Pax Romana
- und der Friede Jesu -





Römischer Frieden





„Ein Frieden, nicht wie die Welt ihn gibt...“ (Joh 14,27)
Der römische Frieden („Pax Romana“) und der Friede Jesu im Vergleich


Einleitung
„Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.“ (Lk 2,1) In diesen ersten Worten des Weihnachtsevangeliums wird uns eine Person vorgestellt, die im Neuen Testament nicht weiter erwähnt wird, also scheinbar nur eine unbedeutende Nebenrolle spielte, die aber in weltpolitischer Hinsicht sehr bedeutend war. Möglicherweise finden sich in den Evangelien einige Aussagen, die zu seiner Politik Stellung nehmen, ohne dass sein Name Erwähnung findet. Dieser Aufsatz will versuchen, diesen Spuren nachzugehen und sie aufzudecken. Doch zum besseren Verständnis soll zuerst die politische Situation unter Augustus kurz dargestellt werden.

Die politische Situation unter Augustus
Das erste Jahrhundert vor Christus war im Römischen Weltreich von vielen Kriegen geprägt. Caesar (100-44 v. Chr.) hatte das Reich durch militärische Eroberungen beträchtlich vergrößert. Nach seiner Ermordung kam es zu Kämpfen zwischen Octavian (dem man später den Titel „Augustus“ = „der Erhabene“ gab) und Marc Antonius. Nachdem Octavian seinen Widersacher im Jahr 31 v. Chr. in der Seeschlacht vor Actium (Griechenland) besiegt hatte, kehrte endlich Frieden im Römischen Reich ein. Der Tempel des Kriegsgottes Janus in Rom wurde geschlossen und es wurden Münzen hergestellt, die Augustus als Befreier und Friedensbringer priesen, der dem Volk Wohlstand und Heil bringt. Es begann die Zeit des Römischen Friedens („Pax Romana“). Augustus ließ in Rom einen Altar errichten, der ihn als Friedensbringer verherrlichte („Ara Pacis Augustae“. Er ist noch heute in Rom zu besichtigen). Auch die Literaten schwärmten begeistert vom Goldenen Zeitalter, das durch Augustus begonnen habe.

Bezugnahmen in den Evangelien auf die „Pax Romana“
Viel realistischer als die römischen Literaten und als Augustus selbst sahen die Verfasser der Evangelien die Lebensbedingungen der Menschen zur Zeit des Augustus. Diese Lebensbedingungen waren nämlich alles andere als friedlich. Zwar gab es im Römischen Reich – von Ausnahmen in den Randgebieten des Reiches abgesehen – keine Kriege mehr, aber die Menschen mussten trotzdem Grausamkeiten und die Tyrannei der Herrscher ertragen. Der Kindermord in Bethlehem durch Herodes (vgl. Mt 2,16), der in Abhängigkeit von Rom regierte, sei als Beispiel dafür genannt. Jesus bezeichete die weltlichen Machthaber deshalb klar und unmissverständlich als Gewaltherrscher: „Ihr wisst, dass die, welche als Regenten der Nationen gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben.“ (Mk 10,42)

Der Friede, den Jesus gibt
Der Friede, den Jesus gibt, steht in krassem Gegensatz zu dem Frieden, den Augustus gebracht hatte. Jesus sagte: „Meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.“ (Joh 14,27) Der Friede, den Jesus gibt, wird nicht durch Gewalt und Unterdrückung erreicht, sondern durch Demut und Unterordnung: „Wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,43-45) Jesus lebte diesen Frieden vor, indem er lieber Gewalt und Unrecht, das ihm zugefügt wurde, ertrug, als mit mit Gegengewalt darauf zu antworten (vgl. Joh 18,36).

Sind auch wir bereit, Jesus hierin nachzufolgen?


Literatur:
Zangenberg, Jürgen: „Pax Romana“ im NT; in: Neues Testament und Antike Kultur, Bd. 1; Hg.: Kurt Erlemann u. a.; Neukirchener Verlag 2004, S. 165-168
Labahn, M. / Zangenberg, J. (Hg.): Zwischen den Reichen. Neues Testament und Römische Herrschaft. Vorträge auf der ersten Konferenz der EuropeanAssociation of Biblical Studies; Tübingen 2002
Wengst, K.: Pax Romana. Anspruch und Wirklichkeit. Erfahrungen und Wahrnehmungen des Friedens bei Jesus und im Urchristentum; München 1986
Klein, Richard: Das Bild des Augustus in der frühchristlichen Literatur; in: Raban von Haehling (Hrsg.): Rom und das himmlische Jerusalem: Die frühen Christen zwischen Anpassung und Ablehnung; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2000, S. 205-236





Dirk Fuisting








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