Schnäppchenjagd
- Gott hilft auch im Alltag -





Schnäppchenjagd





Damals war ich in Sachen Autofahren ein ziemlicher Angsthase. Ich hatte nicht viel Fahrpraxis und hasste verkehrsreiche Stadtzentren, die überfüllt waren mit Stadtbummlern und umher eilenden Schnäppchenjägern. Ich wollte allerdings kein Schnäppchen machen, ich hatte andere Sorgen. Ein dringender Arztbesuch stand bevor. Nicht ich musste zum Arzt, sondern Else. Normalerweise ließ ich mich auf solche Abenteuer nicht ein. Ging lieber auf Nummer sicher und nahm dafür lange Umwege in kauf. So parkte ich oft weit außerhalb oder nahm lieber den Bus um mein Ziel zu erreichen.
Else wäre auch mit dem Taxi gefahren, aber irgendein Gefühl überzeugte mich: diese Fahrt war meine Aufgabe. Ich wollte Else persönlich begleiten, sie war sehr krank und seelisch in keinem guten Zustand. Ein längerer Fußmarsch war unvorstellbar. Schon die Treppen hinauf in die neurologische Praxis bedeuteten für sie eine riesige Anstrengung. Für mich stand fest: ich wollte sie keinem fremden Taxifahrer überlassen.
Mit gemischten Gefühlen ließ ich die Sache auf mich zukommen und hoffte auf mein Gottvertrauen. Vielleicht würde es die Situation erleichtern?

Ein paar Tage später machte ich mich mit einem ziemlich komischen Gefühl im Bauch auf den Weg zu dieser Praxis. Else saß auf dem Beifahrersitz. Ich hörte ihren schweren Atem. Ihr Leib bebte. Ich umklammerte das Lenkrad, presste mich tief in den Sitz. Ein tiefes Stöhnen lag unhörbar in der Atmosphäre. Was war, wenn ich keinen Parkplatz in Praxisnähe fand? Nicht auszudenken. Meinen Zweijährigen hätte ich unter den Arm geklemmt, aber Else …? Else war eine stattliche alte Dame.
Einfach Warnblinklicht an!? schoss es mir durch den Kopf. Als unausweichliches Hindernis auf der Straße stehen bleiben?
Ich? Eine Straße versperren, durch die sich eine endlose Blechschlange hindurch manövrierte? Nein bitte nicht, lieber würde ich im Boden versinken, aber den ganzen Verkehr aufhalten?! Im Geiste hörte ich schon ungeduldiges Hupen. Aber mir würde wohl nichts anderes übrig bleiben.
In der Innenstadt angekommen, reihte ich mich in die Schlange stadteinwärts. Meine Wangen glühten. Wo musste ich noch hin? Ja rechts, richtig. Viele Pkws kamen mir entgegen. Es war Sommerschlussverkauf. Viele Fußgänger und Radfahrer waren unterwegs, liefen von Geschäft zu Geschäft und quer über die Straßen. Ich war fast am Ziel - aber ein Parkplatz war nicht in Sicht. Ich blickte zur Seite, irgendwo hier musste die Praxis sein. Im nächsten Moment bemerkte ich ein Winken hinter der Windschutzscheibe des entgegenkommenden Pkws. Dieser rote Golf kam näher. Eine fremde Frau lächelte mich an.
Etwas verwundert fing ich ihren freundlichen Blick auf. Doch dann wusste ich, was mir diese Frau mit ihrem Winken sagen wollte: „Da links, da ist eine Parkbucht frei, fahren Sie hinein.“ Ich blinkte und fuhr rüber in die etwas versteckte Lücke. Nicht zu fassen, ich hatte es geschafft! Die einzige Parklücke weit und breit war gerade frei geworden. Welch ein Glück!
Nur woher wusste diese Frau, dass ich einen Parkplatz suchte? Sah man es mir an der Nasenspitze an? Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und sah, dass ich direkt vor der Haustür der Arztpraxis stand.
Wer hätte das gedacht? Gott war sogar ein Manager für schwierige Parkplatzsituationen, und wies ungeübte Fahrerinnen in passend ausgesuchte Parklücken ein. Ich holte tief Luft und fühlte mich, als hätte ich heute das allergrößte Schnäppchen gemacht.




Heike Brunkhorst







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