Seltsam
- es kommt doch anders, als man denkt ... -





Seltsam




„Du kannst sagen, was du willst – ich finde diese Wesen ziemlich …“ Afael zögerte
„Sprich es ruhig aus.“ Usija, sein Kamerad, lächelte.
„Nun ja – sie verhalten sich nicht grade so, wie man es von ihnen erwarten könnte als Seine -“ Er unterbrach sich selbst und zeigte mit der Hand nach unten. „Da, genau das meine ich.“
Schweigend beobachteten sie, wie etwa hundert Meter unter ihnen eines der Wesen, das sich offensichtlich unbeobachtet fühlte, einem anderen einen Schlag in den Rücken versetzte, ihm einen Gegenstand entriss und dann damit die Straße davonlief.
„Sollten wir nicht eingreifen?“ fragte Afael.
Sein Kamerad schüttelte nur den Kopf.
„Aber warum nicht?“ wollte der andere wissen.
„Wir haben unsere Befehle, vergiss das nicht. Dazu gehört nun einmal, dass wir in den meisten Fällen nur zuschauen dürfen. Manche Dinge müssen nun mal passieren.“
„Manchmal verstehe ich Ihn einfach nicht“, seufzte Afael.
„Da bist du sicher nicht der einzige.“
Sie flogen weiter, streiften fast die Dächer der hohen Gebäude, die es hier überall gab. Beobachteten das Treiben der Menschen, die sich tief unter ihnen bewegten. Kurz darauf hatten sie die Stadt hinter sich gelassen. Unter ihnen erstreckten sich jetzt riesige goldgelbe Felder, nur wenige flache Gebäude und noch weniger Straßen. Sie überflogen einen kleinen Ort.
„Sieh dir das an – sollen wir da etwa auch zusehen?“
Tief unter ihnen näherte sich ein großes Fahrzeug mit einer offenen Ladefläche, die es hier überall gab, einer kleinen Gruppe von Kindern. Sie schienen die tödliche Gefahr nicht zu bemerken, in der sie schwebten.
„Keine Regel ohne Ausnahme!“ rief Usija.
Im Sturzflug sausten sie nach unten, auf den Wagen zu, der jetzt nur noch etwa zehn Meter von der Kindergruppe entfernt war. Afael erreichte ihn als erster. Er bremste ab und registrierte laute, disharmonische Musik und süßlichen Geruch, die aus dem halboffenen Fenster drangen. Der Mann im Wagen starrte blicklos vor sich hin. Im nächsten Moment berührten Afaels Hände die Seite des Fahrzeugs und schubsten es zur Seite. Der Wagen schlitterte zu Seite und kippte um, nur noch drei Meter von den schreienden Kindern entfernt.
Oh Gott, wie ich das Fliegen liebe, dachte Afael, während Usija sanft neben dem auf der Seite liegen gebliebenen Fahrzeug aufsetzte und einen Blick ins Innere warf. „Alles soweit in Ordnung“, stellte er fest. „Er wird es überleben.“
Zusammen mit Afael beobachte er einen Augenblick lang die Kinder, die immer noch erschrocken am Straßenrand standen und den umgestürzten Wagen anstarrten.
„Was ist denn hier passiert?“ Afael wandte den Kopf. Eine junge Frau kam herbeigelaufen.
„Der Pickup da – es hätte uns fast überfahren!“ stieß ein Junge hervor. „Aber dann ist er plötzlich zur Seite gekippt!“
Die Frau ging in die Hocke und strich dem Jungen über das Haar. „Da habt ihr aber einen Schutzengel gehabt!“
„Ja.“ Seine Augen wurden plötzlich groß. „Da – es sind sogar zwei!“
Die Frau lächelte. „Natürlich, kleiner Mann.“
Usija grinste breit. Er stieß Afael leicht mit dem Ellenbogen in die Seite.
„Jetzt weißt du, warum wir hier sind. Lass uns verschwinden!“



Peter Hoeft





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