Lukas und die Weihnachtsdiebe
- weihnachtliche Kurzgeschichte für Kinder -








Lukas und die Weihnachtsdiebe (5)



Weihnachtsdiebe

Lukas betätigte nun schon bestimmt zum zwanzigsten Mal die Beleuchtungstaste seiner Quarzuhr. Es waren nur noch wenige Minuten bis Mitternacht. Da meldete sich Marco: „Achtung, Lukas, zwei Männer soeben eingedrungen. Bewegen sich in Richtung Keller. Werde ihnen in kurzem Abstand folgen. Ende“. Lukas flüsterte in sein Gerät: „Verstanden. Ich bleibe vorerst in Position. Ende“. Nun näherte sich also alles seinem dramatischen Höhepunkt. Lukas bewegte sich nervös hin und her. Er versuchte eine ideale Sitzposition zu finden, mit der er längere Zeit geräuschlos ausharren konnte. Da hörte er plötzlich von draussen Schritte. Er hielt den Atem an. Zudem vermied er jegliche weitere Körperregung. Beinahe starr erwartete er die unvermeidbare Konfrontation mit den Weihnachtsdieben. Die Schritte waren angekommen. Die Tür öffnete sich. Die zwei Männer betraten den Raum und schalteten das Licht ein. Lukas musste unverhofft die Augen zusammenkneifen. Sie hatten sich jetzt schon so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, dass das Licht ihn blendete. Aber nach einigen Momenten hatten sich seine Augen an das Licht gewöhnt. Lukas konnte von seinem Platz nur die Beine der beiden Männer sehen. Im Moment war er ganz froh darüber, denn so konnte auch er von ihnen nicht gesehen werden. Als erstes zogen die Männer ihre Mäntel aus. „Gut, gehen Sie am besten zu Terminal 1“, sagte die tiefe Stimme, „ich werde solange den Radar im Auge behalten und die Kuppel öffnen“. „In Ordnung“ antwortete die krächzende Stimme. Lukas sah die Beine der krächzenden Stimme direkt an seinem Tisch vorbeigehen. Ihm blieb fast das Herz stehen vor Schreck. Doch zum Glück ging die krächzende Stimme nicht an seinen Tisch, sondern setzte sich direkt gegenüber an ein Computerterminal. Dort betätigte sie zwei Knöpfe und es hörte sich so an, als würde ein Computer hochstarten. „Terminal 1 gestartet“, sagte die krächzende Stimme. Der Mann mit der tiefen Stimme schien auch etwas zu betätigen. Lukas konnte ihn nicht ganz so gut sehen, da er sich fast seitlich zu ihm befand und die Kisten ihm die Sicht versperrten. „Den weihnachtlichen Geist auf dem Radarschirm gesichtet. Öffne nun die Kuppel.“, sagte die tiefe Stimme. Plötzlich setzte sich etwas in Bewegung. Es kam von oben. Lukas setzte nun alles auf eine Karte und bewegte sich ein klein wenig aus seinem Versteck heraus. Gerade so viel, dass er einen Blick nach oben werfen konnte. Und dann verschlug es ihm endgültig den Atem. Beinahe ohnmächtig vor Bestürzung sah er, wie an der Decke die Kuppel aufging. Langsam öffneten sich die zwei Flügel und begannen allmählich den Blick nach draussen freizulegen. Er konnte bereits die ersten Sterne sehen. „Kuppelöffnung gestartet. Kuppel in zehn Minuten offen. Peilen Sie den weihnachtlichen Geist mit dem Strahl an. Ich sende Ihnen die Koordinaten nach Terminal 1. Auf mein Kommando den weihnachtlichen Geist erfassen und einfangen.“, sagte die tiefe Stimme. „Verstanden. Bin in Bereitschaft.“, antwortete die krächzende Stimme. „Gut, dann bleiben noch zehn Minuten“, erwiderte die tiefe Stimme, „dann ist die einmalige Gelegenheit da. Nur alle eintausend Jahre kommt der weihnachtliche Geist persönlich auf die Erde. Und immer nur in der Nacht vor Heiligabend zwischen Mitternacht und ein Uhr. Wir werden ihn gebührend empfangen und für immer einfangen!“, höhnte die tiefe Stimme. Dann lachten beide Männer laut und gehässig, so dass es Lukas eiskalt den Rücken runterlief. Doch jetzt wusste er was die Männer vorhatten. Was für ein niederträchtiger Plan! Es blieben noch ganze zehn Minuten. Er griff zum Funkgerät. So leise er konnte flüsterte er in das Gerät: „Marco bitte melden. Schnell!“. Dann hielt er sich den Lautsprecher ans Ohr. Marco antwortete: „Bin den Männern gefolgt. Stehe jetzt direkt vor der Türe. Was hast du herausgefunden?“ „Wir haben nur noch zehn Minuten Zeit“, antwortete Lukas fast panisch, „dann wollen die Männer den weihnachtlichen Geist mit einem Strahl einfangen. Der kommt nur alle tausend Jahre zur Erde. Hier öffnet sich gerade so etwas wie eine Kuppel. Wir müssen etwas unternehmen!“. Dann hörte er eine Weile nichts mehr von Marco. „Marco, was ist los?“, fragte Lukas ungeduldig. „Pass auf, ich habe vielleicht eine Idee. Ist diese Kuppel direkt über deinem Standort?“, fragte Marco. „Ja, sie geht direkt über diesem Raum auf. Warum, was hast du vor?“, antwortete Lukas. „Keine Zeit für Erklärungen. Bleib du vorerst in Deckung. Ich muss was vorbereiten. Ende.“ Verdutzt ließ er Lukas zurück. Er fragte sich, was Marco wohl vorhatte. Er wagte einen neuerlichen Blick nach oben. Die Kuppel war jetzt schon zu einem Drittel geöffnet. Demnach mussten schon über drei Minuten vergangen sein. Hoffentlich beeilte sich Marco, was auch immer er vorhatte, hoffte Lukas. Die Zeit verrann. Lukas hielt es jetzt kaum noch aus. Die Kuppel hatte sich nun schon zu zwei Dritteln geöffnet. Es blieben etwas über drei Minuten. „Langsam vorbereiten. Countdown in 10 Sekunden gestartet“, sagte die tiefe Stimme. „Roger“, antwortete die krächzende Stimme, „warte auf Kommando“. Zehn Sekunden später startete der Countdown. In Zehnsekundenschritten informierte eine blecherne Computerstimme über die restliche Zeit. Als Lukas „Noch eine Minute und fünfzig Sekunden“ hörte, platzte ihm die Geduld. „Marco, bitte kommen, dringend! Die Zeit ist fast um!“, rief er in das Funkgerät, gerade eben noch so leise, dass ihn niemand hörte. „Marco an Lukas“, antwortete Marco, „werde jetzt die Kuppel herabkommen. Versuche du unten die Männer aufzuhalten. Ende und aus. Ich muss das Funkgerät nun liegen lassen. Ich wünsch dir viel Glück alter Freund“. Lukas war fassungslos. Was meinte Marco damit, dass er gleich die Kuppel herabkommen wollte? Doch da schien sich die Frage von allein zu beantworten. Von oben war ein ohrenbetäubendes Geräusch zu vernehmen. Die beiden Männer schreckten auf. „Was ist denn da los?“, fragte die tiefe Stimme erzürnt. Die krächzende Stimme verließ ihren Platz und begab sich zur tiefen Stimme. Lukas hatte nun die Gelegenheit etwas weiter aus seinem Versteck herauszukommen. Die beiden Männer konnten ihn sowieso nicht sehen. Denn entsetzt sahen sie nach oben, auf das, was sich dort an der Kuppel abspielte. Eine weiße Gestalt kam die Kuppel herunter, mit weit ausgestreckten Flügeln. Mit einer Donnerstimme rief sie: „Weihnachtsdiebe! Ihr Unholde. Glaubt, ihr könnt den weihnachtlichen Geist einfach so einfangen? Stattdessen werdet ihr nun von mir eingefangen werden! Wartet ab, ich bin gleich bei euch!“. Die beiden Männer brachen in Panik aus. Blankes Entsetzen erfasste sie. „Schnell, drücken Sie den Knopf für den Strahl“, schrie die tiefe Stimme. Doch die krächzende Stimme war wie vom Donner gerührt und nicht fähig, auch nur einen Schritt zu gehen. Als die tiefe Stimme es bemerkte, rannte sie selbst in Richtung Computerterminal. Lukas sah sofort, was sie vorhatte. Auf keinen Fall durfte der Mann diesen Knopf drücken. Als der Mann kurz vor dem Terminal angekommen war, nahm Lukas all seinen Mut zusammen, schnellte aus seinem Versteck und warf sich auf den Mann. Dieser war völlig überrascht von der Attacke und stürzte längs auf den Boden. Lukas rannte zu dem Terminal, schwang sich unter den Tisch und zog den Stecker aus der Wand. Augenblicklich ging der Computer aus. Mittlerweile hatte der Mann mit der tiefen Stimme sich wieder gefangen. Er wollte sich auf Lukas stürzen. Doch dann erschien die weiße Gestalt. Sie war nun beinahe am Boden angekommen. „Wage es nicht, meinem treuen Diener auch nur ein Haar zu krümmen“, donnerte die weiße Gestalt. Dann ertönte ein ohrenbetäubender Lärm, ein entsetzliches durch Mark und Bein gehendes Geräusch. „Jetzt seid ihr dran, ihr Diebe! Keine Gnade!“. Die Männer waren nun vollends in Panik ausgebrochen. So schnell sie konnten rannten sie schreiend und vom Grauen gepackt aus dem Raum. Sie rannten um ihr Leben. Und schon bald waren sie über alle Berge und für alle Zeiten verschwunden. Lukas atmete auf. Er konnte noch keinen klaren Gedanken fassen, aber er wusste, dass es ausgestanden war. Doch da kam die weiße Gestalt auf ihn zu. Sie nahm die Maske vom Gesicht. Es war Marco. Triumphierend lief er auf seinen besten Freund zu. „Denen haben wir es aber gezeigt!“, sagte er. Lukas war noch nie so froh wie jetzt, seinen Freund zu sehen. „Wie hast du das nur hingekriegt“, fragte er, „Na ja“, antwortete Marco, „es musste ja eine schnelle Lösung her. Da fiel mir ein, dass wir in der letzten Bastelstunde Engelskostüme gebastelt hatten. Da habe ich mir schnell eines genommen. Und zum Glück war das Sekretariat offen. Da steht doch immer dieses Megaphon. Tja, das habe ich mir kurzfristig ausgeborgt. Und hier habe ich noch einen Kassettenrecorder. Eine Musikkassette falsch rum abgespielt und ans Megaphon gehalten kann ganz schön eklige Geräusche von sich geben. Dann habe ich mich mit einer Kordel die Kuppel herabgelassen. Und das war’s. Ein super Teamwork. Wenn du nicht den Mann aufgehalten hättest, hätte ich womöglich den Strahl abbekommen. Aber es ist ja gut ausgegangen. Weihnachten ist gerettet. Wir haben es geschafft!“. Glücklich sackte Marco nieder und kam neben seinem Freund zum sitzen. Sie waren glücklich. Jetzt brauchte niemand mehr vor den Weihnachtsdieben Angst zu haben. Ihnen wurde ganz warm ums Herz. Gemeinsam schauten sie nach oben in den Himmel. Plötzlich sahen sie einen ganz hellen Kometen! Nein, das war kein Komet, das war der weihnachtliche Geist! Er flitzte zur Erde, um den Heiligen Abend einzuläuten. Als er fast schon auf der Erde war, flog er kurz über die Kuppel unter der Marco und Lukas saßen. Konnten sie ihren Augen trauen? Hatte er ihnen gerade zugezwinkert? Noch eine Weile saßen sie so da. Dann überfiel sie eine tiefe Müdigkeit. Sie gingen schnell nach Hause und legten sich schlafen. Es folgte das schönste Weihnachten, das sie je erlebt hatten. Es war alles so erfüllt von weihnachtlichem Geist.

Ende


Eckart Haase

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