Mein ist die Rache
- Artikel zur Bibel -





Mein ist die Rache




Wenn man das Alte Testament liest, möchte man meinen, unser Gott sei ein Gott der Rache. Oft gab Gott den Auftrag, feindliche Völker anzugreifen und sogar auszurotten. Besonders bei der Landnahme in Kanaan, die mit Josua begann, lesen wir oft, dass Gott befahl, bestimmte Städte anzugreifen und den Bann an ihnen zu vollstrecken. „Bann“ bedeutete damals alle Einwohner und alles Vieh zu töten. So geschehen beispielsweise bei der Stadt Jericho:

„Da erhob das Volk das Kriegsgeschrei, und sie stießen in die Hörner. Und es geschah, als das Volk den Schall der Hörner hörte, da erhob das Volk ein großes Kriegsgeschrei. Da stürzte die Mauer in sich zusammen, und das Volk stieg in die Stadt, ein jeder gerade vor sich hin, und sie nahmen die Stadt ein. Und sie vollstreckten den Bann an allem, was in der Stadt war, an Mann und Frau, an Alt und Jung, an Rind, Schaf und Esel, mit der Schärfe des Schwertes“ (Josua 6,20.21).

Zudem finden wir in der Bibel die sogenannten „Rachepsalme“, mit denen vielleicht auch mancher Bibelleser seine Schwierigkeiten haben mag. Da heisst es unter anderem:
„Tochter Babel, du Verwüsterin! Glücklich, der dir vergilt dein Tun, das du uns angetan hast. Glücklich, der deine Kinder ergreift und sie am Felsen zerschmettert!“ (Psalm 137,8.9)

Wie ist das mit einer Haltung der Liebe und Gnade zu vereinbaren? Denn Gott ist stets derselbe. Der Gott, der uns im Neuen Testament in Jesus Christus begegnet ist kein anderer Gott als der, welcher im Alten Testament teils drastisch gegen seine Feinde vorgeht.

Da sich möglicherweise auch andere Christen fragen, wie das zusammen passt, möchte ich gerne einige erklärende Hinweise geben.
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1) Wenn in der Bibel von Rache die Rede ist, dann ist damit stets Vergeltung gemeint. Vom Urtext der Bibel her ist damit gemeint „gerechtes Richten Gottes“ oder „Recht verschaffen“. Das bedeutet also, biblische Vergeltung trifft Menschen, die von Gott als schuldig erkannt wurden. Das heisst, die Strafe ist keine Willkür, sondern ein gerechtes Urteil.

2) Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott ein gnädiger Gott ist, aber auch ein heiliger. Gott hasst die Sünde. Damit ist Gottes Haltung gegenüber Dingen wie Götzendienst, geistlicher Heuchelei oder gegenüber Menschen, die solches tun, gemeint. Mit „Hass“ sind hier nicht unkontrollierte negative Gefühle gemeint, sondern „sich Trennen von etwas“. Wenn Gott die Sünde hasst, dann meint dies, dass Sünde ganz und gar nicht zum heiligen Wesen Gottes passt. Gott und Sünder sind und bleiben von Natur aus getrennt. Gottes Vergeltung trifft im Alten Testament keineswegs nur die umliegenden Völker, die eigentlich immer Dinge wie Götzendienst betrieben. Nein, Gott ist gerecht, er zieht auch sein eigenes Volk Israel immer zur Rechenschaft, wann immer sich dieses von ihm abwendete.

3) Es geht nie um so was wie Selbstjustiz. Vergeltung steht allein Gott zu. Wenn er auch sein Volk in den Auseinandersetzungen und Kriegen gebraucht, so ist es allein Gott, der darüber entscheidet. „Mein ist die Rache“ heisst es in 5 Mose 32,35 und in Römer 12,19. Der Mensch selbst ist zu Feindesliebe verpflichtet! Das ist nicht erst seit der Bergpredigt so. Bereits im Alten Testament heisst es: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der HERR.“ (3 Mose 19,18).

4) Gott sieht der Sünde nicht tatenlos zu. Er ist gerecht und richtet. Wie er das tut, liegt bei Gott. Er richtet auf Erden und er richtet (endgültig) nach dem Tode eines Menschen. Was würde wohl passieren, wenn Gott NICHTS unternehmen würde? Ich vermute, ohne die Züchtigungen Gottes, ohne sein gerechtes Handeln schon zu Lebzeiten, würde diese Welt weit schlimmer aussehen, als jetzt. Wenn Menschen zu Lebzeiten keine Strafe Gottes befürchten müssten, zu was wären sie wohl alles fähig? Wenn Gott richtet, dann ist das kein Justizirrtum. Als Sünder bin ich nicht Opfer, sondern Täter. Vergeltung Gottes trifft immer schuldig gewordene Menschen.

5) So wie Gott die Sünde hasst, so sollte sich auch jeder gläubige Christ von ihr distanzieren. Wir wissen alle, dass wir das als Menschen nicht in vollkommener Form können. Deswegen ist Jesus Christus ja gekommen. Und das ist der entscheidende Punkt: Gott ist auf der einen Seite ein gerechter Richter. Aber auf der anderen Seite hat er trotz unserer Schuldhaftigkeit seinen eigenen Sohn nicht verschont, damit wir trotzdem gerettet werden können. Wenn Gott wirklich ein Gott der Rache wäre, dann hätte er das nicht getan. Gott muss Sünde bestrafen. Denn er hat ein absolut heiliges Wesen, das mit Sünde in keiner Weise zu vereinbaren ist. Aber er hat auch eine wunderbare Lösung für das Dilemma gefunden: Er wurde selbst Mensch und wurde Opfer von zügelloser und ungerechter menschlicher Rache. Wir Menschen haben uns an Gott gerächt. Bis ans Kreuz. Aus dieser Perspektive sollten wir Gottes Handeln betrachten..




Werner Maget






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