Eine Begegnung im Herbst
- Jesus berührt Herzen -





Ist das vielleicht nicht Glück!?




Nach dem Gottesdienst an einem Herbstsonntag fahre ich am frühen Nachmittag am Bodensee entlang und biege an einer Klosterkirche ab, um von dem schmalen Streifen mit dem Alpenpanorama am Horizont und dem schemenhaft im Nebel liegenden See Aufnahmen zu machen. Mein Auto stelle ich auf dem Parkplatz ab.

Zunächst gehe auf den großen, gepflasterten Platz vor der Kirche ganz links, bis ich nach einigen Minuten an meinen letzten Standort auf der rechten Seite komme. Dort bemerke ich schon von weitem einen älteren Mann, der ebenfalls Richtung See schaut. Sonst ist der Platz menschenleer, ab und zu geht jemand in die Kirche. Wir grüßen uns, ich gehe an ihm vorbei und springe auf die breite Begrenzungsmauer. Er beobachtet mich und fragt, ob die Aufnahmen bei dem nebligen Wetter wohl was werden. Ich zeige ihm das letzte Foto auf dem Display meiner Digitalkamera. Er findet „diesen Ort hier oben“ wunderschön. Das finde ich auch und pflichte ihm bei. „Sind Sie zum ersten Mal hier?“ frage ich. Er verneint dies, ist aus einer Bodenseegemeinde, hat sein Fahrrad in einem anderen Ort am See abgestellt und ist hergelaufen. „Oh, sage ich, dort, wo Sie zu Hause sind, war ich heute auch schon, genauer gesagt, in der Christlichen Gemeinde auf der Lindenwiese.“ Er kennt die „Lindenwiese“ nur vom Hörensagen, war noch nie dort und meint: „Dort ist doch „so eine soziale Einrichtung“ und Kaffee trinken kann man dort und auch Ausstellungen besuchen.“ Ich erzähle ihm, was es auf und in der „Lindenwiese“ wirklich gibt, nämlich viel, viel, viel mehr als nur Kaffee und Kuchen und Ausstellungen. Ich sage ihm, dass ich aus einer Stadt am Untersee bin. Er kennt diese Stadt sehr gut, hat dort in einem Café eine Konditorlehre bis 1957 gemacht, kennt noch ein anderes Café, dessen damaliger Inhaber - bekannt als „der süße Josef“ - die heute weltbekannte Schwarzwälder Kirschtorte im Jahre 1915 erfunden hat. Er kennt auch noch den alten Fußgängersteg, über den ich 1969 zum ersten Mal die Bahngleise überquerte als ich mit meinen Eltern vom Kohlenpott zum Bodensee umzog und wir mit dem Zug ankamen. Er kennt sogar einen meiner ehemaligen Kollegen, der 1969 schon pensioniert war, den ich nur noch vom Hörensagen kenne.

Der ältere Mann ist katholisch, praktiziert seinen Glauben, geht in seiner Heimatgemeinde in die Kirche und ab und zu auch in die Klosterkirche, um dort zu beten. Er erzählt mir von einem seltsamen Aushang im Eingangsbereich der Kirche, welcher einem Angst machen kann, von Ablass ist die Rede. Ich erzähle ihm von dem Reformator Martin Luther, dass und wie er die Menschen über den Ablass und Ablasshandel aufklärte, von Gott, von der Bibel, von meiner Lebensgeschichte, dass ich evangelisch war und mit meiner Bekehrung zu Jesus Christ geworden bin, wir sprechen von den zwei Wegen mit den unterschiedlichen Zielen, von dem schmalen und dem breiten Weg, von der ewigen Verlorenheit oder ewigen Verdammnis und vom ewigen Leben, Jesus den Retter und Jesus den Richter dieser Welt. Den dreieinigen GOTT als den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist kann er nicht so ganz fassen und begreifen. Immer wieder beobachten wir gemeinsam das sich ständig verändernde Alpenpanorama, eine Schar vorbeiziehender Schwäne, ein Paddelboot, die plötzlich aus dem Nebel auftauchende Sonneninsel Mainau.

Er sagt: „Es gibt doch nur einen Gott.“, erwähnt in einem Atemzug Gott, Buddha und Mohammed. Ich sage ihm, dass Religion immer eine Erfindung der Religionsstifter ist, die allesamt Menschen sind und waren, die im Tod geblieben sind - mausetot - und erzähle ihm vom Evangelium von Jesus Christus, dass Jesus wieder auferstanden ist und lebt, von Jesaja 43, 10 + 11, dem Gott der Bibel, dem Schöpfer dieser Welt, der von sich sagt: „.…Vor mir war kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein. Ich, ich bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter.“

Er ist fasziniert von der Tatsache, dass Gott Mensch wurde und was Jesus für uns Menschen getan und am eigenen Leibe erlitten hat und dass Jesus für alle Menschen und alle Sünden am Kreuz gestorben ist, auch für ihn und für mich.

Wir sind uns durch das Gespräch in kurzer Zeit näher gekommen und er offenbart mir, dass er mit seiner 10 Jahre jüngeren Frau etwas Ähnliches erlebt hat wie ich vor ca. 10 Jahren. Er war vor einem Jahr von einer Stunde auf die andere allein - nach 38 Jahren Ehe. Er lag schon im Bett, hörte plötzlich laute Geräusche, ein schreckliches Poltern und Krachen unterbrach die Stille. Seine Frau war die Treppe hinuntergestürzt. Sie wurde sofort in eine Klinik gebracht. Es war nachts um 1.00 Uhr. Die Ärzte sagten ihm, dass sie nichts mehr für seine Frau tun könnten, wegen der schweren inneren Kopfverletzungen. In der Nacht noch ist sie dann mit 58 Jahren verstorben. Er ist froh, dass sie nicht leiden, nicht im Rollstuhl sitzen musste. Ich bin sehr berührt, muss mehrmals schlucken und versuche, mich in ihn hineinzuversetzen, gehe auf ihn ein, verstehe seinen Wunsch nach einer Frau an seiner Seite, die ihn versteht, so wie früher seine Frau.

Er freut sich, dass ihm das alles einmal jemand so erzählt, gibt mir zu verstehen, dass einem das ja sonst keiner sagt. Er weiß nicht, ob er mal in die „Lindenwiese“ kommt, Freikirchen haben für ihn so einen Anstrich von Sekte. Immer mehr bin ich beeindruckt von dem 68jährigen Mann, der mir zuhört, viel fragt und auch zu verstehen scheint, was ich sage.

Noch nie war er in einer Freikirche. Ich beruhige ihn bezüglich christlicher Gemeinden und erkläre ihm, was im Gegensatz dazu Sekten sind, dass es in Deutschland über 1000 verschiedene Sekten gibt, auch einen Sektenbeauftragen, die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags.

Dann gehen wir in den Eingangsbereich der Klosterkirche und er zeigt mir den Angst einflößenden Aushang. Ich lese in dem Aushang „Was ist der Ablass ?“ u.a. (ich zitiere) : „Den Erlass als Teilablass oder vollkommenen Ablass einer zeitlichen Strafe erlangt der Christgläubige durch die Hilfe der katholischen Kirche, die als Dienerin der Erlösung den Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen autoritativ (das heißt: auf Autorität beruhend) austeilt und zuwendet und Ablässe können den Lebenden und den Verstorbenen zugewendet werden.“ (Zitat Ende)

Ich erkläre ihm, was die Bibel, Gottes Wort sagt über die Ursünde, das getrennt sein von Gott und die moralische Sünde, Sündenvergebung, auch die Taufe (wie neulich im Bodensee), die Lebenden und die Toten, die Umkehr und die Gewissheit für den Glaubenden. Dann fällt mir Meister Eckehart ein und ich zitiere: „Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen, er ist nicht weiter als vor der Tür des Herzens.“

Ich biete ihm noch ein Geschenk an. Es ist ein kleines Taschenbuch mit dem Titel „Wen Gott glücklich nennt!“ Ja, er möchte es sehr gerne haben. Er geht mit mir zum Auto. Früher hat er Traktate bekommen und gelesen. Er empfand alles etwas seltsam, glaubte es nicht, hat sie nicht weggeworfen, brachte sie wieder zurück. Ich sage ihm: „Sie werden in diesem Heftchen einen Unterschied zu den Traktaten feststellen - geschrieben von einer Christin mit leicht verständlichen Worten, die vor einiger Zeit zusammen mit ihrem Mann kennen gelernt habe“ Er fragt, ob er es mir zurückschicken soll, ist besorgt, dass ich dann kein Exemplar mehr für mich habe. Da ich jedoch mehr als eines habe, nimmt er mein Geschenk dankbar an.

Versprechen kann er mir nicht, dass er mal in die „Lindenwiese“ kommt. Ich frage ihn nach seinem Namen, will mich von ihm verabschieden. Ich sage zu ihm: „Sie müssen mir auch gar nichts versprechen.“ Es geht in erster Linie einzig und allein um Sie und Ihre persönliche Beziehung zu Gott und Jesus Christus.“ Ich verabschiede mich von ihm mit den Worten: „Ich denke an Sie und ich bete für Sie.“ Tränen stehen ihm in den Augen. Als ich ihm dann noch Gottes Segen wünsche, fängt er an zu weinen. Spontan nehme ich ihn in meine Arme und drücke ihn fest. Ich kenne ihn ca. 45 Minuten. Er kommt mir überhaupt gar nicht fremd vor. Dann geht er mit seinem Büchlein zurück Richtung Vorplatz der Kirche.

Ich setze mich ins Auto. Wir winken uns zu. Dann fahre ich los und noch einmal winken und lächeln wir uns zu.

Vor lauter Freude laufen nun mir die Tränen hinunter, weil ich so übermächtig von diesem Erlebnis ergriffen bin. Es war für mich, als hätten sich Himmel und Erde berührt, hätte sich göttliche Energie freigesetzt. Ich danke Gott für Seine Leitung und Seine Weisheit, wodurch diese wunderbare Begegnung mit dem Mann aus Überlingen möglich war. Ich bete für den Mann und hoffe, dass ich ihn wieder sehe, vielleicht in der Lindenwiese, vielleicht erst im Himmel, wenn wir, alle, die Jesus gehören, bei ihm sein werden, wie es in 1. Thessalonicher 4, 13 - 17 so wunderschön beschrieben ist.

Abschließend wünsche ich uns allen als Gottes Mitarbeiter, Seine Werkzeuge und Boten, Missionare und Zeugen, auch immer wieder geschenkte Begegnungen und Gelegenheiten, andere Menschen in die Verbindung mit Christus und Seinen Leuten zu führen - Seinen Söhnen und Töchtern - und ich wünsche uns kurze und lange, kleine und große, laute und leise, von Gott gesegnete

Augenblicke
„vollkommener“ Freude und Glück.





Eckhard Chmielewski



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