Fürwahr...
- christliche Gedichte -





Fürwahr...




Fürwahr,
er trug unsere Krankheiten und lud auf sich unsere Schmerzen.
Wir aber
...
(Jesaja 53, 4)

Und ich?

„Oh, nein!“
Ich schaue weg,
reflexartig,
bin unangenehm berührt.
Warum um alles in der Welt sollte ich mir das antun?
Keine Ahnung.

Jesus am Kreuz...
Darum weiß ich.
Gibt es nichts Neues zu berichten?
Etwas Interessanteres?
Der Verstand ist schnell gelangweilt,
braucht Abwechslung.
Ist doch so?
Oder?

Da gehe ich mal lieber auf Abstand.
Und überhaupt: Warum tut Er das?
Er sollte es nicht tun,
sollte sich wehren.
Er sollte besser auf sich aufpassen.
Das ist zuviel für einen einzigen Rücken.
Tut mir wirklich leid.
Da kann ich nicht mit.
Wie fremd ist mir das alles.
Und...
was sagt eigentlich sein Vater dazu?
Warum greift er nicht ein?
Nein, nein!
Das ist nicht meins,
gaffend dabei zu stehen,
sich an fremder Leute Leid zu ergötzen.
Damit möchte ich nun wirklich nichts zu tun haben.
Hat nicht jeder die Freiheit,
zu tun und zu lassen, was ihm gefällt.
Dieses Recht nehme ich mir.
Es steht mir schließlich zu.
Dir doch auch.
Jedem.
Versteht das überhaupt irgend jemand?
Kann mir irgend jemand erklären,
was das für einen Sinn macht:
Jesus am Kreuz...
Dickes Fragezeichen.
Aber wirklich.
Warum lässt er sich das gefallen?
Warum sagt er denn nichts?
Ich würde das nicht mit mir machen lassen.
Habt ihr keine Augen im Kopf?
Wie ein dummes Lämmchen wankt er zur Schlachtbank.
Verhöhnt, verlacht, geschlagen, getreten,
und... angerotzt...
Entschuldigung.
Aber es ist doch wahr.
Ich lüge nicht.
So steht es geschrieben.
Nein, nein, das geht gar nicht.
Ich meine, ihr könnt ihm das ja abnehmen.
Wie gesagt, mein Ding ist es nicht.
Darauf falle ich nicht rein.
Ich bin doch nicht blöd.
Und dieser Jesus soll mir meine Krankheiten abnehmen,
meine Schmerzen...
Sonst noch was?
Ich kümmere mich lieber selbst um mich.
Da bin ich Realist.
Gott gab mir einen Verstand.
Den gebrauche ich auch.
Ich bin immer gut informiert.
Das ist meine Verantwortung.
Keiner kann mir so schnell etwas vormachen.
Mir nicht.
Und... na, ja...
der da... auch nicht.
Garantiert nicht!

Ich meine...
würde dieser JESUS,
wenigsten ein einziges Mal den Mund aufmachen,
mir erklären...
vielleicht,
sehr vielleicht...
Oder doch lieber nicht?
... würde ich IHM noch eine Chance geben.
Vielleicht...
Wenn...

Wenn, wenn, wenn...
wir alle es täten,
was wäre dann?



Annegret Vietor



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