Ist Gott reaktionär?
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Ist Gott reaktionär?




Einleitung

Der Kommunist Bodo Ramelow wird als erstes Mitglied der Linkspartei Ministerpräsident in einem Bundesland im vereinigten Deutschland, in Thüringen. Er ist sich dessen bewusst, dass viele Deutsche hoffen, dass sich das Unrecht und die Menschenrechtsverletzungen der DDR-Zeit nicht wiederholen. (1)

Deshalb lässt aufhorchen, dass zum ersten Mal ein Landesparlament Predigtzensur ausübt – und zwar auf Antrag der Partei Die Linke in Bremen. Grund ist eine als anstößig empfundene Predigt von Pfarrer Olaf Latzel in einer Bremer Kirche. (2) Dies wird von vielen Christen als ein Übergriff durch ein Parlament empfunden, den man eher in einer Diktatur für möglich hält. (3)

In Bayern ist der Bürgermeister von Denzlingen bei Freiburg, Markus Hollemann, nicht zum Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt in München gewählt worden (4), weil er Mitglied der Antiabtreibungsorganisation „Lebensrecht für Alle“ ist. Ein besorgter Bürger schreibt: „In der DDR blieben bekennenden Christen höhere Schulen und Studienplätze sowie verantwortliche Positionen in Betrieben und Politik ebenfalls verwehrt. Sind wir jetzt im freien Deutschland auch schon so weit?“ (5)

U. a. waren diese Ereignisse Anlass, die Methoden der Stasi, die sie bei der Unterdrückung von Christen in der DDR anwandte, etwas genauer zu beleuchten, in der Hoffnung, dass die ersten Versuche der Partei Die Linke, einer Nachfolgeorganisation der SED, Christen im demokratischen Deutschland zu unterdrücken, nicht fortgesetzt werden.

An dieser Stelle noch ein Hinweis:

In dem Beitrag geht es u. a. um die Juristische Hochschule (JHS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), in der hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter psychologisch geschult wurden, um die »Zersetzung« des politischen Gegners mit wissenschaftlichen Methoden, der sog. »Operativen Psychologie«, voranzutreiben.

Wolf Biermann

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) änderte seine Methoden im Laufe der Zeit. Waren es in den 50er Jahren noch offene Unterdrückungsmethoden, die die Stasi anwandte, so ging sie in den 70er Jahren zu verfeinerten und subtilen Repressionsmechanismen über; namentlich zu den Zersetzungsmaßnahmen. (6)

Nicht vergessen werden darf die ständige Bespitzelung durch sogenannte Inoffizielle Mitarbeiter (IM). So bestand mehr als die Hälfte des Vorstandes des Schriftstellerverbandes aus IM. (7) Und weiterhin: 6 von 17 Millionen Bürgern der DDR wurden von der Stasi erfasst. (8)

Was passieren konnte, wenn die Stasi Zersetzungsmaßnahmen anwendete, sei hier am Beispiel Wolf Biermanns gezeigt; wenn die geplanten Aktionen auch nicht zur Ausführung kamen.

1936 in Hamburg geboren, siedelte Biermann 1953 in die DDR über. Mit seinen Liedern und Gedichten profilierte er sich bald als scharfer Kritiker der DDR-Parteidiktatur. (9)

Als Zersetzungsmaßnahmen wurden u. a. die Zerstörung seines Persönlichkeitsbildes durch negative Beeinflussung seiner Lebensgewohnheiten vorgeschlagen. Z. B. sollte er zu  Alkoholmissbrauch und zu sexuellen Ausschweifungen mit Minderjährigen veranlasst werden. Außerdem wurde vorgeschlagen, Liebesverhältnisse zu zerstören, falsche ärztliche Behandlung durchzuführen usw. (10.) Biermann wurde aber 1976 ausgebürgert. (11)

Dass die geplanten Zersetzungsmaßnahmen  nicht nur theoretische Gedankenspiele waren, kann man einer Dissertation für die Juristische Hochschule entnehmen, an der die Stasi-Mitarbeiter z. B. im Fach Operative Psychologie unterrichtet wurden. Hier heißt es zum Beispiel, man solle charakterfeste ledige Mädchen als IM gewinnen, die befähigt sind, Gruppen zu zersetzen. (12)

Was ist nun unter der Methode der Zersetzung zu verstehen? In der Richtlinie 1/76 des Ministeriums für Staatssicherheit werden u. a. folgende Punkte aufgeführt:

-        die systematische Diskreditierung des Ansehens, u. a. auf der Grundlage unwahrer Angaben

-        die systematische Organisierung beruflicher Misserfolge

-        das Erregen von Misstrauen und gegenseitigen Verdächtigungen

-        die gezielte Verbreitung von Gerüchten

(13)

In einem Schulungsheft des MfS wird z. B. folgende Aufgabe der Geheimdienstmitarbeiter genannt:

die Ausnutzung, die Herstellung oder den Abbruch zwischenmenschlicher Beziehungen bei der Bearbeitung von Feinden durch IM“. (14)

Der Autor des Buches über Operative Psychologie (Titel), Holger Richter schreibt:

„Diese IM-Arbeit gegenüber den Feinden kann man als den Kern des Missbrauchs von Menschen mittels psychologischer Vorgehensweise bezeichnen.“ (15)

Um einem schlechten Gewissen aus einem solchen Grund bei den Mitarbeitern vorzubeugen, wurde vom MfS folgende Direktive herausgegeben: „Auftretende mögliche Mitgefühle oder gar Wehleidigkeit sind mit aller Konsequenz zu unterdrücken, da diese zur Gefährdung der operativen Maßnahme führen können.“ (16)

Theo Lehmann

Zersetzung klerikaler Kräfte

Warum griff die Stasi zu solch verheerenden Zersetzungsmaßnahmen, wie sie z. B. im Fall Biermann vorgeschlagen wurden?

In den Anleitungsmaterialien des MfS für seine Mitarbeiter wird als »brauchbare Gefühle« zur Motivation z. B. der »Klassenhass« genannt. Zur Erhaltung der Parteidiktatur wurde also auch auf Hass gesetzt. (17) Der Klassenhass sollte der Antrieb für persönlichkeitsvernichtende Aktionen sein, ohne schlechtes Gewissen auf Seiten der Täter.

Wenn Christen ins Fadenkreuz der Stasi gerieten, war von »Zersetzung reaktionärer klerikaler Kräfte« die Rede. (18)

Die Ursache für die Existenz religiöser Kräfte in der DDR wird folgendermaßen erklärt: Innere Bedingungen in der DDR für feindliche Einstellungen und Handlungen von Christen seien »christlich-imperialistische Soziallehren«. (19)

Dass Kommunisten Christen als reaktionär bezeichnen und die Stasi-Mitarbeiter ihre Gegner, also auch die Christen, hassen, kann zwar erschrecken, sollte uns aber nicht verwundern. Hat Jesus doch gesagt: „Alle Welt wird euch hassen, weil ihr euch zu mir bekennt.“ (Die Bibel, Evangelium nach Matthäus Kapitel 10, Vers 22a) Der Hass der Stasi-Mitarbeiter gilt also in erster Linie Gott und dann auch den Christen.

Zersetzung von Personen und Gruppen

Auch für Christen, die bearbeitet werden sollten, galt folgende Vorgehensweise: Aus den Kenntnissen der Persönlichkeitsstruktur der Zielperson sollten für die Zersetzungsmaßnahmen geeignete Ansatzpunkte herausgearbeitet werden.  Ausgehend von den Widersprüchen innerhalb einer Person oder einer Gruppe sollten diese Widersprüche verdeckt zugespitzt werden, um die Person oder Gruppe von „feindlichen Aktivitäten abzuhalten“. (20)

Die Stasi verfolgte nach eigenem Verständnis Zersetzung als eine „lautlose“ Form des Kampfes, um beim Feind keine Märtyrereffekte entstehen zu lassen. (21) Eine Methode dieses lautlosen Kampfes bestand z. B. darin, die sog. politischen Straftaten, etwa eine Unterschriftensammlung, mit Ordnungsstrafen zu belegen und so den Gegner zu disziplinieren. (22)

In einer Diplomarbeit für die Juristische Hochschule der Stasi wird z. B. der Entzug der Fahrerlaubnis als ein Mittel zur Disziplinierung des politischen Gegners empfohlen. (23)

Zersetzung durch die Stasi am Beispiel der Familie Lehmann

„Theo Lehmann war in der DDR einer der bekanntesten Prediger. In seine Gottesdienste in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) strömten regelmäßig Tausende junger Menschen. Dies blieb der Stasi natürlich nicht verborgen. Lehmann zu diesem Thema: »Die Stasi war vom ersten Gottesdienst an dabei und es liefen viele Aktionen gegen mich und meine Familie.«“ (24)

Wie die Zersetzung einer Persönlichkeit durch die Stasi funktionierte, erzählt Pfarrer Theo Lehmann am Beispiel seiner Frau Elke. Wegen eines geringen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung wurde sie zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung und dem Entzug des Führerscheins auf 3 Jahre verurteilt. Ermöglicht wurde dies durch eine Fälschung der Messergebnisse einer Blutalkoholprüfung durch die Falschaussage zweier IM. Sie erhielten dafür von der Stasi je 1000,00 Mark. Zwei Hauptmänner der Kriminalpolizei bekamen eine Belohnung von je 500,00 Mark für eine verschärfte Ermittlungstätigkeit. (25)

Frau Lehmann war nun vorbestraft und ihr Mann sagte dazu: „... meine Frau hat die Verleumdungen und Lügen nie wirklich verkraften können und ist schließlich mit daran zerbrochen.“ (26)

Diese Ereignisse blieben aber auch für Theo Lehmann nicht ohne Folgen. Er schreibt: „Als Pfarrer in der DDR-Diktatur habe ich mich immer verstanden als Prediger der Wahrheit in einem System der Lüge. Ich hatte mal gelesen: »Ein Prediger muss bereit sein, für das, was er auf der Kanzel gesagt hat, sofort aufs Schafott zu gehen.« Nach diesem Grundsatz habe ich – oft mit Angst und zitternden Knien – gepredigt.“ (27)

Bedenkt man diese Methoden bei der Verfolgung der Familie Lehmann, so wundert man sich über folgendes MfS-Zitat nicht mehr: „Ziel der Z.[ersetzung] ist die Zersplitterung, Lähmung, Desorganisierung und Isolierung feindlich-negativer Kräfte ...“ (28)  Im angeführten Beispiel war das Ziel die Isolierung des Pfarrers Lehmann von seiner Gemeinde.

Erschrecken kann man aber trotzdem über folgende knappe Anweisung: „Das Endziel aller Befragungen ist in der Arbeit des MfS der Schutz der sozialistischen Errungenschaften durch Liquidierung des Feindes.“ (29)

Wundern kann es dann nicht mehr, dass das MfS seinen Mitarbeitern befiehlt zu lügen: „Eine nicht wahrheitsgemäße Beantwortung einer Frage eines Polygrafers ist daher, da ihre Zielstellung ausschließlich gegen den Feind gerichtet ist und damit unseren Klasseninteressen entspricht, folglich keine Lüge und somit nach der sozialistischen Auffassung über Moral und Ethik nichts Verwerfliches.“ (30)

Schlussgedanke

Die Linke ist die Nachfolgepartei der SED, die die Stasi, „dieses verbrecherische System von Spitzelei und Verfolgung geschaffen hatte“. (31) Schon der PDS wurde von eigenen Mitgliedern vorgeworfen, sie würde bei der Schilderung der Zustände in der DDR politische Haft, Bespitzelung und Abschiebung ausblenden. (32)

Ist es den Mitgliedern der Partei Die Linke heute bewusst, was die Stasi den Menschen angetan hat, wie tief sie in das Leben von Menschen eingedrungen ist, um sie zu zerstören? (33)

Wir sollten die Tagespolitik aufmerksam verfolgen und darauf achten, ob sich solche Aktionen wie die der Partei Die Linke in Bremen wiederholen. Ein stärkerer Einfluss dieser Partei in den Regierungen und Parlamenten könnte auch die Einschränkung demokratischer Rechte, gerade für Christen, zur Folge haben.

Nun noch zu der Eingangsfrage: Ist Gott rektionär?

Gott ist nicht reaktionär. Er war schon existent, als es kein anderes Wesen und kein Universum gab. Er hat die Welt und die Menschen erschaffen – auch diejenigen, die ihn verneinen. Die Verneinung Gottes ist die Reaktion auf die Heiligkeit Gottes. Deshalb sind Kommunisten und auch ihr Unterstützungsinstrument, die Stasi, reaktionär. Sie leugnen Gott und kämpfen gegen alle Menschen, die an Gott glauben und trotz aller Unterdrückungsmaßnahmen der Stalinisten im 20. Jahrhundert an ihm festhalten.

Wo sind die Kommunisten, die Gott bekämpft haben, nach dem Zusammenbruch der DDR geblieben? Offensichtlich in der Partei Die Linke, der Fortsetzungspartei der SED.



Rolf Urspruch


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Literaturangaben



(1) s. „Vergeben kann nur, wer das Leid erlebt hat“; Interview mit Bodo Ramelow; Nicolai Franz und Christoph Irion; in: pro Christliches Medienmagazin Nr. 1/2015, S. 22
(2) s. Beispiellos: Ein Landesparlament übt Predigtzensur; in: ideaSpektrum Nr. 9/2015, S. 6
(3) s. Pastor Ulrich Rüß, Das kennt man eher aus Diktaturen; in: ideaSpektrum Nr. 9/2015, S. 6
(4) s. Nein zur Pressekampagne der Süddeutschen; in: ideaSpektrum Nr. 9/2015, S. 35
(5) Jürgen Rieker, Haben wir in München bald Zustände wie in der DDR?; Leserbrief in: ideaSpektrum Nr. 9/2015, S. 51
(6) s. Holger Richter, Die Operative Psychologie des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, 2012 Mabuse-Verlag GmbH, S. 59
(7) s. ebenda
(8) s. Das war auch die DDR; in: ideaSpektrum Nr. 19/2015, S. 7
(9) s. Wolf Biermann, Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Biermann , abgegriffen am 7. Februar 2015
(10) s. Holger Richter, ebenda, S. 218f.
(11) s. Wolf Biermann, Wikipedia, ebenda
(12) s. Holger Richter, ebenda, S. 215
(13) s. ebenda, S. 209f.
(14) ebenda, S. 187
(15) ebenda, S. 218
(16) ebenda, S. 25
(17) s. ebenda, S. 177
(18) ebenda, S. 195
(19) s. ebenda, S. 199
(20) s. ebenda, S. 208
(21) s. ebenda, S. 217
(22) s. ebenda, S. 216f.
(23) s. ebenda, S. 221
(24) Silke Hampp (Interview): Theo Lehmann, Wer Gott folgt, riskiert seine Träume; in: Entscheidung Nr. 3/2009, S. 29
(25) s. Theo Lehmann, Freiheit wird dann sein, 2010 Neukirchener Verlag, S. 165f.
(26) Silke Hampp, ebenda, S. 29
(27) Theo Lehmann, ideaSpektrum Nr. 7/2015, S. 15
(28) Holger Richter, ebenda, S. 207
(29) ebenda, S. 173
(30) ebenda, S. 240 u. f.
(31) Angela Marquardt, Vater, Mutter, Stasi, 2015, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, S. 114
(32) s. ebenda, S. 116
(33) s. ebenda, S. 128





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