Die Geschichte von Maria
- eine besondere Begegnung -





Die Geschichte von Maria




Als ich mich letzte Woche auf den Kindergottesdienst vorbereitete mit der Geschichte von Lazarus, fiel mir der Satz ins Auge, dass die Maria dieselbe war, welche Jesus die Füße gesalbt hatte, also die Sünderin, die in die erlesene Gesellschaft geplatzt war.

Diese Frau ist mir schon lange sympatisch, und ich habe während der letzten Tage nachgedacht, was ich so alles von Maria wusste. Und was über Jesus, wie er Menschen begegnet ist. Mir ist schon klar, dass Maria nicht die Frau am Jakobsbrunnen war, aber wer sagt denn, dass Jesus so nur ein Mal auf eine Frau zugegangen ist?
Vielleicht war es bei Maria ähnlich (?). Und die Maria, die Jesus nach seinem Tod begegnet - nach der Bibel ist es Maria Magdalena. Da die Geschichten von damals uns auch heute eine Botschaft zu sagen haben, denke ich, passieren ähnliche Begegnungen zwischen Jesus und den Menschen auch heute. Es kommt auf die Botschaft an. Und passiert sind alle Begegnungen mit Jesus und Menschen. Darum habe ich den Anfang und das Ende einfach mal der Maria zugeordnet, auch wenn es in der Bibel nicht so steht. - Hier also meine Geschichte:




Maria ging durch die Mittagshitze zum Brunnen. Sie ging immer um diese Zeit, weil sie nicht immer wieder erfahren wollte, dass sie von alle den Frauen, die sich dort treffen, gemieden wurde und sie nicht, inmitten von Menschen, die Einsamkeit noch mehr spüren wollte, als sonst, wo sie wirklich alleine war.

Nun - so ganz alleine war sie eigentlich nicht. Da war noch ihre ältere Schwester Marta und ihr jüngerer Bruder Lazarus, mit denen sie ihr zuHause teilte.

Als die Eltern noch lebten, war die Welt noch in Ordnung, aber danach hatte ihre Schwester das Regiment übernommen und Maria war irgendwann, müde von den ganzen Geboten und Ordnungen, in schlechte Gesellschaft geraten. Eine Weile hatte sie das Vergnügen und die Freiheit, die sie da empfand, mitgerissen und erfreut, aber dann lief es auf einmal nicht mehr so, wie gewünscht. Ihre Freunde verließen sie und als sie zurückkam zu ihren Geschwistern, wurde mit Fingern auf sie gezeigt. Und das Schlimmste war, dass damit auch ihre beiden Geschwister ihre meisten Freunde verloren. Marta sagte ihr oft genug, dass sie Unglück und Einsamkeit über sie alle gebracht hatte.


Aber vor ein paar Tagen war etwas Wundervolles passiert. Dieser Jesus, von dem überall erzählt wurde, der auch Wunder tun konnte, dieser Jesus hatte sie angesprochen, als sie gerade unterwegs zum Brunnen war. Und er hatte ihr gezeigt, dass sie sich nicht für immer verurteilt empfinden muss, sondern dass Gott gnädig ist, weil ER, dieser Jesus, die ganzen Sünden und Gesetze auf sich nehmen wollte.

Verstanden hatte sie nicht alles, aber sie hatte Erlösung gespürt. Und gezeigt hatte Jesus ihr das, indem er mit ihr nach Hause kam und ihre Gastfreundschaft angenommen hat. Er störte sich gar nicht daran, dass die Nachbarn mit dem Finger auf ihn zeigten, sondern aß und redete mit ihnen, wie man es nur mit sehr guten Freunden macht. ER hatte ihnen ganz klar zu verstehen gegeben, dass er sie zu seinen Freunden zählte und es genoß, mit ihnen zusammen zu sein, ja er sagte sogar etwas von Liebe.

Oh - Marias Herz war ganz warm geworden davon. Das Eis, dass lange Zeit um ihr Herz herum zu sein schien, war einfach so geschmolzen.

Irgendwie hatte diese Begegnung ihr auf einmal das Gefühl der Einsamkeit genommen, auch wenn sich rein äußerlich noch gar nichts verändert hatte. Und ER hatte gesagt, er würde wiederkommen und ihnen noch mehr von Gott, Seinem Vater, der auch ihr Vater sein wollte, zu erzählen.

Maria bemerkte jetzt die Schönheit ihrer Umgebung viel intensiver, als vorher. Es war, als wenn ihr Lasten abgenommen worden seien


Und ER kam wirklich wieder! Und es war toll, nicht zu beschreiben, wenn er nach dem Essen erzählte. Es war jedes Mal so, als wenn die Sonne wunderschön schien, bis ins Herz. Auch Marta und Lazarus empfanden das so. Maria wollte am Liebsten immer ganz nah bei IHM sitzen, damit ihr auch nichts von der Botschaft entging, ja, eigentlich einfach, um Seine Nähe zu spüren. Es war seltsam, Er strahlte soviel Kraft aus, irgendwie sprang da etwas über - nicht zu beschreiben.

Marta konnte es zwar nicht lassen, auch dann immer an Hausarbeit zu denken, als wenn die nicht auch mal liegen bleiben könnte. Und als sie sich bei Jesus beschwert hat, dass ihre Schwester doch eigentlich faul war, hat Jesus sie in Schutz genommen und gesagt, dass der Platz ganz in seiner Nähe der Beste sei. Boah, war das toll, das von Ihm so zu hören und seine Verteidigung für Maria anzuhören. Maria bekam erst jetzt so das richtige Empfinden, was Geborgenheit eigentlich bedeutet. Es war einfach unbeschreiblich


Und dann passierte etwas, was sie alle total erschüttert hat. Lazarus wurde krank, sehr krank.

Natürlich fiel den beiden Schwestern gleich Jesus ein. Schließlich heilte er doch die Kranken, alle, die zu ihm gebracht wurden. Sie schickten einen Boten zu ihm, denn es war sehr schlimm, die Krankheit und ein Warten auf seinen nächsten Besuch könnten vielleicht ein: 'Zu spät' bedeuten.

Aber Jesus ließ auf sich warten - und dann war es zu spät! Lazarus war gestorben.

Maria verstand gar nichts mehr. Wieso ließ Gott das zu, wenn doch sein Sohn sie als seine Freunde auserkoren hatte? Oder stimmte es doch nicht, was Maria verstanden hatte?

Als Jesus dann endlich kam, waren beide Schwestern total am Boden zerstört und fragten ihn vorwurfsvoll, warum er so lange auf sich warten ließ. Aber Jesus antwortete ganz ruhig, als wenn nichts passiert wäre, dass er ihn aufwecken wolle aus dem Schlaf. Und er redete davon, dass er ihnen beweisen wolle, dass Gott stärker ist als der Tod. "Achja", hatte Maria geseufzt, "ich weiß schon, dass wir alle mal auferstehen werden, wenn wir zu Gott kommen, soviel habe ich schon verstanden von dem, was du erzählt hast. Aber er war noch so jung und wir brauchen ihn doch noch, JETZT."

Und als Jesus vor dem Grab äusserte, dass sie es öffnen sollten, schrie Marta beinahe, fast am Ende mit ihren Nerven, weil sie es so makaber fand, wie Jesus mit ihrer Trauer umging. Zwar hatte auch er geweint, als er ihre Trauer gesehen hatte, aber irgendwie schien er gar nichts zu begreifen.


Aber sie rollten den Stein trotzdem weg. Und Jesus stellte sich einfach an den Eingang und rief den Lazarus. Alle Menschen um ihn herum hielten den Atem an, ob er jetzt völlig durchdrehte?

Aber dann lief allen eine Gänsehaut über den Rücken, denn die eingewickelte Mumie im Grab bewegte sich. Sie stand auf und kam an den Grabeingang. Alle standen starr da und es war so leise, dass man den Windhauch hören konnte


Jesus sagte ganz freundlich: "Na, dann nehmt dem Armen mal seine ganzen Grabtücher ab, er kann doch gar nichts sehen!"

Danach wurde natürlich gefeiert und irgendwie hat das wohl dazu beigetragen, dass die Nachbarn nicht mehr so ganz ablehnend der Familie gegenüber stand, denn sie wollten gerne mitfeiern.

Und Jesus hatte Maria noch eingeschärft, dass dies ein Zeichen sein sollte, damit sie erkennt, dass Gott auch stärker ist als der Tod, selbst dann, wenn man es in diesem Leben an dem Menschen nicht mehr erkennen kann. Und er sprach davon, dass ER auch sterben würde, das würde gar nicht mehr so lange dauern.

Das gab Maria doch wieder einen Stich, der war noch viel stärker, als der, wo Lazarus gestorben war. Jesus sollte auch sterben? ER, der ihrem Leben erst wieder Sinn und Freude geschenkt hat? Das war ja noch schlimmer, als wenn sie ihn nie kennnengelernt hätte.

Keiner bemerkte, wie Maria sich vom Fest zurückzog und sich mit traurigen Gedanken herumschlug, wie sie denn weiter ohne Jesus leben sollte. Irgendwie wollte sie dann eigentlich gar nicht mehr, was hatte es dann noch für einen Sinn? Und Maria weinte sich in den Schlaf.

Als sie morgens wieder wach wurde, überlegte sie, was sie denn Jesus noch tun könnte, um ihm ihre Liebe zu zeigen. Sie holte aus ihrem Versteck im Boden alle ihre Ersparnisse, viele waren es ja nicht und ging damit zum Markt.

Dort fand sie ein Parfümöl, das wundervoll duftete und als sie ein wenig mit dem Händler gehandelt hatte, reichte ihr Geld gerade für eine Flasche davon.

Ganz glücklich über ihren Einkauf ging sie auf die Suche, wo Jesus jetzt gerade war. Und dann stellte sie fest, dass Jesus in einer erlesenen Gesellschaft von Männern war, wo Frauen keinen Zutritt hatten. Und sie wusste, dass dort sich Menschen trafen, die auf sie herabblickten, weil sie sich für viel wertvoller hielten.

Aber Maria überlegte.
Ablehnung kannte sie ja schon, und Jesus hatte ihr einen Wert gegeben, der nicht abhängig war von der Meinung der Mitmenschen. Und sie wollte ihm unbedingt ihre Liebe zeigen. Und dann ging sie einfach rein.

Sie schaute nicht nach links oder rechts, und als die Türsteher sie aufhalten wollten, schlupfte sie einfach unter deren Armen durch. Und dann sah sie Jesus! Und dadurch nahm sie niemand anders mehr wahr. Sie ging auf Jesus zu und wollte ihm sagen, dass sie ohne ihn nicht leben könne und dass er doch auf sich aufpassen solle. Aber sie bekam keinen Ton mehr heraus, Tränen rannen über ihr Gesicht und sie setzte sich ihm zu Füßen, so wie sie es bei sich zu Hause immer getan hatte. Ihre Tränen machten seine Füße ganz nass. Und dann nahm sie das kostbare Salböl und brach der Flasche einfach den Kopf ab und goss den Inhalt über Jesus Füße. Sie weinte und salbte seine Füße und wäre dort am Liebsten immer geblieben... Aber die Leute um ihn herum schimpften schon über sie. Jesus nahm sie aber wieder in Schutz, wie bei Marta, und er sagte, dass die Liebe mehr zählen würde, als die starren Gesetze und er zeigte Maria, dass er ihre Botschaft verstanden hatte.

Irgendwie glücklich und mit innerem Frieden, den sie eigentlich gar nicht richtig deuten konnte, ging Maria aus dem Haus. Die Blicke der Leute nahm sie gar nicht wahr, sie durchlebte nur immer wieder diese wundervolle Nähe zu Jesus und Seine Liebe, die sie gespürt hatte. Es war viel mehr, als sie ihm zeigen konnte. --

Und dann ist er doch gestorben! Die Soldaten hatten ihn aufgespürt, seine Freunde haben ihn verlassen und das Volk hatte "Kreuzige ihn"
gerufen.

In Maria fühlte sich alles nur noch tot an. Wozu noch weiterleben? Sie ging wie schlafwandelnd durch den Tag - alles war nur noch grau und trostlos


Am dritten Tag ging Maria zum Grab, um dort zu weinen .. vielleicht würde sie sich dort ihm ein wenig nahe fühlen.

Aber als sie dorthin kam, war das Grab offen und leer. Und dort, wo der Leichnam liegen sollte, standen zwei Männer in weißen Gewändern. Sie fragten sie: "Wen suchst du?"
Sie sagte mit tränenverschleierten Augen: "Wo ist er, mein Jesus? Wer hat ihn hier weggenommen? Wo haben sie ihn hingelegt?"
Und sie weinte noch mehr.

Da stand hinter ihr noch ein Mann, vielleicht war es der Gärtner und der wusste, wo Jesus jetzt liegt (?). Der Mann sprach sie auch an und fragte sie, was sie suche. Sie sagte, laut weinend: "Sie haben ihn weggenommen, meinen Jesus und jetzt weiß ich noch nicht einmal mehr, wo ich seinen Leichnam finden kann". Der Mann sagte nur ein Wort: "Maria".
Maria lief ein Schauer über den Rücken, dann wurde ihr warm ums Herz. Das war, als wenn ein Blitz ihr Herz getroffen hatte und sie schaute auf.

In dem Moment fielen alle Nebelschwaden von ihr ab. Es war Jesus, IHR Jesus, der da vor ihr stand!
und dann war es so, als wenn alle Worte und Taten, die er in ihrer Gegenwart getan hatte, noch mal vor ihrem Auge vorbeiliefen. Maria begriff plötzlich, dass Jesus ihr das, was mit ihm passiert ist, schon längst voraus gesagt hatte, er hatte es an ihrem Bruder gezeigt, dass Gott stärker ist als der Tod. Und er hatte erzählt, dass das passieren musste, damit die Menschen - auch sie - leben könnten über den Tod hinaus.

Und dann sagte Jesus: "Jetzt schicke ich dich hin, damit du erzählst, was du von mir gehört hast und was du gesehen hast - jetzt und auch vorher."

Damit hatte Maria ihren Auftrag für das Leben. Sie hatte geschöpft aus der Quelle, als sie zu den Füßen Jesu gesessen hatte und hatte hautnah seine Liebe gespürt und berührt und sie war jetzt Seine Beauftragte. Und es gab von da an nichts mehr, was sie aufhalten konnte.



Ehrentraut Kybelka



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