Das Pessachfest
- Der Sederabend -
Das jüdische Pessachfest
Wie auch schon 2006 (siehe Bericht) hatte ich wieder die Ehre zusammen mit einigen Geschwistern aus der Gemeinschaft in Berlin an einem jüdischen Pessachfest (Sederabend) teilzunehmen. Der Sederabend fand am Montag, 2. April 2007 statt (Das Datum auf den Fotos ist nicht korrekt).
Diesmal wurde dieser nicht von den "Juden für Jesus", sondern von der judenchristlichen Gemeinde "Beit Sar Shalom" durchgeführt. Gleich zu Beginn fiel auf, dass weit mehr Personen teilnahmen als im vergangenen Jahr. Offiziell hatten sich 480 Menschen angemeldet. Also saßen wir in einem großen Saal an langen Tischen und vorne auf der Bühne befand sich eine Videoleinwand, so dass sich auch die weiter hinten Sitzenden ein Bild von dem machen konnten, was vorne vor sich ging. Dort auf der Bühne saß unser Sederleiter, der durch den Abend führte und die einzelnen Punkte der Pessach-Haggada (Gottesdienstreihenfolge) jeweils erklärte. Da es sich um eine jüdisch-messianische Gemeinde handelte, wurde die traditionelle jüdische Haggada um Punkte, die Jeschua (Jesus) betreffen ergänzt.
Gleich zu Beginn betonte der Sederleiter den fröhlichen, befreienden Charakter des Festes und sagte, dass alle bequem sitzen sollen. Denn das Pessachfest erinnert ja an die Befreiung der Juden aus der ägyptischen Knechtschaft durch Gott. Die Grundaussagen des Festes sind also Erlösung und Befreiung. Ich fand es bemerkenswert, dass wir alle, ohne Ausnahme, also Juden und Christen dazu ermuntert wurden, uns in die Rolle der damaligen Juden hineinzuversetzen. Auch wir Christen sollten uns also vorstellen, damals mit dabei gewesen und errettet worden zu sein. Bemerkenswert ist dies, da Christen zu dieser Zeit im Alten Testament noch gar nicht existierten. Doch unsere Sederleiter verdeutlichte, dass Christen ja ebenfalls befreit und erlöst worden seien, nämlich von der Macht der Sünde, die zum Tod führt. Die Juden damals wurden von Gott aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Wir Christen von heute wurden von Gott von der Sklaverei der Sünde befreit. Das Passah betrifft also auch uns. Eine Tatsache, die sicher von traditionellen Juden, die in Jesus nicht den Messias sehen, anders gesehen wird.
Dann begannen die einzelnen Schritte des Pessachfestes, die ich im Bericht vom vergangenen Jahr bereits beschrieben habe und die auch am diesjährigen Abend durchgeführt wurden. Alles orientiert sich an den Begebenheiten aus dem zweiten Buch Mose ab Kapitel 12. Ich möchte daher auf Punkte eingehen, die mir bei der diesjährigen Feier besonders aufgefallen sind.
Der Sederleiter erwähnte viele Textstellen aus dem Neuen Testament. So verlies er Lukas 22 ab Vers 14:
Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tische, und die Apostel mit ihm.
Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.
Denn ich sage euch, daß ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis daß es erfüllt sein wird im Reiche Gottes.
Und er nahm einen Kelch, dankte und sprach: Nehmet diesen und teilet ihn unter euch.
Denn ich sage euch, daß ich nicht von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis daß das Reich Gottes komme.
Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dieses tut zu meinem Gedächtnis!
Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
Auf den Tischen hatten wir natürlich wieder einen Teller mit den besonderen Speisen oder Kräutern, die an die einzelnen Geschehnisse der Befreiung aus Ägypten erinnern sollten.
Unser Sederleiter betonte, dass die Speisen am heutigen Abend nicht den Namen hätten wie sie es sonst haben. Die Petersilie beispielsweise sei heute keine Petersilie, sondern sei ein Bild für den Ysop, mit dem das Blut des Lammes an die Pfosten und den Querbalken der Türen gestrichen wurde (2 Mose 12,22). Dieses Blut rettete die Juden vor der Plage Tod der Erstgeburt.
Auch stand eine Schüssel mit Salzwasser auf jedem Tisch. Dieses Salzwasser erinnert an die Tränen der Juden, die vergossen wurden. Allerdings steht es auch für das Salzwasser des Roten Meeres, durch welches die Juden nach der Befreiung aus Ägypten zogen. An diesem Abend tunkten wir also die Petersilie in das Salzwasser und aßen sie. Aber in Wahrheit tunkten wir den Ysop in Tränen - so das eigentliche Bild.
Normalerweise gehört zum Passahfest auch ein Passahlamm. Ein solches darf aber nur im Tempel geopfert werden. Da es diesen nicht mehr gibt, kann es auch kein Passahlamm mehr für die Feier geben. Lediglich ein Lammknochen, der auf jedem Teller lag, erinnert daran, dass eigentlich ein Lamm dazugehört.
Auch gehörten natürlich wieder die Mazzen, also das ungesäuerte Brot mit zum Abend. Es erinnert an die hastige Flucht aus Ägypten, die es nicht mehr ermöglichte, das Brot zu Ende zu backen, also zu säuern. Es musste ungesäuert mitgenommen werden.
Auch wurde an diesem Abend die Tradition aufrecht erhalten, dass ein Stück Mazza versteckt wurde und nach dem Essen von einem Kind gesucht werden musste. Überhaupt ist das Fest ja ein Fest für die Kinder, denen die Geschehnisse von damals weitergegeben werden sollen, so dass sie nie in Vergessenheit geraten. Wie auch im vergangenen Jahr stellte ein Kind bestimmte Fragen, die dann beantwortet wurden ("Warum unterscheidet sich dieser Abend von allen anderen Abenden? An allen anderen Abenden essen wir gesäuertes oder ungesäuertes Brot. Warum essen wir an diesem Abend nur ungesäuertes Brot?")
Unser Sederleiter zog den Bogen des ungesäuerten Brotes zum Neuen Testament. Auch dort heisst es, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig sauer macht. Auch ein Christ soll ungesäuert sein, d.h. frei von Sünde. Es wurde in diesem Zusammenhang 1 Korinther 5,7 zitiert: "Fegt den alten Sauerteig aus"
Wie wir erfuhren bedeutet "Pessach" übersetzt soviel wie "vorüber gegangen" bzw. "vorbei gegangen". Sprich: Der Tod ist an den Juden vorbei gegangen. Und zwar bei der zehnten Plage, der Tod der Erstgeburt (2 Mose 12,12.13). Durch das Blut des Lammes an den Türen ist der Tod sprichwörtlich an den Juden vorbeigezogen. Das ist die Wortbedeutung von Pessach. Der Sederleiter zitierte daraufhin Johannes 1,29: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt". Auch für einen gläubigen Christen gilt, dass der Tod an ihm vorbeigegangen ist, den er eigentlich verdient hätte, der jedoch durch das Opferlamm Jesus Christus und sein Blut an ihm vorüberzieht.
Das letzte Mazza beendete dann den Abend. Es hat eine ganz besondere Bedeutung und trägt den Namen "Afikomen". Wenn das letzte Mazza gegessen wurde, darf danach nichts mehr gegessen werden. Es beschließt den Abend. Afikomen bedeutet soviel wie "Er kommt". "Er", das ist derjenige, auf den die traditionellen Juden nach wie vor warten, der Messias. "ER", das ist derjenige, an den die Christen glauben und der tatsächlich wiederkommen wird.
Eckart Haase
Fotos: Gerald Maue
Bibelstellen über Israel und seine Bedeutung: www.bibelleser.de/warum-israel-lieben.html
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