In meinem Paradiesgarten
- christliche Kurzgeschichte -





In meinem Paradiesgarten




„Huch, eine schwarze Tür“ schiebt sich ein flüchtiges Bild in mein Bewusstsein. So schnell wie es sich mir mitzuteilen versucht, ist es auch schon wieder verschwunden. Schade. Ich versuche meine Vorstellungskräfte zu aktivieren. Ja, da ist es wieder. Ich kann die Tür wieder sehen. Wie gut. „Herr, willst du mit mir reden? Ich bin ganz Ohr“, sage ich. Nein, nicht ich sage es. Mein Geist redet. Ich spreche selten laut mit Gott. Auch Gott redet nicht mit einer hörbaren Stimme. Leider.

Bei näherem Hinsehen fällt mir auf, dass die Tür sich hinter mir befindet. Sie ist, wie schon erwähnt, schwarz. Oder ist sie gar nicht schwarz? Es begeistert mich auch nicht besonders, dass sich die Tür hinter mir befindet. Sie hat bestimmt mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich will mich heute nicht erinnern.

Da höre ich eine Stimme. Es ist die Stimme des himmlischen Vaters. „Wollen wir zusammen durch diese Tür gehen?“ Ich antworte sogleich. „Ja, Papa.“ Die Tür öffnet sich. Der Vater geht voran. Ich gehe hinterher. Ich bin eingehüllt in einen grauen Nebeldunst. Grau, irgendwie staubgrau. Ich erwarte nichts Gutes. Bestimmt will der Vater mich auf irgendein Fehlverhalten hinweisen.

Jetzt erst entdecke ich, dass das Grau eher ein Morgengrau ist, ein Morgengrau, das Vorbote eines schönen Frühlingstags sein möchte. „Feuchter Morgennebel“, sage ich. „Endlich. Es wird wärmer, es wird wieder heller. Frühling liegt in der Luft.“ Ich rieche vielerlei Düfte. Wunderschön. Oh, ich rieche den Duft einer roten Rose heraus: Hhm..., hhmmm.“

„Was für eine Pracht“, entfährt es meinem Geist. Ich genieße den Augenblick. „Schon immer wollte ich dir meinen Garten zeigen,“ höre ich plötzlich eine tiefe und doch sanfte Stimme neben mir. Es ist der Vater. „Du bist hier in meinem Paradiesgarten. Fühle dich wie zu Hause. Er ist dein zu Hause. Suche dir eine Bank aus. Wir wollen uns setzen.“

Voller Erwartung steuere ich auf die nächste Bank zu. Ich setzte mich. Auch der Vater setzt sich. Was hat unser aller Vater im Himmel mir zu sagen? Worüber möchte er mit mir reden? Mit mir? Ich bin überrascht. Nein, nicht überrascht. Ich bin überwältigt. Eine Kommunikation mit dem Herrn der Herren, mit dem allmächtigen Gott, ist doch nicht selbstverständlich? Der Vater lächelt. Er wartet auf mich.

Mein Kopf ist jetzt ganz leer. Ein herrlicher Zustand. Ich bearbeite keine Projekte mehr. Ich überlege nicht, wie und wo ich dienlich sein kann. Ich quäle mich nicht mit der Frage herum, ob ich etwas übersehen haben könnte. Auch drängt mich überhaupt nichts, z.B. um ein Zeugnis zu geben. Keine Erwartungen, kein Druck. Nichts. Und weil ich keine Fragen mehr habe, brauche ich auch keine Antworten.

Ich schließe meine Augen und atme diesen herrlichen Augenblick tief in mich hinein. Das Nichts macht mir keine Angst. Überhaupt nicht. Ich tauche in die Gegenwart des Vaters ein. Ich habe keinerlei Bedürfnisse mehr. Meine vielen Wünsche schweigen. Sogar meine riesengroße Sehnsucht hat ihr Suchen drangegeben und harrt still. Alles fühlt sich so leicht an. Ich öffne ganz langsam meine Augen. Ich schmunzele ein „Komisch“. Vorsichtig bewege ich meine Finger hin und her, um mich zu vergewissern, ob ich noch bin.

„Schau, das habe ich alles erschaffen“, sagt der Vater nach einer Weile. „Meine Herrlichkeit ruht an diesem Ort. Ich habe meine ganze Liebe in diesen Paradiesgarten gesteckt. Ich wollte dir diesen Garten schon so lange zeigen. Aber du hattest nie Zeit. Du warst immerzu beschäftigt. Du hast nur gearbeitet. Schön, dass du jetzt hier bist. Ich freue mich, dass du endlich gekommen bist.“

Der Papa legt seinen Arm um meine Schulter. Wir schweigen. Wir sprechen nicht über das irdische Haus Gottes. Wir reden nicht über neue Programme und Projekte, über ungeklärte Fragen. Es gibt hier und heute keine Tiefs, die nach Redebedarf schreien. Auch Gebetsanliegen drängen nicht. Herrlich.

Ich lasse los. Ich fühle mich so wohl, bin einfach nur da. Ich bin umgeben von der Liebe des Vaters. Es ist alles so natürlich, als wäre es nie anders gewesen. Auch der Vater freut sich. Er freut sich über mich. Er freut sich an mir. Ich spüre es. Endlich kommt seine kleine Martha, die unentwegt auf dem Sprung ist, zur Ruhe. Sie sitzt ganz still bei ihrem Papa und genießt die Schönheit dieses Augenblicks. Herrlich.

Ich höre eine frische Quelle sprudeln. Haben mich gerade einige Wassertropfen geküsst? Frische, zarte Tröpfchen benetzen mein Gesicht. Ich stehe auf und laufe zu der sprudelnden Wasserquelle. Ich ziehe meine Schuhe aus, setze mich auf einen Stein und tauche meine Füße in das frische Wasser. Sie baumeln jetzt im Wasser. Ich schließe meine Augen. Was ist das? Zwei Hände beginnen liebevoll meine Füße zu waschen. Ich öffne die Augen. Da sehe ich ihn. Es ist Jesus, der mir die Füße wäscht. Ich habe ihn gar nicht kommen hören. Ich genieße die Fußwaschung. Jesus streicht mit seinen Händen immer wieder von den Knien abwärts zu den Füßen hin. Was war das? Etwas ist auf einmal anders. Ganz plötzlich. Ich spüre, wie Lasten durch Jesu Handbewegungen wie aus mir herausgestrichen wurden. In mir ist überhaupt kein Widerstand gegen die Berührungen. Im Gegenteil. Ich kann genießen.

Jetzt befeuchten Jesu Hände meine Augen mit dem herrlichen Wasser. Er reinigt sie mit frischem, sauberen Quellwasser. Mein ganzes Gesicht wird nun gewaschen. Das prickelnde Wasser tut so gut. Jesu Hände waschen alle Mimik der Vergangenheit weg. Mein Geist weiß wohl um die vielen Masken, die ich zu verbergen versuche. Mein Geist weiß wohl, dass mein Lachen manchmal eher ein Weinen ist, besonders in der letzten Zeit. Ihm kann man nichts vormachen.

Das frische Wasser fließt weiter meinen Körper hinunter. Es hat jetzt mein Herz erreicht. Erwartungsvoll halte ich inne. Ich halte die Luft an. Ich bin fast ein wenig aufgeregt. Aber was geschieht jetzt? Ich lausche. Ich höre wie aus weiter Ferne ganz zarte, fast zärtliche Flötentöne. Ich höre ein Liebeslied. Ein Liebeslied für mich? Wer spielt meinem Herzen ein Liebeslied?

„Wo bin ich?“ frage ich. Da ist der Vater wieder zur Stelle: „Geht es dir gut?“ „Ja“, antworte ich. „Niemals hätte ich etwas so Wunderbares hinter der Tür vermutet. Diese Tür, erst gestern entdeckte ich sie, machte mir solche Angst. Hättest du mir nicht in der letzten Nacht diesen Traum geschenkt, hätte ich sie heute morgen vielleicht sogar ignoriert. Ich kann doch nicht immer...“

Der Vater lächelt mich wissend an. Natürlich kennt er den Traum, den ich heute Nacht träumte. Nichts ist ihm verborgen. „Ich weiß“, sagt er. „Es stimmt, dass wir uns meistens in meinem Arbeitszimmer trafen. Du wolltest es so. Oft habe ich mir unser gemeinsames Treffen anders gewünscht. Aber du warst einfach nicht bereit, dich auf mich einzulassen. Ich wollte dir meine Herrlichkeit zeigen, aber in dir war kein Raum für mich. Überall fand ich nur Besetztschilder. In dir gab es nicht wirklich Platz für mich, für deinen Papa.

Wie oft sprach ich zu deinem Herzen: „Gib mir mehr Raum.“ Du hörtest es. Du notiertest es dir sogar in deine vielen Stille-Zeit-Hefte. Das hast du über Jahre getan. Manchmal hast du mich sogar verzweifelt gefragt: „Was heißt das jetzt für mich, Herr?“ Nicht, dass ich dich nicht hörte, dich nicht sah. Ich habe dich gesehen. Ich habe dich gehört. Aber du hast mich nicht gehört. Du hast gehört und gesehen, was du hören und sehen wolltest. Du wolltest immer nur deinen Job machen. Du suchtest immer nach neuen, interessanten Aufgaben. Mehr nicht. Du warst auf der Jagd nach Events und Highlights, wie ihr es nennt. Alles in meinem Namen. Du weißt, wovon ich spreche. Die Zeit war eben noch nicht reif, meine kleine Martha.

Schön, dass du jetzt hier bist. Du warst in Bedrängnissen, die über deine Kräfte gingen. Ich weiß. Ich weiß um alles. Aber steht nicht in meinem Wort: Denen die Gott lieben, dienen alle Dinge zum besten? Mein Wort ist wahr. Mein Wort sagt, dass ich es bin, der dich zuerst geliebt hat. Du hast meine Liebe erwidert. Du liebst mich wirklich. Deshalb wird alles gut werden. Nein, sogar mehr als das, viel, viel mehr.

Aber höre: Weil ihr Menschen nicht mehr in diesem Garten lebt, sondern außerhalb, habe ich ein dickes Buch geschrieben. Ich habe euch mein Wort geschenkt. Ich habe ein riesiges Bedürfnis, mich mitzuteilen. Ich möchte euch teilhaben lassen an meinen Plänen, an meinem Reich, an meinem Wesen, an mir. Ich sehne mich so sehr nach euch, meine geliebte Tochter. Nicht nur du möchtest verstanden werden. Auch ich möchte erkannt werden und das nicht nur, indem du von mir liest und über mich nachdenkst.

Ich habe meinen Sohn für dich gesandt. Er gab Zeugnis von mir, von meiner Liebe zu dir. Jesus starb am Kreuz für dich. Er ist wieder auferstanden. Nur dadurch konnte das Werk des Kreuzes in dir Gestalt annehmen. Aber es sucht noch weit mehr nach Ausdruck. In euch allen. Es gibt unendlich viele verschiedene Arten des Ausdrucks. Mein Ziel ist es, dass ihr mich alle mit einem Munde lobt, mich euren Gott. Und glaubt mir, es soll nicht zu euerem Schaden sein. Es gibt nur zu gewinnen.“

Der Vater, der auch der einzig wahrhaftige Gott ist, macht eine kleine Pause. Er lächelt wieder. Dabei drückt er mich ein wenig an sich. „Du hast dich so sehr angestrengt, mir zu gefallen. Du hast versucht, alles zu tun, was dir vor die Hände kam. Immer warst du bereit, mir zu dienen. Selbst nachts war dein Herz für mich offen. Ich habe mich so sehr an dir gefreut.

Aber, liebe Tochter, du beschämst mich. Bin ich wirklich ein so fordernder Vater? Ich freue mich, dass du soviel für mich tust. Bestimmt, Kind. Aber..., ich möchte mehr. Gedenke deshalb nicht mehr an das, was war. Ich will Neues schaffen. Jetzt wächst es auf, auch wenn du es noch nicht erkennen kannst.“

Nach einer kleinen Pause fügt mein Papa hinzu: „Es stimmt, du hast mir viel Arbeit gemacht mit deinen Sünden. Aber ich vergesse deine Sünden vollkommen. Ich habe sie alle vergessen.“

Mein Papa macht jetzt eine Handbewegung, so als würde er all’ mein früheres Leben wegwischen. Ich schaue ihn an. „Danke“, sage ich, danke. „Gerne würde ich mehr tun, um dir zu danken. Aber ich weiß nicht was. Ich weiß nicht wie. Eigentlich weiß ich gar nichts mehr.“ Der Vater legt seinen Finger auf meinen Mund. Ich schweige.

„Ich möchte dir noch etwas schenken“, sagt der Vater. Er lächelt. „Ich möchte dir ein neues Kleid schenken. Zieh’ es bitte an. Tue es für mich.“ Ich ziehe meine alten Kleider aus und ziehe das neue Kleid an. Es sieht wunderschön aus. Ich suche nach einem Spiegel. Ich möchte mich anschauen, mein Kleid bewundern. Da stellt der Vater sich vor mich. Ich kann mich in ihm spiegeln, für einen Hauch von Augenblick sehe ich. „Mehr geht leider nicht“, sagt der Vater. „Es geht wirklich nicht. Später.“ Ich bin enttäuscht. Trotzdem vertraue ich ihm. Es soll alles so werden, wie es werden soll.

Weiter fügt der Vater hinzu: „Ich möchte, dass du dieses Kleid nie wieder ausziehst. Du darfst es sogar mitnehmen. Es gehört dir für immer. Wie schön du bist. Wunderschön.“ Er kann seine väterlichen Augen gar nicht wieder von mir lösen. Ich genieße es, einzig durch mein Dasein Freude auszulösen.

Ich drehe mich vor ihm im Kreise, wirbele durch den Garten. Ich jubele: „Mein Papa hat mich schön gemacht. Er hat mich überkleidet. Ich bin mit allerliebster Papaliebe überkleidet. Ich bin wunderwunderschön.“ Vom Kreise drehen ist mir schwindelig geworden. Ich lasse ich mich ins grüne Gras fallen. Nachdem ich mich verschnauft habe, rufe ich plötzlich sehr aufgeregt: „Mein Kleid!“ Schnell springe ich auf, um zu schauen, ob ich es schmutzig gemacht habe. Es ist völlig sauber geblieben. Seltsam.

„Ruhe dich noch eine kleine Weile aus. Schlafe ein wenig, mein Kind. Ich, dein Papa, behüte dich. Ich weiche nicht von deiner Seite. Niemals tue ich das.“ Ich lege mich in das duftende Gras. Der Vater setzt sich neben mich. Er streichelt meinen Kopf. „Schlafe dich gesund, kleine Tochter“, sagt er. Ich schlafe ein.

(Einschub: Ich sehe wie die Spitze meines Kulis, der diese kleine Geschichte niederschreibt, für einen flüchtigen Moment kleine Feuerfunken versprüht. Wirklich.)
Ich schlafe sehr, sehr lange, tief und fest. Ich wache auf. Vor mir steht ein gedeckter Tisch. Brot und Wein stehen auf dem Tisch. „Köstlich“, denke ich. Ich habe Hunger. Ich esse und verspüre sofort, wie neue Kräfte in mich hineinkommen. Ich genieße jeden einzelnen Bissen. Ich zerkaue sie bedächtig, bevor ich sie hinunterschlucke. Das Brot schmeckt so rein, so wahr. Ich esse und spüre, dass dieses Brot meinem Körper wirklich etwas zu geben hat. Es ist, als habe er genau auf diese Nahrung gewartet. Aber auch Seele und Geist wissen, dass sich hier etwas harmonisch zusammen gefunden hat, was zusammen gehört.

Ich trinke den köstlichen Wein. Ich fühle ihn auf meiner Zunge, in meiner Kehle. Ich lasse es zu, dass mich etwas, was nach Gnade und Frieden schmeckt, in eine völlig andere Welt mitnimmt. „Jesus“, sage ich, „du schmeckst so gut.“ Der Vater ist immer noch bei mir, obwohl ich ihn nicht mehr sehe. Ich weiß in meinem Geist, dass er da ist, mich niemals verlässt. Es ist okay.

Aber was ist das? Kommt da eine Tür auf mich zu? Ich erkenne immer deutlicher. Ja, es ist die gleiche Tür, durch die ich in diesen Garten eintrat. Ich verstehe. Es geht wieder zurück in die andere Welt, in meine kleine, begrenzte, alte Welt. Ich verstehe. Es ist noch nicht die Zeit für ein Leben in Gottes ewigem Reich. Noch nicht. „Okay, ich verstehe,“ sage ich und stehe auf. Ich bin aufgestanden. Ich trage immer noch mein weißes Kleid. Meine Augen sehen immer noch klar. Ich lächele. Ich seufze. Ich sage noch einmal: „Ja“.

Ich bin zurückgegangen. Ich stehe jetzt vor der Tür, die in mein kleines, begrenztes, altes Leben führt. Ich drehe mich um. Ich möchte den Vater noch einmal anschauen. Auch von Jesus, meinem Herrn und Heiland möchte ich mich verabschieden. Bitte.

Da sehe ich. Oh, nein, ich sehe nichts mehr. Oder doch? Ich fühle in meinem Geist die Gegenwart des Vaters und des Sohnes. Im Geist weiß ich: Sie sind da. Ich habe den Eindruck, dass sie mich nur ungern loslassen. Sie lassen es sich aber nicht anmerken. Sicher wollen sie mir den Rückweg nicht unnötig schwer machen. Da sind sie auf einmal verschwunden. Ich bin allein. Ich halte eine Weile inne, bevor ich weitergehe. Ich denke nach. Ich weiß, dass Gott mich gelenkt hat.
Jetzt habe ich die Tür wieder im Blick. Die Tür ist verschlossen. Der Schlüssel steckt. Ich drehe den Schlüssel um und öffne die Tür. Ich ziehe den Schlüssel aus dem Schloss. „Jesus“ steht auf den Schlüssel. Ich nehme den Schlüssel an mich. Ich weiß, er ist für mich. „Danke“, sage ich. Ich verstehe die Botschaft des Schlüssels. Ich darf jederzeit wiederkommen. Immer, wenn der Alltag gegen mich ist, hält der himmlische Papa eine Bank für mich bereit.

Auch Jesus hält sich bereit, um mir die Füße zu waschen. Und bestimmt beschenkt er mich in seiner Güte, Milde, Demut, Langmut und grenzenlosen Liebe mit neuen Kleidern. Ich liebe Kleider. Jesus schätzt das, auch wenn er meinen Geschmack nicht immer teilt. Er wird mich, hierin weiter beeinflussen. Das ist so, recht weiß ich doch, dass es sich um Design vom Thron des Allerhöchsten handelt. Der Herr verändert mich, wenn ich zu ihm komme. Ich brauche nicht einmal weit zu reisen, um ihn zu finden. Der Paradiesgarten ist mir immer sehr nah. Er befindet sich in dem Ruheraum meines eigenen kleinen Herzens.

Ich trete über die Türschwelle in mein altes Leben hinein. Es kommt mir vor, als wäre ich sehr, sehr lange weggewesen. Dabei war ich nur für zwei Stunden fort. Ich sehe einen Erdenweg vor mir. Es ist mein Weg. Auch das ist okay. Auch Jesus wandelte in seinem Erdenleben mit seinen Jüngern auf irdischen Wegen.

Aber was ist das? Mein Kleid sieht gar nicht mehr so wunderschön aus. Es ist schmutzig. „Schade“, sage ich. Seltsamerweise kann ich es ertragen. Ich ertrage es auch, dass meine Augen nicht mehr klar sehen. Denn könnten sie es, wie Jesus es zu tun vermag, wäre mein Kleid nicht schmutzig. Okay, es schmerzt, dass der Himmel nicht mehr offen erscheint. Da ist Trauer in mir, jetzt nicht mehr in dem Garten zu verweilen. Doch mein Geist ist gewiss: Es muss alles so sein, wie es jetzt ist. Noch eine kleine Zeit muss es so sein.

Mein Papa im Himmel hat einen gewaltigen Plan. Er umfasst die Zeit von Anbeginn der Schöpfung bis zur Vollendung. Und ich bin dabei. Mein Papa verfügt über ein bis ins winzigste Detail ausgetüfteltes Bild des Lebens in Herrlichkeit. Er bleibt auch nicht bei dem Bild stehen, das ich jetzt biete, nachdem du diese kleine Geschichte gelesen hast. Mein Papa im Himmel glaubt mit unerschütterlichem Glauben daran, dass aus mir einmal das Bild seines Sohnes Jesus Christus in Schönheit und Glanz hervorstrahlen wird. Irgendwann. Ganz sicher. Und dieser Gedanke fühlt sich wirklich einzigartig und unübertroffen gut an.

Ach, fast hätte ich es vergessen:
Ich pflückte einen wunderschönen Blumenstrauß für dich. Leider ließ ich ihn auf der Bank liegen. Soll ich ihn dir holen? Oder gehst du?



Annegret Vietor



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