegeben ist, sehen wir deutlich aus Luk. 16,27-31; Joh. 5,29; Hebr. 9,27. Der Herr sagte zum Schächer: "heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein", nicht "im Hades". Mag bis zur Auferstehung des Herrn das Paradies gleichbedeutend mit "Abrahams Schoß" in Luk. 16, als die Scheol-(Hades-) Abteilung der Seligen anzusehen sein, so ist doch mit keinem Wort gesagt, daß der Herr in den Hades gegangen sei, sondern in das Paradies. Und wenn auch das Paradies eine Abteilung des Hades war und Er also, um ins Paradies zu gelangen, in den Hades gehen mußte (vgl. Psalm 16,10 und Apg. 2,27) - es steht nicht so da, und darum haben wir kein Recht, solche Folgerungen zu machen. Aus Luk. 23,46 und Joh. 19,30 wissen wir, daß Er Seinen Geist in des Vaters Hände übergab, während Sein Leib in Josephs Grabeshöhle gelegt ward, also ist es zum mindesten zweifelhaft, ob das Paradies nach dem leiblichen Tod des Herrn eine Hadesabteilung war! Der Herr Jesus ging dem Geiste nach sofort nach dem Tode zum Vater, nicht aber in die Unterwelt, um dort das Evangelium zu verkünden. Für diese ganz irrtümliche Auffassung werden noch Psalm 68,18 mit Epheser 4,8-9 angeführt, welche Stelle aber doch nur einfach bezeugt, daß Er "in das Untere der Erde" her- und hinabgestiegen ist, worunter nach meinem Erachten überhaupt die unteren Regionen, d.i. die Erde selbst und das Grab in ihr zu verstehen ist. Wenn die Gläubigen von heute diese alten Irrtümer immer wieder hervorziehen, so dienen sie damit den Zwecken des Teufels, indem auf diese Weise immer wieder die Irrlehre Nahrung findet, daß es noch Möglichkeiten der Bekehrung nach dem Tode gäbe.



(Die geäußerten Lehren und Auffassungen geben nicht notwendigerweise die Meinung von christliche-autoren.de wieder und sind wie alles andere auch zu prüfen.)





Hier gelangen Sie zu den Beiträgen aus der "Tenne", allesamt von 1924:


  1. Wie der Herr mich führte (1)
  2. Wie der Herr mich führte (2)
  3. Wie der Herr mich führte (3)
  4. Biblische Fragen und Antworten (1)
  5. Der Schlag auf die rechte Wange
  6. Sankt Stephan (Gedicht)



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