Ari, der Hirtenjunge
- weihnachtliche Kurzgeschichte -





Ari, der Hirtenjunge




Ari war ein Hirtenjunge. Er trieb mit seinem Vater eine Schafherde von Ort zu Ort. Er war erst zehn Jahre alt, aber groß und stark.
An diesem Tage waren sie weit herumgezogen, denn die Weiden waren fast alle abgegrast.
„Morgen müssen wir in eine andere Gegend wandern“ hatte der Vater gesagt,
„hier in Bethlehem werden die Schafe nicht mehr satt.“
Nun lag Ari im Zelt und konnte nicht einschlafen. Er war zwar sehr müde, aber von draußen schien ein so helles Licht herein, dass er immer wieder die Augen aufschlug.
„Was kann das nur sein“ dachte er, „normalerweise ist es um diese Zeit schon stockdunkel.“
Er erinnerte sich daran, dass er, als sie von der Weide kamen um die Herde in einen Unterstand zu bringen, am Horizont ein sehr großer Stern aufging. Trotz der erst einsetzenden Dämmerung hatte er sehr hell geleuchtet. Er war auch viel größer als Sterne normalerweise sind. Das hatte Ari trotz der Entfernung deutlich sehen können. Er hatte gehört, das sich andere Hirten mit seinem Vater darüber unterhalten hatten, dass bad ein Komet am Himmel erscheinen würde. Sie fürchteten sich vor seiner Ankunft und glaubten, dass er Unglück bringe. Ob dieser ungewöhnlich große Stern wohl der erwartete Komet war? Gleich, wenn der Vater von den Schafen zurückkam, wollte Ari ihn danach fragen. Wo blieb er nur? Er hätte schon längst zurück sein müssen.
Ari wälzte sich auf seinem Lager hin und her. Er versuchte an nichts zu denken, aber trotzdem fand er keinen Schlaf.
Plötzlich kam ihm der Gedanke, ob das helle Licht nicht von einem Feuer kam, das da draußen irgendwo ausgebrochen war. Vielleicht konnte er sich nützlich machen. Eilig stand er auf, legte seinen warmen Umhang um und ging hinaus.
Draußen blendete ihn das helle Licht so sehr, dass sich seine Augen von selbst schlossen. Zögernd öffnete er sie wieder und sah den übergroßen Stern mit einem langen Schweif über einem Stall in der Nähe stehen.
Neugierig ging Ari auf den Stall zu. Er blieb stehen und lauschte. Was war das für ein Gesang? Langsam ging er weiter. Er hörte wunderschöne Stimmen, die vom „Frieden auf Erden“ sangen. Dann sah Ari noch etwas Ungewöhnliches: Vor dem Stall standen Kamele. Sie waren mit so kostbaren Decken und Zaumzeug geschmückt, wie er es noch nirgendwo gesehen hatte.
„Das sind wohl reiche Fremde, die in dem Stall übernachten wollen“ dachte er. Wegen einer Volkszählung waren in der Stadt alle Unterkünfte belegt.
Dann sah Ari seinen Vater, der am Eingang des Stalles mit anderen Hirten stand. Sein Vater winkte ihn heran. Ari staunte, denn sein Vater, der sonst ein sehr ernster Mann war, hatte einen so fröhlichen Ausdruck im Gesicht, wie Ari es noch nie an ihm gesehen hatte.
Auch die anderen Hirten – sogar der immer griesgrämige Ruben – strahlten um die Wette. Ari wurde von seinem Vater nach vorne geschoben. Er zeigte dabei auf die Futterkrippe.
Ari sah, dass in der Krippe ein Kind lag. Es war noch so klein, als ob es gerade auf die Welt gekommen wäre. Neben der Krippe standen ein Mann und eine Frau. Drei Männer, die in prächtige Gewänder gekleidet waren, knieten vor dem Kind. Sie trugen Kronen auf dem Kopf, die mit unzähligen Edelsteinen geschmückt waren, deren Leuchten den ganzen Stall erstrahlen ließ.
Ari wusste gar nicht wohin er zuerst schauen sollte.
Die Könige packten Geschenke aus und legten sie dem Kind zu Füßen.
Ari sah, dass es Kostbarkeiten waren.
Er hatte so etwas noch nie gesehen. Was hatte das alles zu bedeuten?
Ari sah zu dem Kind. Bei seinem Anblick überkam ihn ein Gefühl von tiefer Zuneigung. Am liebsten wäre er zu ihm gegangen um es zu streicheln. Er hätte ihm gerne auch etwas geschenkt. Aber was? Er besaß nichts.
Da fiel ihm seine Flöte ein. Darauf spielt er, wenn er bei der Herde war und ihm die Zeit zu lang wurde. Er nahm sie aus der Tasche seines Umhanges, ging auf die Krippe zu und begann zu spielen. Noch nie war ihm eine so schöne Melodie eingefallen. Sie ging so zu Herzen, dass alle Menschen in dem Stall Tränen in den Augen hatten.
Das Kind schlug die Augen auf und lächelte ihn an.
Eine unbeschreibliche Freude erfüllte Ari, die er sein ganzes Leben lang nicht mehr verlor.
Ari spielt dieses Lied noch immer, in jeder Heiligen Nacht.
Du musst ganz still werden, dann kannst du es hören.



Regina Hesse



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