Der Schuldner
- Kurzgeschichte nach Matthäus 18 -





Der Schuldner




Frei nach
Matthäus 18,23ff.)

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir……

Simon Gruber hatte lange gespart, um seiner Familie ein
eigenes Häuschen zu bieten. Er hatte einen gut bezahlten
Job und konnte die monatlichen Raten bei der Bank gut abzahlen.
Die Finanzierung war gut.
Dann kam der Tag, wo sein Chef zu einer Betriebsversammlung
einlud und seinen Mitarbeitern die Insolvenz mitteilte.
Für Simon Gruber brach eine Welt zusammen, er hatte die 50
erreicht wer würde ihn da noch einstellen?
Wie machte er das seiner Familie klar?
Simon Gruber war verzweifelt.
Am Abend musste er vor seiner Frau „Farbe“ bekennen.
Simon Gruber schilderte seiner Frau die Situation und dass da
nichts mehr zu ändern sei.
Ja, Tanja, wir müssen mal alles zusammen rechnen, was wir
haben und was wir abzahlen müssen.
Und du Simon, musst schnell zum Arbeitsamt.
Ich weiß, will gleich morgen hin.
Ab wann bist du den gekündigt Simon?
Zum 1.5. also noch vierzehn Tage Zeit, antwortete ihr Mann.
Ganz schöner Mist, sagte ihr Mann.
Ja, dass uns das noch passieren muss, sagte seine Frau.
Kein Wort zu den Kindern, beschwor Simon Gruber seine Frau.
Aber das lässt sich doch nicht verheimlichen, Simon, antwortete
seine Frau.
Die Kinder merken doch, wenn du nicht mehr zur Arbeit gehst.
Ja da hast du recht, Tanja.
Am Montagmorgen ging Simon Gruber gleich zum Arbeitsamt.
Der Sachbearbeiter legte ihm dar, wie viel „Stütze“ er wohl
erhalten würde.
Mit dem Ergebnis ging er nach Hause und besprach alles mit
seiner Frau.
Nun ging es ans rechnen, was hatten sie an Verpflichtungen?
Da war das Haus, das Auto, das Schlafzimmer, der Computer.
Die Grubers waren entsetzt, das war mit der Stütze nicht zu
schaffen.
Du musst mit der Bank sprechen, Simon, sagte seine Frau.
Ja, morgen will ich sofort hin und den anderen Gläubiger schreiben
ich erst einmal an.
Am nächsten Morgen machte sich Gruber auf den Weg zu seiner
Bank, der Sachbearbeiter war wenig erfreut über das, was Simon
Gruber ihm da mitteilte.
Zur Stundung war man nicht bereit, er, Gruber, sollte sehen, dass
er Geld auftreibe.
Die Familie verzweifelte, denn die Mahnungen häuften sich und
Es war abzusehen, dass der Gerichtsvollzieher in absehbarer
Zeit erscheinen würde.
Simon, sagte Frau Gruber eines Morgens: du solltest mal eine
Schuldnerberatung aufsuchen, bevor uns der Gerichtsvollzieher
in das Haus kommt. Bei der Diakonie ist doch so eine Stelle.
Ich würde mal da anrufen.
Doch Simon Gruber zögerte, er genierte sich, zumal man ihn kannte.
Aber das hilft doch alles nicht, sagte seine Frau.
Nach vielem Zureden ließ sich Simon Gruber darauf ein, die
Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen, zumal der
Gerichtsvollzieher die Zwangsversteigerung ihres Hauses
angedeutet hatte.
Und noch etwas sagte Frau Gruber zu ihrem Mann: Simon, weißt
Du was?
Nein, sagte Herr Gruber.
Ich habe zum ersten mal seit meiner Konfirmation wieder gebetet.
Mir fiel mein Konfirmationsspruch ein, „Rufe mich an in der Not…..
Du solltest es auch mal tun, Simon, sagte seine Frau.
Am Donnerstag früh, hatten Grubers Termin in der Schuldner-Beratungsstelle.
Die Dame dort riet den Grubers, alles auf den Tisch zu legen.
Nach langen Recherchen kam man auf die stolze Summe von
125.000 Euro Schulden.
Grubers schlugen die Hände über den Kopf zusammen, das
war mehr, als sie dachten.
Eine private Insolvenz würde harte Jahre bedeuten, versicherte
die Dame der Schuldnerberatung.
Ob denn niemand in der Verwandtschaft da sei, der Mal „unter
die Arme“ greifen könne, fragte die Schuldnerberaterin.
Frau Gruber schüttelte den Kopf, nicht das sie wüsste.
Denken sie genau nach, forschte die Schuldnerberaterin.
Ja, da ist noch ein gewisser Verwandter mit einer Möbelfirma
in Hamburg, äußerte sich Simon Gruber. Wir haben lange nichts
voneinander gehört, der Kontakt ist sehr locker.
Wollen sie denn nicht mal…….. weiter kam die Schuldnerberaterin
nicht, den Simon Gruber wehrte ab.
Aber wir müssen alle Möglichkeiten wahrnehmen, sagte die
Schuldnerberaterin. Mehr wie nein sagen kann der Verwandte
nicht. Was ist er eigentlich für ein Verwandter, wollte die
Schuldnerberaterin wissen.
Ein Cousin, antwortete Gruber.
Ich werde das für sie übernehmen und mich mit ihrem Cousin
mal unterhalten.
Gruber fand die Idee nicht gut.
Doch die Schuldnerberaterin blieb hart, wenn ich ihnen helfen
soll, müssen wir auch unangenehme Wege gehen.
Wir haben wenig Zeit zu verlieren. Ich werde erst einmal mit dem
Gerichtsvollzieher sprechen, dann mit den Gläubigern, damit
die erst einmal still halten.
So verließen die Grubers die Beratungsstelle und machten sich
auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen sprachen die Grubers noch lange über
Ihre Situation.
Schon nach zwei Tagen meldete sich die Schuldnerberaterin zu
einem Gespräch an.
Die Schuldnerberaterin machte den Grubers deutlich, dass die
Gläubiger nur begrenzt stille halten würden, eine Reduzierung
der Raten wurde nicht erreicht.
Die Schuldnerberaterin sagte den Grubers, sie würde nun den
Vetter von Simon Gruber aufsuchen, jenen Fabrikanten. Man
dürfe nichts unterlassen, jede Möglichkeit müsse in Erwägung
gezogen werden.
Simon Gruber verzog das Gesicht, ihm war nicht ganz wohl in der
Sache.
Die Schuldnerberaterin ließ sich nun Namen und Adresse
des Vetters geben.
Es war ein gewisser Eduard Sorgenfrei, ein Möbelgroßlager
In Hamburg.
Mit einem „ja, dann wollen wir mal“, verabschiedete sich die
Schuldnerberaterin und machte sich auf den Weg zu jenem
Vetter von Simon Gruber.
Schon am nächsten Tag fuhr sie mit dem
Zug nach Hamburg, nachdem sie sich telefonisch bei Herrn
Sorgenfrei angemeldet hatte.
Dort kam man schnell zur Sache.
Die Schuldnerberaterin schilderte die Situation und nannte die
Schuldensumme von fast 125.000 Euro.
Meine Güte, sagte Eduard Sorgenfrei.
Wissen sie was, ich übernehme das, mit ein paar Bedingungen
in einem Vertrag. Ich verlange, dass sich Herr Gruber dessen
würdig zeigt.
Die Schuldnerberaterin zeigte sich erstaunt, dass der
Fabrikant so ohne wenn und aber bereit war diese Summe zu
Übernehmen.
Wissen sie was, hob er an.
Vor Jahren stand mein Betrieb kurz vor der Pleite, wenn nicht
ein mit mir befreundeter Autohändler mir unter die Arme
gegriffen hätte, wäre ich in Insolvenz gegangen.
Als mein Freund mir damals half, habe ich beim Himmel
geschworen, sollte je jemand aus meiner Verwandtschaft in eine
ähnliche Lage kommen, springe ich für ihn ein.
Eine solche Situation haben wir jetzt.
Sagen sie der Familie Gruber, das ich ihr helfen will, aber sie
müssen schon selber vorbeikommen.
Schon am Abend rief die Schuldnerberaterin bei Grubers an
und teilte die „Frohe Botschaft“ mit.
Die Grubers waren wie aus dem Häuschen und konnten es nicht
fassen.
Nein, Simon, ist das nicht eine Gebetserhörung, rief Frau
Gruber?
Vielleicht hast du recht, sagte Herr Gruber zu seiner Frau.
Am Wochenende fuhren beide nach Hamburg, um sich bei
Eduard Sorgenfrei vorzustellen.
Nach einer herzlichen Umarmung kam Sorgenfrei auch gleich
zur Sache, da er unter Zeitdruck litt.
Er schärfte den Grubers seine Bedingungen ein, welche er sich
schriftlich geben ließ.
Seien auch sie Barmherzig sagte er zum Abschied, den Betrag
werde ich auf ihr Konto überweisen.
Sichtlich erleichtert fuhren die Grubers heimwärts.
Schon nach drei Tagen war die stolze Summe von 125.000 Euro
auf Grubers Konto. Die Hausbank von Grubers staunte nicht
schlecht.
Herr Gruber nahm sich zu Hause einen Ordner zur Hand, um
erst einmal alle offenen Rechnungen einzusammeln, um sie
dann zur Bank zu bringen.
Beim sortieren fielen ihm drei Belege in die Hand von Leuten
denen er mal Geld geliehen hatte, welche also bei ihm Schulden
hatten. Es handelte sich einmal um 159.- Euro, um 200.- Euro
und um 50.- Euro. Das war ihm glatt entgangen, hatte er total
vergessen.
Herr Gruber schrieb die Leute sofort an, drohte mit Zahlungsbefehl und Gerichtsvollzieher, denn die Sache war schon über ein Jahr alt.
Verdammt, sagte sich Gruber, ich habe nichts zu verschenken.
Wie konnte ich das vergessen?
Seine Frau aber bat ihn, doch barmherzig zu sein, gemäß der
Abmachung mit Herrn Sorgenfrei.
Und christlich sei dieses Verhalten auch nicht, meinte Frau
Gruber.
Doch Simon Gruber blieb stur.
Doch es kam anders, als er dachte. Einer der Leute, welche
Herrn Gruber Geld schuldeten, wusste von der guten Tat
seines Vetters in Hamburg, weil ein Freund dort in der Firma
arbeitete. Der Schuldner von Herrn Gruber rief also bei seinem
Freund in der Fa. des Herrn Sorgenfrei an und schilderte ihm
die Lage. Der Freund versprach, seinem Chef, Eduard
Sorgenfrei, zu berichten.
Dieser, als er von der Sache erfuhr, war entsetzt und außer
sich, er rief sofort seinen Anwalt an, um umgehend gegen Gruber
vorzugehen und das Geld zurückzufordern - gemäß der gemachten
Vereinbarung.
Gesagt - getan, auf Antrag des Anwaltes wurde das Konto von
Gruber gesperrt. Allerdings waren schon 80.000 Euro an etliche
Schuldner ausgezahlt worden.
Grubers hatten nun eine Klage über 125.000 Euro am Hals.
Frau Gruber blieb unbehelligt, weil alles auf den Namen ihres
Mannes lief.
Simon Gruber fuhr sofort nach Hamburg um sich bei seinem
Vetter zu entschuldigen, damit dieser seine Maßnahmen wieder
rückgängig machen sollte.
Doch Eduard Sorgenfrei putze Simon Gruber runter: „Ich tat
dir Barmherzigkeit und du? Du drücktest deine Schuldner zu
Boden.
Schäme dich und nun raus hier, du wirst mir auch den letzten
Cent zurückzahlen“, rief Eduard Sorgenfrei seinem Vetter
entgegen.
Niedergeschlagen und gedemütigt fuhr Simon Gruber nach
Hause.

Und vergib uns unsere Schuld……
So endet es, wenn man Vergebung und Hilfe erfährt, aber
selbst nicht zur Vergebung und Hilfe bereit ist.




Wolfgang Müller







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