Die Suche nach dem Glück
- ein Mensch macht sich auf die Reise -






Die Suche nach dem Glück




Ein Mensch wollte wissen, wie man glücklich wird. Da er klug war, entschloss er sich, einen glücklichen Menschen zu fragen. ,,Der muss es ja wissen," sagte er sich. So zog er los, um einen glücklichen Menschen zu finden, der ihm den Weg zum Glück weisen konnte.
In der nächsten Stadt war gerade ein Wanderzirkus zu Gast. Da erblickte der Mensch den fröhlichen Clown, dessen breiter Mund über das ganze Gesicht strahlte. ,,Der kann mir bestimmt weiterhelfen," dachte der Mensch. Doch als die Vorstellung vorbei war und der Clown seine Schminke entfernt hatte, sah dieser mindestens so traurig aus, wie er selbst.
Und er antwortete auf die Frage des Menschen "Das wüsste ich auch gerne." Dann klagte er über sein kümmerliches Leben im Zirkus und schimpfte über dies und das.
Also zog der Mensch schweren Herzens weiter.
,,Wer sucht, der findet," dachte er sich, als er im nächsten Ort eine reiche Bäuerin beobachtete, wie sie das Tor ihres herrlichen Anwesens verschloss. ,,Wer so viel hat," überlegte der Mensch ,,muss einfach glücklich sein." Doch als er ihr ins Gesicht sah, merkte er eine gewisse Verbitterung in ihren Zügen. Dennoch fragte er sie, ob sie wisse, wie man glücklich werde. Da drängte sie ihn beiseite. "Stiehl mir nicht meine Zeit!" warf sie ihm hin. ,,Ich muß weiter!" ,,Arme Frau!". dachte er erstaunt. ,,Besitz macht also auch nicht glücklich." schloss er aus diesem Erlebnis.
Als nächstes geriet der Mensch an ein Kind. das friedlich im Sand spielte. Doch als er es gerade fragen wollte, da wurde es zum wiederholten Male von seiner Mutter mit recht ärgerlicher Stimme zum Essen gerufen. ,,Mist!" stieß das Kind hervor, ließ die Schaufel fallen und trottete missmutig davon.
,,Wieder nichts!" dachte sich der Mensch traurig und überlegte gerade, ob es wohl noch Sinn habe, weiterzusuchen, als er einen alten Mann auf einer Bank sitzen sah, der sehr aufmerksam in einem Buch las.
Sofort fiel ihm die fröhliche Miene des Alten auf. Gelegentlich schloß dieser die Augen und murmelte leise vor sich hin, als wolle er sich den Text des Buches genau einprägen. Auf einmal hob er den Blick und sah den Menschen freundlich an. Nein, es war nicht nur ein freundlicher Blick, er war voller Liebe und Mitgefühl.
,,Was liest Du da?" wollte der Mensch, nun schon vorsichtig geworden, wissen. ,,Das Buch, das glücklich macht," antwortete der alte Mann freundlich. ,,Bist Du denn glücklich?" fragte der Mensch ihn, immer noch zweifelnd.
,,Ja!", sagte der Alte mit erstaunlich fester Stimme ,,,Und voller Freude!" ,,Und Du?" fragte er den Menschen und blickte ihn warm an. ,,Ich suche das Glück," vertraute ihm der Mensch an.
,,Dann komm mit," sprach der freundliche alte Mann mit einer einladenden Handbewegung. ,,Ist es weit?" wollte der Mensch wissen, "Nein, ganz nah, komm, es ist ganz nah!" Voller Erwartung folgte ihm der Mensch, als er langsam mit schlurfendem Gang einen kleinen Hügel hinaufstieg. Bald kamen sie zu einem schlichten Holzkreuz. Dort blieb der alte Mann andächtig stehen und betrachtete es liebevoll.
,,Was ist mit dem Kreuz?" wollte der Mensch. etwas ungeduldig, wissen. ,,Hier ist der Schlüssel zum Glück." sagte der Alte mit Nachdruck. Dann drückte er dem Menschen das Buch in die Hand und meinte: ,.Du brauchst es nötiger als ich. Gott segne Dich!" Dann schlurfte er davon.
Erstaunt und zugleich begierig, hinter das Geheimnis des Buches zu kommen, setzte sich der Mensch ins Gras und begann sogleich darin zu lesen. Er spürte, wie sein Herz immer leichter wurde und wie sich die Last, die so lange darauf gelegen war, allmählich löste. Dann blickte er wieder auf das Kreuz.
Und siehe da, dort hing ein Mann der Schmerzen an Händen und Füßen ans Kreuz hingenagelt und blutete aus vielen Wunden. Sein Gesicht strahlte den Menschen in unüberwindlicher Liebe an. Der Mensch wurde von dieser Vision so bewegt. dass er sich vor dem Kreuz niederkniete und mit dem Mann am Kreuz zu sprechen begann. Und er erzählte dem Schmerzensmann alles, was ihn bedrückte und verschwieg auch nicht, wo er schuldig geworden war. Und als er es bekannte, war es ihm, als ob das Blut des Mannes am Kreuz direkt in sein Herz tropfte.
Es tat dem Menschen so gut und machte ihn so leicht und frei, so dass er diesen Mann der Leiden am liebsten umarmt hätte. So fragte ihn der Mensch: ,,Warum musst Du so leiden?" ,,Für Dich!" sagte er leise, und dann war die Vision verschwunden.
"Dafür will ich Dich immer lieben und Dir dienen!" versprach der Mensch und zog, nun endlich glücklich geworden, seines Weges.



Monika Mühlhaus







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