Der Kalender Gottes
- Buch von Angie Arold -





Der Kalender Gottes



Vor mir liegt das Buch "Der Kalender Gottes" von Angie Arold. Ich habe nachfolgend keine typische Buchbesprechung verfasst. Vielmehr war das Buch Aufhänger für mich, auch auf einige der in diesem Buch vertretenen Lehren einzugehen. So ist der folgende Text halb Rezension, halb Aufsatz, denn es fiel mir zugegebenermaßen schwer, beides voneinander zu trennen, so wie es sich eigentlich gehört hätte. Ich hoffe, dass dennoch das Buch inhaltlich nicht zu unterbelichtet dargestellt wird und die sonstigen Äußerungen nicht zu weit vom eigentlichen Buch und dessen Inhalt wegführen. Die Autorin unternimmt den Versuch, in ihrem Buch die sogenannte Allversöhnungslehre biblisch zu untermauern. Zumindest verblieb nach der Lektüre des Buches der Eindruck bei mir, dass dies das zentrale Thema schlechthin des Buches ist, wenn es sich auch bestimmt nicht nur darauf reduzieren lässt. Immerhin hat das Buch etwas in mir bewegt und das ist bei einem Buch immer gut, egal wie man zu dessen Inhalt steht.



Allversöhnungslehre

Diese Lehre nimmt an, dass letztendlich alle Menschen errettet werden und zum ewigen Leben bei Gott gelangen, auch diejenigen, die Jesus Christus zu ihren Lebzeiten nicht angenommen haben. Einige Allversöhner schließen dabei auch die Dämonen und Satan mit ein. Zu dieser Gruppe gehört ganz offensichtlich auch die Autorin, die die Auffassung vertritt, dass einmal das gesamte All mit Gott ausgesöhnt werden wird (S. 110 et al).

Anhand einer  eingehenden Überprüfung wird man feststellen, dass es sich bei der Allversöhnungslehre um eine falsche Lehre handelt und, was noch gravierender ist, um eine falsche Sicherheit, mit weitreichenden Auswirkungen auf diejenigen, die sich auf sie verlassen. In der Allversöhnungslehre wird in der Regel nicht bestritten, dass es ein Gerichtshandeln Gottes geben wird, es würde sich aber nie um ein ewiges Gericht handeln, sondern um lange, aber begrenzte Zeiträume (Äonen), an deren Ende die Verurteilten Buße tun und von Gott begnadigt werden würden. Auch die Autorin vertritt in ihrem Buch diese Äonenlehre.  Selbst die Dämonen und Satan würden gemäß dieser Lehre nach einer langen Zeit der Bestrafung Buße tun und von Gott in sein ewiges Reich aufgenommen werden.

Die Autorin lässt erkennen (S. 89 ff.), dass sie sich der Form der Allversöhnungslehre zugehörig fühlt, die besagt, dass aufgrund des Kreuzestodes Jesu und dessen Auferstehung letzten Endes alle Menschen mit Gott versöhnt und errettet würden unabhängig davon, ob sie das Blut Jesu in Bekehrung und Wiedergeburt persönlich für sich in Anspruch genommen haben. Die Autorin begründet dies damit, dass Gott schrittweise vorginge. Es würde Gottes Heilsplan entsprechen, dass nicht alle Menschen zu ihren Lebzeiten glauben können (S. 152). Diese Auffassung wird durch nichts in der Bibel unterstützt. Ja sie propagiert auf diese Weise einen begrenzten Gott, dem nicht zuzutrauen sei, jeden Menschen über alle kulturellen und tatsächlichen Grenzen hinweg, jederzeit zu Lebzeiten mit seinem Evangelium zu erreichen.

In das Christentum ist die Allversöhnungslehre durch Origenes eingedrungen, eines Kirchenlehrers aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Seitdem wurde sie u.a. von Jakob Böhme (1575-1624) und Vertretern des schwäbischen Pietismus, wie z.B. Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) und Johann Michael Hahn (1758-1819) vertreten.  Die Anhänger dieser Lehre begründen sie mit einigen Bibelstellen, die sie in ihrem Sinne deuten. Ausgangspunkt der Allversöhnungslehre ist die Überzeugung, dass Gott in erster Linie Liebe, Gnade und Barmherzigkeit sei und dass damit die Vollstreckung ewiger Höllenstrafen unvereinbar sei. Auch die Autorin verweist auf die (korrekte) Bibelstelle "Gott ist Liebe" (1 Joh. 4,8) und legt die große Liebe Gottes auf den Seiten 65ff dar. Die Autorin erliegt hier aber einem Irrtum, wenn sie annimmt, Gottes Liebe sei "grenzenlos" (S. 66) und könne daher niemals zulassen, dass einige seiner Geschöpfe auf immer verloren gingen. Auf beleidigende Weise tritt die Autorin Andersgläubigen entgegen. Sie sei "fassungslos" darüber dass die Mehrheit der Gläubigen diesen "Unsinn" (Tatsache der ewigen Verdammnis) glauben würde (S. 66). Die Menschen die solches glaubten, hätten sich "schockierenden Fabelgeschichten" zugewandt (S. 40). "Solche Leute" (S. 75) müssten ihre Bibel umschreiben. Für sie sei es nur wichtig, dass sie und die eigene Familie gerettet würden. Die anderen Menschen, die sich nicht bekehren wollten, könnten ruhig in einer "ewigen Hölle schmoren" (S. 75). Weiter unterstellt die Autorin, dass Menschen mit einem solchen Glauben Gott als "Versager" hinstellen und einst tief beschämt vor ihrem Retter stehen würden (S. 75). Es sei eine "Schande", wenn Christen behaupten, dass nur "ein paar selbsterklärte bekehrte Gläubige "gerettet würden (S. 75).

Diese Überheblichkeit zieht sich durch das ganze Buch. Als "infame Lüge" bezeichnet es die Autorin, wenn Gläubige von einer ewigen Hölle sprechen (S. 129). Andersdenkende vergleicht sie mit "Blinden, die über Farbe diskutieren" (S. 140). Die Autorin selbst sieht sich im Gegensatz dazu als Sehende, die durch "jahrelanges Forschen in der Bibel" verstanden habe (S. 105).

Einer der bekanntesten Vertreter der Allversöhnungslehre im 20. Jahrhundert, Heinz Schumacher, sagte folgendes: "Die Sünden der Welt, da ist auch die hartnäckigste Ablehnung des Kreuzes, die erbittertste Feindschaft gegen Christus und gegen Gott, ja auch die Lästerung des Heiligen Geistes und jeder Abfall und Rückfall eingeschlossen,  auch wenn die Vergebung äonenlang nicht erfolgen kann, für all das  hat Christus einen einmaligen und voll gültigen Preis bezahlt." ("Okkultes ABC", S. 657).

 Dieser Aussage und auch den Aussagen der Autorin in ihrem Buch muss entgegen gehalten werden, dass Gott nach dem Zeugnis seines Wortes nicht nur Liebe und Barmherzigkeit verkörpert, sondern gleichermaßen auch Heiligkeit und Gerechtigkeit. Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit bewirkten schon kurz nach Erschaffung des Menschen die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Ebenso hat Gott Zorn über die Sünde, obwohl er den Sünder liebt. Wenn der Sünder nicht Buße tut, trifft der Zorn beide, Sünde und Sünder.

Joh 3,36 "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm."

Die Heiligkeit Gottes schließt es aus, mit Sündern Gemeinschaft zu haben. Die Bibel sagt über das neue Jerusalem:

Offenbarung 21,27 "Und alles Gemeine wird nicht in sie hineinkommen, noch derjenige, der Greuel und Lüge tut, sondern nur die, welche geschrieben sind im Buch des Lebens des Lammes."

Die Gerechtigkeit Gottes schließt es aus, Sünde zu übersehen und keine Vergeltung zu üben. Im Römerbrief heisst es:

Röm 2,5-9 "Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen, ewiges Leben; denen jedoch, die von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm.  Drangsal und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen"

Dies bezieht sich immer auf unser gegenwärtiges Erdenleben. Nach dem Tode kann kein Mensch mehr Buße tun, es wäre auch unlogisch, denn wer sagt, dass ein Mensch nach dem Tode aufrichtig Ja zu Jesus sagt, wenn er dies zu Lebzeiten nicht vermochte? Eine solche "Bekehrung" könnte nur durch Gerichtsdruck und nicht freiwillig geschehen. Solchen Zwang kennt Gott nicht. In diesem Punkt hat die Autorin Recht, wenn sie schreibt, dass Gott unsere freiwillige Liebe möchte. Und selbst wenn ein Mensch einem äonenlangen Gericht ausgesetzt wäre, wer sagt, dass er anschließend Buße tun würde? Er könnte es auch dann noch genauso ablehnen, in Gottes ewiges Reich zu kommen. Gott möchte niemanden zu sich zwingen.

Nur in Jesus Christus und seinem stellvertretenden Opfer kann der Sünder Vergebung seiner Sünden finden:

Röm 6,23 "Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn."

 Die Autorin bestreitet es zwar nicht, dass Gott über die ohne Jesus Christus verstorbenen im Weltgericht ein Verdammungsurteil ausspricht und dieses auch vollstreckt. Sie ist jedoch der Meinung, dass diese Strafe nicht ewig dauern würde, sondern höchstens viele Äonen lang. Unter "Äonen" wird ein langer, aber begrenzter Zeitraum verstanden. Die Äonen-Lehre der Allversöhner geht von dem griechischen Begriff "Aion" aus, der in einer seiner Bedeutungen "Zeit" oder "Zeitspanne" bedeutet. Die meisten Allversöhner gehen davon aus, dass es mindestens vier (bei der Autorin sind es fünf) Äonen gäbe.

- Schöpfungsäon:  Von der Erschaffung der Engel, sowie des Himmels und der Erde bis zum Sündenfall von Adam und Eva.

- Äon der gefallenen Welt: Vom Sündenfall bis zum Kommen Jesu Christi

- Erlösungsäon: Vom Kommen Jesu bis zu seiner Wiederkunft

- Wiederbringungsäon: bestimmter Zeitabschnitt nach dem Weltgericht und nach der Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde. Im Wiederbringungsäon würden alle bösen Engel und Menschen nach vielen Läuterungsstufen zu Gott zurück geführt.

Nach Abschluss des Wiederbringungsäons würde gemäß dieser Auffassung das sog. "Pleroma" (gr.)  entstehen, welches mit "Fülle", "Vollzahl" oder "Vollkommenheit" wiedergegeben werden kann. Gott wäre dann "Alles in allem".

 In ihrem Buch beschreibt die Autorin eine etwas abgewandelte Form dieser Äonenlehre. Das erste Äon würde ebenfalls mit der Erschaffung der Himmel und der Erde beginnen. Das zweite würde mit dem Wort Gottes "Es werde Licht" bis zur Sintflut andauern. Anschließen würde sich der dritte Äon, in dem wir uns  befänden, dem "bösen Äon" (Gal. 1,4). Danach folgte das vierte Äon, beginnend mit der Errichtung des tausendjährigen Friedensreiches. Der Tag des Herrn würde demnach dieses Äon abschließen, worauf das fünfte und letzte Äon folgen würde. Dieses ist bei der Autorin wieder weitgehend identisch mit dem letzten Äon in der Vier-Äonen-Lehre, also dem Erreichen der Vollzahl, der Aussöhnung des gesamten Alls mit Gott.

 Die der Allversöhnungslehre zugrunde liegende Interpretation des biblischen Begriffs Aion und damit zusammen hängender ähnlicher Begriffe, wird unter anderem damit begründet, dass dieser Begriff in der Bibel im Plural vorkommt. Wenn der Begriff "ewig" oder "Ewigkeit" bedeuten würde, dürfe er aber nur im Singular vorkommen, da es nur eine Ewigkeit gäbe. Auch würden die Begriffe für Äon in der Bibel auch für Dinge, Einrichtungen oder Zustände verwendet, die offensichtlich nicht ewig wären, sondern einen Anfang und/oder ein Ende hätten. Vorgebracht wird in diesem Zusammenhang etwa Nehemia 2,3 wo Nehemia dem Perserkönig Artaxerxes ewiges Leben wünscht.  Dem muss jedoch entgegen gehalten werden, dass das Wort Aion zumeist eine schlechthin unbegrenzte Zeit und damit die Ewigkeit bedeutet.  So wird in Offenbarung 11,15 und 22,5 mit diesen Worten von der Herrschaft Gottes und Jesu Christi bzw. der Gläubigen im Himmelreich gesprochen, während in Offenbarung  14,11 und 20,10  mit den gleichen Worten von der Strafe der Verdammten gesprochen wird. Diese Wortverbindung wird daher zu Recht allgemein mit "von Ewigkeit zu Ewigkeit" oder "In die Ewigkeit der Ewigkeiten" übersetzt. Und auch wenn an anderen Stellen von "aionios" die Rede ist, so bedeutet dies "ewig" und zwar auch an den Stellen, die von der Verdammnis sprechen. Als Beispiele seien genannt:

- Mt 18,8:
Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anlass zur Sünde gibt, so hau ihn ab und wirf ihn von dir! Es ist besser für dich, lahm oder als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen oder mit zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden.

- Mt 25,41-46:
Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!

Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan.Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.

- Mk 3,29:
wer aber gegen den Heiligen Geist lästern wird, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig;

- 2 Thess 1,9:
sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke,

- Hebr. 6,2:
der Lehre von Waschungen und der Handauflegung, der Totenauferstehung und dem ewigen Gericht.

- Judas 7:
wie auch Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die in gleicher Weise wie sie Unzucht trieben und hinter fremdem Fleisch herliefen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden.


Wollte man bezweifeln, dass an diesen Stellen eine ewige Dauer der Verdammnis gemeint ist, so müsste man logischerweise ebenfalls bezweifeln, dass die an vielen Stellen mit den gleichen Worten verheißene Seligkeit der Gläubigen im Himmel auch ewig sei. Auch Gottes ewigen Charakter müsste man dann bezweifeln, da in Römer 16,26 vom ewigen Gott (aionios Theos) die Rede ist. Daher muss die Äonenlehre der Allversöhner, insbesondere was den Wiederbringungsäon (bei der Autorin der fünfte Äon) betrifft, als gnostische Irrlehre und unbiblische Spekulation bewertet werden.

Zudem sagt uns Gott nicht, dass ein Mensch zu beliebigen Zeiten Buße tun könne. Dies kann er nur zu den von Gott gegebenen Zeiten tun. Das ist während der Lebensspanne eines Menschen. In diesem Zeitraum schenkt Gott Raum zur Buße In Hebräer 3 heisst es:

Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht." (Hebr. 3,8, ebenso 3,15). Die Bibel lehrt dass jetzt der Tag des Heils ist und nicht, dass wir auch nach dem Tode im Jenseits Raum zur Buße finden könnten:
"
Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils." (2 Kor. 6,2)

Gottes Liebe ist groß, die Autorin versteigt sich sogar zu der Aussage, dass Gott seine eigenen Geschöpfe "über alles" liebe (S. 130). Das ist eine unbiblische Spekulation, nirgendwo in der Bibel steht, dass Gott uns "über alles" liebt. Seine Liebe kann sicherlich mit "über alle Maßen" bezeichnet werden, so groß, dass er selbst in Jesus Mensch wurde und sich für uns opferte. Aber wer sind wir, dass wir Gottes Gedanken erfassen könnten und darüber belehren könnten, ob oder wen Gott über alles liebt?

Im Buch finden sich weitere Widersprüche. Einerseits sagt die Autorin: "Alles Göttliche ist groß und einfach, alles Menschliche ist klein und kompliziert" (S. 157). Andererseits aber führt sie aus, dass man manche "Geheimnisse" der Bibel nur mittels jahrelangem Studium erfassen könne. Ihr eigenes Thema bezeichnet sie als "komplex und nicht leicht zu verstehen" (S. 106). Sie räumt damit also ein, dass ihre Lehre menschlich und somit klein und kompliziert sei. Die Botschaft Gottes ist aber eine einfache, so einfach, dass ein Kind sie verstehen könnte.

Persönlich betroffen war ich von der Aussage der Autorin, dass Gott das Böse selbst erschaffen habe. Sie spricht von einer "dunklen Kulisse", in der sich der Mensch verfängt und in der er "rettungslos verloren scheint" (s. 45). Gott habe demnach das Böse und die Sünde bewusst erschaffen, um dann seine Liebe zeigen zu können und die Menschen am Ende doch noch zu erretten. Es gibt ein bestimmtes Syndrom bei manchen Menschen, das sog. "Münchhausen-Stellvertretersyndrom". Täterinnen sind meist Mütter, die ihrem Kind bewusst Schaden zufügen, beispielsweise ihm Krankheitserreger spritzen. Darauf hin können sich die Mütter dann fürsorglich um die medizinische Behandlung der Kinder kümmern. Die Autorin wirft Gott ähnliches vor. Gott hat aber das Böse nie erschaffen. Bevor er den Menschen schuf, gab es bereits die Engel, ebenso wie wir ausgestattet mit einem freien Willen. Erst als ein Engel, sich über Gott erheben wollte, entstand die erste Sünde. Bekanntlich wurde dieser Engel dann zu Satan und mit einem Drittel der Engel, die sich ihm anschlossen, aus Gottes Reich geworfen. Das heisst aber nicht, dass Gott die Sünde und das Böse schuf. Da er freie Wesen schuf, gab er ihnen natürlich auch die Möglichkeit, sich gegen ihn zu entscheiden. Und vermutlich war es auch so, dass Gott wusste, was passieren würde. Ihm aber deswegen das Kalkül zu unterstellen, bewusst das Böse erschaffen zu haben, grenzt an Gotteslästerung.

Was würde der erste Fabrikant von Küchenmessern wohl gesagt haben, wenn man ihm vorgeworfen hätte, den Mord per Küchenmesser erschaffen zu haben, weil tatsächlich erstmals ein Mensch von einem anderen Menschen durch ein Küchenmesser getötet wurde?  Er würde völlig zu Recht so argumentieren, dass die Möglichkeit des Missbrauchs leider nicht auszuschließen sei, anderenfalls müsste man komplett darauf verzichten, Küchenmesser herzustellen. Auch Gott hat diese Möglichkeit bewusst einkalkuliert, aber das macht ihn nicht zum Schöpfer des Bösen und der Sünde. Wenn die Autorin ihre Auffassung zum Beispiel mit der Bibelstelle Jesaja 45,7 zu belegen versucht (Ich bin der HERR — und sonst keiner —, der das Licht bildet und die Finsternis schafft, der Frieden wirkt und das Unheil schafft. Ich, der HERR, bin es, der das alles wirkt.), so deutet sie diesen Vers einseitig in ihrem Sinne um. Alles gipfelt in dem sicherlich auf den ersten Blick erschreckenden Satz: Gott schafft Licht und (!) Finsternis. Die Babylonier und andere Religionen verteilen die Entstehung des Guten und des Bösen auf zwei verschiedene Götter, einen für den Tag und einen für die Nacht. Gott offenbart sich in diesem Vers in Kontrast dazu als der Herr über alles. Mit Finsternis schaffen muss nicht gesagt sein, dass Gott auch das Böse geschaffen habe. An keiner Stelle der Bibel wird gesagt, woher das Böse generell kommt. Nie wird gesagt, dass Gott den Teufel geschaffen habe. Woher er kommt, bleibt Gottes Geheimnis. Für uns ist nur wichtig zu wissen, dass der Vater Jesu Christi auch der Herr über die Nachtzeiten unseres Lebens und der Geschichte ist. Nichts ist seiner Macht entzogen. Alles darüber hinausgehende ist reine Spekulation.

Eine Eigenart Gottes ist es, auch die schlimmsten Situationen noch für gute Zwecke zu gebrauchen. Ja, das kann man sicherlich unterschreiben, dass Gott das Finstere nutzt, um mit seinem Licht in die Situation zu scheinen. Und auch richtig ist, dass Gott für alles einen Plan hat, das gipfelt in seiner Entscheidung, seinen geliebten Sohn für uns zu opfern. Jesus Christus ist der Mittelpunkt in Gottes Heilsplan. Hier kann man der Autorin bei ihren entsprechenden Aussagen nur zustimmen. Aber widersprechen muss man ihr bei den Schlussfolgerungen, die sie zieht, bei der Umdeutung von Bibelstellen in ihrem Sinne und somit der Verführung, die sie mit ihrem Buch fördert. Auch liest man in ihrem Buch vieles über Jesus Christus, als den Sohn Gottes, ich habe aber keine Stelle gefunden, in der die Autorin klar macht, dass Jesus selbst Gott ist, der Mensch-gewordene Gott, Teil der Trinität aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.



Würde die Allversöhnungslehre stimmen, so müsste auch niemand eine Entscheidung zu Lebzeiten treffen. Ja man könnte sogar ohne jede Rücksicht Tun und Lassen, was man wollte. Selbst wenn ein begrenztes Gericht die Folge wäre, was ist das schon verglichen mit der Ewigkeit? Nein, diesen Weg hat Gott nicht gewählt. Seine unaussprechliche Liebe hat sich ausgedrückt im Tod seines Sohnes Jesus Christus für uns. Seine Gnade und Barmherzigkeit übersteigen jedes menschliche Vorstellungsvermögen. Aber Gott ist eben auch heilig. Er gibt uns jetzt die Chance zur Umkehr. Eine weitere wird es nicht geben.

Das Buch von Angie Arold ist eigentlich überflüssig, die darin enthaltenen Lehren gibt es so schon seit langem. Der Autorin ist daraus im Grunde kein Vorwurf zu machen, denn sie gibt selbst zu "Es ist nichts neues, worüber ich hier schreibe" (S. 9). Dennoch habe ich geradezu die Aufforderung verspürt, auf einige der vertretenen Thesen einzugehen. Ich bin der Meinung, dass dieses Buch so nicht unwidersprochen stehen bleiben kann. Insofern ist es vielleicht gar nicht überflüssig, da die enthaltenen Themen durchaus relevant sind. Natürlich ist es schade, dass die Autorin zu den im Buch skizzierten Ergebnissen kommt. Es gibt auch andere Allversöhner, die zwar in diesem Punkt irren, aber ansonsten wahre Christen sind und Jesus Christus aufrichtig lieben. Diesen Eindruck habe ich auch bei der Autorin. Das führt aber nicht dazu, dass ich zu ihren Aussagen schweigen könnte. Auch bin ich nicht auf alles in dem Buch eingegangen, dies würde sonst den Rahmen sprengen. Was die angesprochenen Punkte angeht, so hat es mir einfach in den Fingern gejuckt und ich kam kaum mehr weg von der Tastatur. Insofern gewinne ich dem Buch auch etwas Positives ab. Empfehlen kann ich es nicht, das würde mir mein Gewissen nicht erlauben. Aber ignorieren sollte man es auch nicht. So ist das eben mit dem Glauben: Man wird ja nicht dazu gezwungen, dem Buch zu glauben.





Eckart Haase




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