Der verlorene Sohn
- ist am Tisch des Herrn -





Der verlorene Sohn




Nach langer Zeit war ich wieder einmal in einer Kirche.
Ich bin ganz ehrlich, ich gehe ungern in die Kirche.
Sie sind so kalt, man hat nicht das Gefühl zu Hause bei Gott und geborgen zu sein. Die Gemeinschaft lässt auch zu wünschen übrig.
Man sitzt da, schaut sich um, begrüßt vielleicht die, die man vom sehen her glaubt zu kennen, mit einem schüchternen Kopfnicken.
Und auch der Lobpreis für Gott fällt sehr spärlich aus.
Aus Angst, dass man den falschen Ton trifft, halten sich sehr viele zurück.
Denn es soll ja ein gelungener Gottesdienst werden, wo ein falscher Ton wirklich nicht hin passt.
Ehrlich gesagt, ich bin auch kein großer Sänger, aber, wenn ich singe, brennt mein Herz und ich muss die Liebe Gottes hinaus schreien. Im Lobpreis liegt meine ganze Dankbarkeit und ich kann sie nicht zurückhalten. Und außerdem, bin ich der Meinung, dass Gott mit ganz anderen Ohren hört, als mein Banknachbar in der Kirche. Aber dennoch ist es vielen unangenehm von der Seite schräg angeschaut zu werden. Aber das nur nebenbei, denn meine Geschichte beginnt mit der Predigt des Pastors.

Es war die Geschichte vom verlorenen Sohn. Ich kannte diese Geschichte, denn wie oft hatte ich die Verlorenheit gespürt. In der eigenen Familie, in der Gesellschaft und in Gemeinden. Aber auch die Verlorenheit anderer Menschen war mir nicht fremd. und so ist diese Geschichte für mich zu einer Bindung nach Gott geworden. Besonders aber auch, weil mein Dienst bei den verloren gegangenen Menschen ist. Und wer weiß, außer Gott, wie viele Mensche in dieser Welt verloren sind? Jesus kam in diese Welt. Wie fühlte er sich, als er am Kreuz hing? Er wusste was Verlorenheit bedeutet, als er rief:
,,Vater warum hast du mich verlassen"

Und als ich den Erzählungen des Pastors lauschte, war mir so, als wenn es nur so herunter geleiert wurde. Ohne Sinn und Ziel, als wenn dieser Mensch niemals das Verlorensein gespürt hatte, mit der er doch tag täglich konfrontiert wurde. Ich glaube, ein verlorener Sohn hätte diesem Gleichnis mehr Leben eingehaucht, als manch Gläubiger auf der Kanzel. Der ganze Gottesdienst schien mir wie eine Prozedur, die man durchführen muss.
"Ohne Leben"

Aber der verlorene Sohn lebt, er ist mitten unter uns. Keiner wird ihn erkennen, aber er wird euch hören, sehen und beobachten. Und genau hier stelle ich euch die Frage. Wie behandelt man einen verloren gegangenen Sohn, oder verloren gegangenen Menschen? Was ich hier in der Kirche erlebte verschlug mir den Atem. Am Ende des Gottesdienstes, lud der Pastor alle zum Abendmahl ein. Doch seine letzten Worte, schienen das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wie Wasser in der Sonne zu verschmelzen:
"Aber die, die aus der Gemeinde ausgetreten sind, sind nicht unbedingt zum Abendmahl eingeladen."

Es war wie ein Schlag ins Gesicht, in diesen Moment, spürte ich wie ein verlorener Sohn, der zurück zum Vater kommen wollte. Ich kannte die meisten in der Gemeinde, die heute nur Gäste waren, aus einem bestimmten Anlass. Sie sah man sonst hier nicht. Sie hatten ihre Gründe dem Gotteshaus fern zu bleiben. Sie wurden von Gottesgläubigen enttäuscht. Und entfernten sich so auch von Gott. Mir ging in diesen Moment alles durch den Kopf. Wovor haben Gläubige Angst? Sehen wir uns die Geschichte genau an.
Der Sohn kehrt nach Hause zurück, vieles hat er durchgemacht, nach dem er das Erbe verprasst hatte. Aber, er kam zurück, weil er den Vater und seine Liebe kannte, er wusste auch dass er ihm vergeben würde. Aber, da war noch der andere Sohn, der, der dem Vater all die Jahre treu gedient hatte. Er wollte nicht, dass sein Bruder zurückkam, der sein Erbe doch schon erhalten hatte.
"Was will er hier, ihm steht nichts mehr zu."
Und doch nimmt der Vater ihn auf, kleidet ihn neu ein und feiert ein großes Fest".
"Was ist mit mir"

Ist dies der Grund, warum oft viele verlorene gegangene Menschen abgewiesen werden, weil man Angst hat, die Gunst des Vaters zu verlieren? "Prüfe Dich selbst."
Ich konnte in diese Moment, das Abendmahl nicht einnehmen, denn ich stand für die Verlorenen, die, die nicht wussten wohin. Die, die man an der Tür abwies. Aber auch für den Pastor, der sich mit diesen Worten eine schwere Last auflegte. Ich war ihm nicht böse, er ist nur ein Mensch, der vielleicht diese Worte unbewusst aussprach. Aber was tun die, die an der Tür abgewiesen wurden? In ihnen nagen diese Worte lang. Oft sogar bis aufs Sterbebett. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede. Ich weiß nicht wie oft ich schon Rechenschaft für die Worte manch hoch gelehrter Gläubiger abgeben musste. Und hier bin ich dankbar, dass Gott mit anderen Augen sieht, er geht jedem nach und vergibt auch denen, die mit eigenen Worten das Reich Gottes bauen wollen. Gott sortiert nicht in der Menschheit rum, ob einer für sein Reich geeignet ist oder nicht. Nein. Aber wenn du die Bibel kennst, dann weisst du ja auch welche Menschen Gott sucht. Oder?

Ich durfte viele verlorene Menschen kennen lernen und Gott gab ihnen die Chance, sich selbst in den letzten Sekunden ihres Lebens für Jesus zu entscheiden. Ihr wisst nicht, was das für eine Freude für mich war. Ich spürte oft wie der Himmel bebte. Es muss ein großes Fest dort oben gegeben haben, weil ein verlorener Sohn heim gefunden hat.
Wie will Gott mir auf das eine Antwort geben.
????????????????????????
Oh Mann, hätte ich bloß nicht gefragt, ich müsste doch langsam wissen, das Gott auf solche Fragen immer eine Tat folgen lässt. Obwohl ich von diesem Erlebnis ein wenig enttäuscht war, zeigte mir Gott auf einem ganz anderen Weg, wie er dem verlorenen Sohn nachgeht. Ich war nach dem Gottesdienst zum Essen in einer Gaststätte eingeladen. Beim Essen trat ein Vagabund in die Wirtschaft und bat die Bedienung um einen Tee, die er mit ein paar Cent, die er in der Tasche hatte bezahlte. Als er ging, stand ich gerade mit einigen Leuten vor der Tür. Er kam direkt auf mich zu und bat mich um einen Euro. Nur für eine Tasse Tee in einer anderen Stadt, er rauche und trinke auch nicht. In meinem Herzen spürte ich, das er es ehrlich meinte, aber ich hatte kein Geld bei mir und so entschuldigte ich mich bei ihm, weil ich ihm nichts geben konnte. Doch im nächsten Augenblick erinnerte mich Jesus daran, dass ich im Auto immer Kleingeld sammelte. Und so sagte ich ihm, er solle kurz warten. Ich ging zum Auto und ergriff das ganze Kleingeld, keine Ahnung wieviel es war. Aber ich war so voller Freude, dass ich ihm doch etwas geben konnte. Ich gab ihm alles und segnete ihn für seine weitere Reise. Das Strahlen in den Augen dieses Mannes ließ mich fürs Erste vergessen.

Es war nicht viel was ich ihm gab. Aber Jesus zeigte mir, dass ich es einem verlorenen Sohn gab, der nur mit wenig an diesem Tag beschenkt wurde und doch so dankbar war.

Jetzt weiss ich, dass Gott keinen
verloren gehen lässt.
Durch das, was ich tat, zeigte
mir Gott, das er gerade diesen Menschen
am Mahl hat teilnehmen lassen.



G. Lattermann


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