Die Ehebrecherin
- Andacht -





Die Ehebrecherin




„Dann verdamme ich dich auch nicht, gehe hin und
sündige hinfort nicht mehr.“


Diese großartigen Worte sprach Jesus zur Ehebrecherin.
Immerhin stand auf Ehebruch die Todesstrafe durch
Steinigung.
Doch niemand wagte den ersten Stein zu werfen.
Warum eigentlich nicht, die Tat stand doch fest?
Hatten nicht doch die Umstehenden selber genug Dreck am
Stecken? Wahrscheinlich.
Mir ist diese Geschichte so spontan eingefallen, angesichts
des ersten Missbrauchfalles in meiner Gemeinde.
Nun will ich nicht behaupten, dass jene die entsetzt und
empört sind über diesen Vorfall, alle selber Dreck am Stecken
hätten, das steht mir nicht an.
Es ist richtig, wenn die Kirchenleitung sagt, derartige
Vorfälle dulden keine Toleranz.
Und ich frage mich ja selber, wenn unsere Kinder im
Schoß der Kirche nicht mehr sicher sind, wo dann noch??
Und Jesus sagt: “Wer einem dieser Kleinen Unrecht zufügt,
dem wäre besser, man hänge ihn einen Mühlstein um den
Hals und schmeiße ihn ins Meer.“
Auch Jesus duldet hier keine Toleranz.
Doch wieweit dürfen wir gehen mit Urteilen und
Verurteilen?
Mir hat dieser Vorfall wieder einmal gezeigt, dass das
Leben auch für den Glaubenden kein harmloses Spiel ist.
Überall lauern Versuchungen.
Wie gehe ich persönlich, oder wir, damit um, wenn solche
Dinge passieren?
Da sind die Opfer, es reicht nicht, die Brieftasche zu zücken
und den Vorfall in bar zu begleichen. Die Wunden sind sehr
tief, unter Umständen ein Leben lang.
Da ist der Täter, der einen großen Teil seines eigenen
Lebens zerstört hat und unter Umständen auch ein
Leben lang an den Folgen trägt und leidet.
Hier ist die Seelsorge gefordert, den „gefallenen“ Bruder
wieder aufzurichten, ihn in die Gemeinde zurück zu holen.
Das kann Jahre dauern.
Hier muss um Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die
Kirche und ihre Einrichtungen gekämpft werden.
Das ist schwer, sehr schwer.
Da die meisten die Hintergründe und Motive der unseligen
Tat nicht kennen, sollte man mit Verurteilungen zurückhaltend
sein, das ist Sache der staatlichen Rechtsprechung.
Ich will nichts beschönigen oder klein reden, ich verabscheue
den Vorfall genau wie andere Betroffene.
Ich will nur keinen Stein werfen, da ich selbst als Sünder
vor Gott stehe.
Ich leide mit den Opfern, aber ich leide auch mit dem
Täter.
Warum, um Himmelswillen, musste das passieren?
Ich fasse mir an den Kopf.
Viele Fragen tun sich auf, manches wird im Dunkel bleiben.
„Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet.“ Sagt Jesus.
Wie soll ich das verstehen?
Auch hier ist der Glaubende in einer argen Zwickmühle.
Ich kann nur sagen:
Herr, erbarme dich.



Wolfgang Müller







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