1) Wenn in der Bibel von Rache die Rede ist, dann ist damit stets Vergeltung gemeint. Vom Urtext der Bibel her ist damit gemeint „gerechtes Richten Gottes“ oder „Recht verschaffen“. Das bedeutet also, biblische Vergeltung trifft Menschen, die von Gott als schuldig erkannt wurden. Das heisst, die Strafe ist keine Willkür, sondern ein gerechtes Urteil.
2) Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott ein gnädiger Gott ist, aber auch ein heiliger. Gott hasst die Sünde. Damit ist Gottes Haltung gegenüber Dingen wie Götzendienst, geistlicher Heuchelei oder gegenüber Menschen, die solches tun, gemeint. Mit „Hass“ sind hier nicht unkontrollierte negative Gefühle gemeint, sondern „sich Trennen von etwas“. Wenn Gott die Sünde hasst, dann meint dies, dass Sünde ganz und gar nicht zum heiligen Wesen Gottes passt. Gott und Sünder sind und bleiben von Natur aus getrennt. Gottes Vergeltung trifft im Alten Testament keineswegs nur die umliegenden Völker, die eigentlich immer Dinge wie Götzendienst betrieben. Nein, Gott ist gerecht, er zieht auch sein eigenes Volk Israel immer zur Rechenschaft, wann immer sich dieses von ihm abwendete.
3) Es geht nie um so was wie Selbstjustiz. Vergeltung steht allein Gott zu. Wenn er auch sein Volk in den Auseinandersetzungen und Kriegen gebraucht, so ist es allein Gott, der darüber entscheidet. „Mein ist die Rache“ heisst es in 5 Mose 32,35 und in Römer 12,19. Der Mensch selbst ist zu Feindesliebe verpflichtet! Das ist nicht erst seit der Bergpredigt so. Bereits im Alten Testament heisst es: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der HERR.“ (3 Mose 19,18).
4) Gott sieht der Sünde nicht tatenlos zu. Er ist gerecht und richtet. Wie er das tut, liegt bei Gott. Er richtet auf Erden und er richtet (endgültig) nach dem Tode eines Menschen. Was würde wohl passieren, wenn Gott NICHTS unternehmen würde? Ich vermute, ohne die Züchtigungen Gottes, ohne sein gerechtes Handeln schon zu Lebzeiten, würde diese Welt weit schlimmer aussehen, als jetzt. Wenn Menschen zu Lebzeiten keine Strafe Gottes befürchten müssten, zu was wären sie wohl alles fähig? Wenn Gott richtet, dann ist das kein Justizirrtum. Als Sünder bin ich nicht Opfer, sondern Täter. Vergeltung Gottes trifft immer schuldig gewordene Menschen.
5) So wie Gott die Sünde hasst, so sollte sich auch jeder gläubige Christ von ihr distanzieren. Wir wissen alle, dass wir das als Menschen nicht in vollkommener Form können. Deswegen ist Jesus Christus ja gekommen. Und das ist der entscheidende Punkt: Gott ist auf der einen Seite ein gerechter Richter. Aber auf der anderen Seite hat er trotz unserer Schuldhaftigkeit seinen eigenen Sohn nicht verschont, damit wir trotzdem gerettet werden können. Wenn Gott wirklich ein Gott der Rache wäre, dann hätte er das nicht getan. Gott muss Sünde bestrafen. Denn er hat ein absolut heiliges Wesen, das mit Sünde in keiner Weise zu vereinbaren ist. Aber er hat auch eine wunderbare Lösung für das Dilemma gefunden: Er wurde selbst Mensch und wurde Opfer von zügelloser und ungerechter menschlicher Rache. Wir Menschen haben uns an Gott gerächt. Bis ans Kreuz. Aus dieser Perspektive sollten wir Gottes Handeln betrachten..
Werner Maget
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