Heilig-Rock-Wallfahrt
- kritische Gedanken dazu -





Die "Heilig-Rock-Wallfahrt"





In diesem Jahr findet zwischen dem 13. April und dem 13. Mai eine Heilig-Rock-Wallfahrt statt; dabei wird eine Tunika ausgestellt, die Jesus an dem Tag, an welchem Er gekreuzigt wurde, getragen haben soll. Dabei ist die Echtheit des Heiligen Rocks umstritten: Eine textilarchäologische Untersuchung aus dem Jahre 1973 / 1974 konnte weder Alter noch Herkunft klären. Einer Legende zur Folge - also historisch ebenfalls nicht ganz gesichert - soll die heilige Helena, die Mutter Konstantins des Großen, den so genannten Heiligen Rock nach Trier gebracht haben. 1196 wurde der Heilige Rock zum ersten Mal erwähnt, als der Erzbischof Johann I. den Hochaltar im damals neu errichteten Ostchor einweihte.

Als Kaiser Maximilian I. anlässlich des Reichstags 1512 nach Trier kam - er war selbst erzkatholisch und bekämpfte die Reformation -, wollte er den Rock unbedingt sehen, den ihn Erzbischof Richard von Greiffenklau in Anwesenheit vieler Bischöfe und Prälaten auch zeigte, in dem er den Altar öffnete. Nach einem Gedächtnisgottesdienst für seine verstorbene Gemahlin wollte das Volk die Tunika ebenfalls sehen und forderte dies entsprechend lautstark. Dafür wurde an der Westapsis des Domes eigens ein Balkon errichtet, von dem aus ab dem 30. Juni der Rock mehrmals gezeigt wurde. Bis 1517 fanden jährlich Zeigungen statt. Dann gab es einen Sieben-Jahres-Rhythmus, bei dem der Rock 1524, 1531, 1538 und 1545 ausgestellt wurde. Aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen und der reformationsbedingten Unruhen wurde der Rhythmus zunächst ausgesetzt und dann eingestellt. Mit einigen Unterbrechungen wurde der Rock dann in Koblenz auf der Festung Ehrenbreitschat für mehr als 140 Jahre aufbewahrt; das war die Zeit zwischen 1628 und 1794. Auf der Festung wurde die Tunika dann am 4. Mai 1765 vom Bischof Johann IX Philipp von Walderdorff ausgestellt, wozu auch eine Wallfahrt veranlasst wurde. Clemens Wenzeslaus - der letzte trierische Kurfürst - nahm die Reliquie - nahm sie mit nach Augsburg, von wo sie dann 1810 wieder nach Trier zurück gebracht wurde. Anlässlich dieser Rückführung wurde der Rock 18 Tage lang ausgestellt und von insgesamt 220 000 Pilgern - eine für damalige Verhältnisse recht große Anzahl - besucht. Weitere Ausstellungen fanden 1844, 1891, 1933, 1959 und 1996 statt. Dies soll ein grober Abriss des historischen Ablaufs sein.

Abgesehen davon, dass die Echtheit des Grabtuches - wie oben aufgrund der textilarchäologischen Untersuchung 1973 / 1974 ausgeführt - nicht nachvollziehbar ist und die Ankunft in Trier durch die heilige Helena nicht einwandfrei geklärt werden kann, bleiben Zweifel und Fragen erlaubt; ebenso wenig kann nachvollzogen werden, wie besagte heilige Helena an das Gewand gekommen ist und woher es stammt. Es wird eine Reliquie verehrt, von der niemand sicher sein kann, ob sie überhaupt echt ist. Welche Stilblüten der Reliquienkult treibt, wusste schon Martin Luther: In einer Vorlesung an der Universität zu Wittgenstein führte der große Reformator aus, dass es von der Kreuzigung Jesu so viele Nägel gibt, dass man damit alle Pferde Sachsens beschlagen konnte. Ebenso wies er darauf hin, dass es von den zwölf Aposteln allein vierzehn (!) bestätigte Gräber in Spanien gab. Davon einmal abgesehen ergeben die Splitter, die von Jesu Kreuz stammen sollen, einen ganzen Wald. Dies zeigt, dass Reliquien sehr oft unecht sein müssen.

Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum von der Zunge oder dem Knochen eines so genannten Heiligen, welche irgendwo als Reliquien aufbewahrt werden, besondere Gnaden ausgehen sollen. Wird hier nicht ein übertriebener Kult um Gegenstände und Menschen gemacht, den man als Götzendienst bezeichnen muss? Schon Mose kritisierte im Einvernehmen mit Gott den Tanz um das goldene Kalb, als er mit den Zehn Geboten vom Berge Horeb herabstieg und die steinernen Platten zerbrach, was für die Größe seiner Wut sprach.

Im Kölner Dom sind nach katholischer Kirchenlehre die sterblichen Überreste der drei heiligen Könige aufbewahrt, und auch hier sind Zweifel angebracht: Selbst wenn nachgewiesen werden kann, dass es sich tatsächlich um hochgestellte Männer aus dem Nahen Osten aus jener Zeit handelt, so wissen wir immer noch nicht, wer diese gewesen sind. Und die Bibel spricht nicht von Königen, sondern von den Weisen, und auch die Zahl drei ist aus der Bibel nicht unbedingt ableitbar. Hier soll sich - wie an verschiedenen anderen Orten auch - an bereits Verstorbene gewendet werden, die Fürbitte bei Gott für uns einlegen sollen. Das aber steht im eklatanten Widerspruch zu den mosaischen Geboten, in denen uns verboten wird, uns an Totengeister zu wenden und sie zu befragen. Darauf stand in der damaligen Zeit sogar die Todesstrafe.

Jesus selbst sagt uns: "13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. 14 Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun." (Johannes 14:13-14) Und: "28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" (Johannes 20:28-29) Wir brauchen also keine Umwege über irgendwelche Verstorbenen, was letztendlich nur eine Form der Geisterbeschwörung und damit eine Gräuelsünde ist, wir brauchen keine Reliquien, die wir sehen und deren Echtheit meist zweifelhaft ist, sondern wir brauchen Jesus allein. Er lässt sich finden von allen, die Ihn aufrichtig suchen. Das verspricht Er uns in Seinem Wort: "13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen." (Jeremia 29:13-14). Vergessen wir dabei nicht: "19 Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten?" (4. Mose 23:19).


Markus Kenn




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